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„Tomsk hat mich verzaubert“

Trotz Ruhestand: Bremer Dozentin unterrichtet Lehrerinnen

Tomsk (ORNIS) - In diesen Tagen wird Elke von der Heyde wieder in Tomsk erwartet. Die frühere Fachschuldozentin aus der norddeutschen Stadt Bremen unterrichtet seit zwei Jahren angehende Deutschlehrerinnen in der Stadt am Tom. Ihr Thema: „Das aktuelle Deutschland“. Ihre Erkenntnis: In der einst geschlossenen Stadt haben viele Lehrkräfte immer noch ein „DDR-geprägtes Deutschlandbild“.


Eigentlich hatte sich Elke von der Heyde zum Ende ihrer Berufstätigkeit nicht mehr auf Herausforderungen besonderer Art eingestellt. Doch aufs Altenteil zurückziehen wollte sich die frühere Politikdozentin an einer Fachschule für soziale Berufe in Bremen auch noch nicht. So engagierte sie sich im Deutschunterricht für Aussiedler - und sie vermietete hin und wieder ein Zimmer ihrer Wohnung an Seminarteilnehmer des örtlichen Goethe-Instituts. Die Wende kam, als einmal eine junge Deutschlehrerin aus Tomsk ihre Bremer Gastgeberin einlud, ihre Heimatstadt zu besuchen. Das war im Sommer 2001. Schon im Jahr darauf war sie mehrere Monate lang als Dozentin an der Staatlichen und an der Polytechnischen Universität von Tomsk tätig.

„Die Stadt hat mich verzaubert“, bekennt Frau von der Heyde freimütig, vor allem aber haben es ihr die Studentinnen angetan, die ihr mit fachlichem Interesse und großem persönlichen Engagement begegnen. Literatur und Politik im heutigen Deutschland sind ihre Themen. Das Deutschlandbild vieler Lehrkräfte in Tomsk und anderswo sei überholt, findet sie, da häufig noch die alte DDR dabei Pate stehe und der fachliche und wissenschaftliche Austausch nur langsam beginne, Früchte zu tragen. Acht Unterrichtsstunden pro Woche gibt sie; das reicht, meint Frau von der Heyde, denn schließlich wolle sie in Tomsk keine zweite Karriere beginnen.

Ihre erste Karriere startete sie, als sie bereits Ende 30 war, verheiratet und Mutter zweier Söhne. Bis auf den heutigen Tag sind Eigenständigkeit und Selbstbestimmtheit für sie von besonderer Bedeutung. Und so lässt sie sich von ihrer neuen Tätigkeit in Tomsk auch nicht voll und ganz vereinnahmen. Frühjahr und Sommer verbringt die 65-Jährige im heimischen Bremen. Wenn der Winter naht, ruft Westsibirien. Nun schon zum dritten Mal. (© ORNIS, 1. Oktober 2004)

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