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5000 Einwohner zählt Chanlar heute. Einer von ihnen ist Viktor Klein, der sein Alter mit 69 angibt und sein Lebtag nicht die Kaukasusregion verlassen hat. Vermutlich ist er der letzte Nachfahr jener schwäbischen Siedler, die sich nach 1819 hier ansiedelten und Helenendorf gründeten. Seit 1928 heißt der Ort Chanlar. Nicht weit entfernt liegt die alte Handelsstadt Gänjä. Als 1941 fast das gesamte Dorf und alle übrigen der etwa 20.000 Deutschen in Aserbaidschan deportiert wurden, durften fünf Familien in Chanlar bleiben. Darunter war auch die Familie Viktor Kleins.
Wie es ihm in den vergangenen Jahrzehnten ergangen ist, darüber gibt Viktor Klein offenbar nur ungern Auskunft. Jedenfalls zeigte er sich recht zugeknöpft auf die Fragen des Reporters der „Süddeutschen Zeitung“, der den letzten Deutschen von Chanlar kürzlich besuchte. Sein Haus dagegen gibt offenbar reichlich Auskunft über das Leben früher: die Fotos an den Wänden, die verstaubten Bücher im Schrank, darunter „Brehm’s Tierleben“ von 1892, die Biedermeiermöbel, das verstimmte Klavier. Und Postkarten großer Städte in Deutschland und Österreich. „Steht der Kölner Dom noch?“, fragt Viktor Klein, als er eine Ansichtskarte der Rheinstadt in Händen hält.
Beredter scheint dagegen der Bürgermeister von Chanlar zu sein, Vilyam Haciyev. Immerhin berichtet er, Präsident Alijew persönlich habe ihn beauftragt, das deutsche Erbe des früheren Helenendorf zu bewahren und wiederherzustellen. Und an der Universität von Gänjä studieren junge Leute die deutsche Sprache. (© ORNIS, 22. November 2004)
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