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24. bis 30. Dezember
Immer mehr Obdachlose aus Osteuropa Berlin – Der 38-jährige Karsten Krampitz studierte Geschichte, Politik und Literatur, veröffentlichte zwei Romane und etliche Erzählungen, deren Helden Obdachlose und andere Unbedachte sind, berichtet «Neues Deutschland» am 24. Dezember. Seit Anfang der 1990er Jahre arbeitet er im Nachtcafé ‚Landowsky‘ der Bekentniskirche im Ostberliner Stadtteil Treptow, das aus dem früheren grün-ökologischen Netzwerk Arche hervorgegangen ist und sich um Obdachlose kümmert. Über die Gründung sagte Krampitz der Zeitung: „Wir waren alle sehr erschrocken über diese Armut, und irgendwie lag unsere Idee auf der ursprünglichen Arche-Linie, den Menschen zu helfen, die die DDR verlassen wollten. Da war es nur recht und billig, im wiedervereinten Deutschland denen zu helfen, ... mehr » |
17. bis 23. Dezember
Vergeudung von Qualifikationen Augsburg – Ingenieure aus dem Iran verdingen sich als Hausmeister, Ärztinnen aus Russland als Putzfrauen. Der Grund: In Deutschland fehlen klare und einheitliche Regelungen für die Anerkennung von Berufsabschlüssen, die im Ausland erworben wurden, berichtet «Open PR» am 20. Dezember. Der Internet-Dienst beruft sich auf die erste wissenschaftliche Untersuchung der deutschen Anerkennungspraxis, die Bettina Englmann und Marina Müller unter dem Titel ‚Brain Waste – Die Anerkennung von ausländischen Qualifikationen in Deutschland‘ vorgelegt haben. Eines ihrer Ergebnisse: 86 Prozent der von ihnen befragten Migranten verfügten über einen Berufsabschluss, doch nur 16 Prozent arbeiteten in einem angemessenen Job. Dabei wäre gerade Deutschland wegen des demografischen Wandels auf qualifizierte Zuwanderer angewiesen, ... mehr » |
10. bis 16. Dezember
Gegen Diskriminierung von Russlanddeutschen Göttingen – Deutschstämmige Aussiedler aus Russland werden nach Darstellung der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) zurückgesetzt und diskriminiert, meldet die «Frankfurter Neue Presse» am 10. Dezember. Aus Anlass des Tages der Menschenrechte habe GfbV-Generalsekretär Tilman Zülch zu größerer Unvoreingenommenheit und mehr Offenheit gegenüber Russlanddeutschen aufgefordert. Zülch erinnerte an ihre „erschütternde Geschichte“ in der früheren Sowjetunion. Auch nach ihrer Rehabilitation in den 1950er Jahren seien Russlanddeutsche weiterhin „massiv diskriminiert und in ihrer Entwicklung behindert“ worden. Berlin – 2.500 Mitglieder zählt die evangelisch-lutherische Propstei in Kaliningrad. Sie umfasst 44 Gemeinden, von denen mit knapp 500 Mitgliedern die Stadt Kaliningrad die größte ist, berichtet ... mehr » |
3. bis 9. Dezember
Migranten wollen nicht im Ghetto leben |
26. November bis 2. Dezember
Zwischen den Fronten Frankfurt am Main – Ein Mann und eine Frau haben acht Kinder. Sie sind gläubige Baptisten und kamen als Spätaussiedler nach Deutschland. So beginnt ein Kommentar der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» (FAS) am 2. Dezember. Zwei der Kinder werden nach der dritten Klasse von ihren Eltern aus der Schule genommen, weil der Unterrichtsstoff an der Grundschule nicht mit ihrem Glauben vereinbar sei. Irgendwann zieht die Mutter mit ihnen nach Österreich und unterrichtet sie dort selbst zu Hause, was in Deutschland nicht erlaubt ist. Jetzt entschied der Bundesgerichtshof, den Eltern das Sorgerecht in Schulangelegenheiten zu entziehen sowie das Recht, den Aufenthaltsort der Kinder zu bestimmen. Dem Gesetz nach ... mehr » |
19. bis 25. November
Kulturkampf im Wohnblock? München – Wenn es nach Thomas Dilger ginge, sollte nicht jeder Mieter in jedes Haus einziehen können, weil in manchen Fällen Ärger vorhersehbar sei, berichtet die «Süddeutsche Zeitung» am 23. November. Der Chef der ‚Nassauischen Heimstätte‘, die 64.000 Wohnungen verwaltet, hatte sich dafür ausgesprochen, dass Menschen aus ähnlichen Kulturkreisen in einem Mietshaus zusammenleben sollten. Für diese Ansicht habe er sowohl Kritik als auch Zustimmung geerntet, schreibt das Blatt und zitiert den SPD-Politiker Sebastian Edathy mit der Aussage: „Wenn wir Integration wollen, dann dürfen die Leute nicht aufgespalten werden.“ Der Soziologe Jens Dangschat sei dagegen der Meinung, dass es Probleme gebe, wenn die Kluft zwischen den Nachbarn als zu ... mehr » |
12. bis 18. November
Bundesgerichtshof: Keine religiös geprägten Parallelgesellschaften |
5. bis 11. November
Schlüsselfrage Integration Norderstedt – Im schleswig-holsteinischen Landkreis Segeberg leben rund 14.000 Ausländer. Würden die bis zu 7.000 Spätaussiedler der Kreishauptstadt Norderstedt hinzugerechnet, käme man auf ein ähnliches Verhältnis wie im Bundesgebiet: Jeder sechste Bewohner in Deutschland hat einen Migrationshintergrund, berichten die «Lübecker Nachrichten» am 8. November. „Deshalb ist die Integration eine der wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit. Es ist eine Schlüsselfrage“, zitiert die Zeitung den Sozialdezernenten der Stadt, Harald Freter. Mit einem Workshop am 10. November im Rathaus von Norderstedt solle versucht werden, das Thema Integration von mehreren Seiten zu beleuchten. Vertreter vom Landesinnen- und –justizministerium würden die politische und rechtliche Lage darstellen, der Landessportbund den Sport als Zugkraft der Integration. Zudem ... mehr » |
29. Oktober bis 4. November
„Da haben wir Flasche ausgetrunken“ Frankfurt am Main – Unter den Trinksitten gehören die russischen zu den berüchtigten, heißt es in der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» (FAS) am 4. November. Das Blatt bezieht sich auf die Zeitschrift „Blutalkohol“ (Heft 3, 2007), in dem ein Experiment zu den Folgen des russischen Trinkstils im Straßenverkehr wiedergegeben wird. Konkret ging es um die Frage, ob Verkehrssünder mit einer besonders hohen Konzentration von Alkohol im Blut als alkoholabhängig gelten dürfen, was vor allem für den so genannten Idiotentest von großer Bedeutung ist. Spätaussiedler oder andere Verkehrsteilnehmer, die aus Russland stammen, bestreiten meist trotz hoher Alkohol-Blutwerte, abhängig zu sein. Bislang wurde dieses Leugnen von den Behörden ... mehr » |
22. bis 28. Oktober
„Keinen Gedanken an eine Rückkehr verloren“ Buchen – Vor 50 Jahren haben sie im kasachischen Linejewka geheiratet. Als Andreas und Magdalene Zimmermann, geborene Hauk, jetzt in Buchen im Odenwald ihre Goldene Hochzeit feierten, gratulierten drei Söhne, drei Töchter, drei Schwiegertöchter, drei Schwiegersöhne, 16 Enkel und fünf Urenkel, heißt es in den «Fränkischen Nachrichten» am 27. Oktober. Sie hätten es nie bereut, nach Deutschland ausgesiedelt zu sein, berichtet das Jubelpaar der Zeitung: „Nicht einen Gedanken haben wir an eine Rückkehr nach Kasachstan verloren.“ Dennoch habe es lange gedauert, bis sie sich in der neuen Heimat, wo sie seit 1991 leben, eingelebt hätten. Die heute 71 Jahre alte Magdalena Zimmermann hat nie eine Schule ... mehr » |
Biblische Ethik
Stuttgart – In Stuttgart steht ein Spätaussiedler-Ehepaar vor Gericht – als Kläger. Vor dem Verwaltungsgericht wollen die Eltern die Befreiung ihrer zwölfjährigen Tochter von der Schulpflicht durchsetzen. Alexander und Irene P., strenggläubige Baptisten, schicken ihre Tochter auf eine „christliche Grund- und Hauptschule“ in Windischenbach, eine Heimschule bibeltreuer Christen, wie der «Südkurier» am 25. Juli berichtet. Die hat allerdings keine Unterrichtsgenehmigung. Zahlreiche Medien, so am gleichen Tag die Berliner «Tageszeitung» und später auch das Katholische Nachrichtennetz «kath.net» haben über den Fall berichtet, der nicht der erste in Deutschland ist. „Auch die baden-württembergische Justiz hatte schon einige Male mit ´Schulverweigerern` aus religiösen Gründen zu tun“, heißt es im Südkurier. Den Strenggläubigen passt die Erziehung an öffentlichen Schulen nicht. Dort habe man sich „von biblischer Ethik und Schöpfungsgeschichte abgewandt“, so der Vorwurf im Stuttgarter Verfahren. Und statt Unterordnung unter die Obrigkeit werde die Schüler staatlicher Schulen ständige Rebellion und unablässiges Hinterfragen von Autoritäten gelehrt, wie die russlanddeutschen Kläger in ihrem Schriftsatz ausführen. Das Urteil wird für Anfang August erwartet. In einem zweiten Verfahren wollen die Eltern ihre christliche Heimschule auch noch genehmigen lassen.
Theatergruppe gerettet
Traureut – Die kleine, hauptsächlich aus Russlanddeutschen bestehende Theatergruppe „Szena“ kann weitermachen. Nach zwei Spielzeiten sah es zunächst so aus, als ob das Integrationsprojekt aus finanziellen Gründen aufgeben müsste, doch Gelder aus dem Etat des Traunreuter Jugendreferats haben die Truppe gerettet, schreibt das «Trostberger Tagblatt» am 27. Juli. Durch die nun beschlossene Zusammenarbeit von „Szena“ mit dem Theaterchen „O“, so die Zeitung, werden jetzt erstmals auch russlanddeutsche und einheimische Schauspieler „generationenübergreifend“ zusammenspielen. An dem neuen Stück „Die Schneekönigin“, das ab Januar aufgeführt werden soll, wirken ein Zehnjähriger und zwei Über-50-Jährige mit.
Einfach einmal zuhören
Bitterfeld – Am diesjährigen Tag des Ehrenamtes, 5. Dezember, werden auch im Altkreis Bitterfeld Bürger für ihr ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet, berichtet die «Bitterfelder Zeitung» am 25. Juli. Getragen wird der Preis mit dem Titel „Helfer mit Herz“ von der örtlichen Kreissparkasse und der Mitteldeutschen Zeitung, die in Abständen Menschen vorstellt, denen die Auszeichnung zugesprochen werden könnte. Diesmal geht es um Anita Haarbach aus Zörbig, die in der Region als „gute Seele“ gilt. Seit 1994 sei die heute 53-Jährige als ehrenamtliche Mitarbeiterin der Zörbiger Kleiderkammer aktiv. Damals war sie schon seit einem Jahr arbeitslos. Da sie kein Mensch sei, der seine Hände in den Schoß legt, engagierte sie sich unentgeltlich in Zörbig und Umgebung hauptsächlich für Aussiedler, „die meist aus Kasachstan kamen und sehr dankbar für ihre praktische Hilfe beim Kampf im Behördendschungel, bei der Wohnungssuche oder anderen alltäglichen Dingen waren“. Sie hätten aber auch ihre Fähigkeit geschätzt, einfach einmal zuzuhören. Jetzt kämen zwar keine Russlanddeutschen mehr nach Zörbig, doch zu vielen von ihnen, die sich längst anderswo etabliert hätten, halte sie noch immer Kontakt.
Achtung: Knollenblätterpilz
Mainz – Noch ist die Pilz-Ernte mager, doch schon gab es reichlich Magenschmerzen nach dem Verzehr der Knollen. Vom 1. Mai bis Mitte Juli hätten rund 80 Anrufer über Beschwerden geklagt, berichtet Hans-Jürgen Reinecke vom Giftinformationszentrum in Mainz der «Mitteldeutschen Zeitung» am 23. Juli. Im vergangenen Jahr seien im gleichen Zeitraum 23 Pilz-Notrufe eingegangen. Das der Universitätsklinik Mainz angegliederte Zentrum ist Beratungsstelle für Hilfesuchende in Hessen und Rheinland-Pfalz. Verwechslungen von giftigen Pilzen mit Speisepilzen sind laut Reinecke die häufigste Ursache für Vergiftungen. Nicht selten würden giftige Knollenblätterpilze mit Champignons verwechselt. „Vor allem Russlanddeutsche wenden sich mit Beschwerden oft an uns, denn in Russland gibt es ungiftige Pilze, die dem Knollenblätterpilz sehr ähnlich sehen.“
Sinsheimer Tafel
Sinsheim – 600 Bedürftige versorgt der Sinsheimer Tafelladen mit Lebensmitteln zu einem Drittel des Marktpreises, und die Käufer stehen Schlange vor dem Eingang, berichtet die «Rhein-Neckar-Zeitung» am 25. Juli. Der Andrang ist so groß, „dass sich inzwischen die Kundschaft wegen der Billigware gegenseitig beharkt“. Es seien vor allem die Russlanddeutschen, die sich schlecht behandelt fühlten. Massive Vorwürfe äußerte vor allem Lilija Matz, eine arbeitslose Modedesignerin: „Wir Russlanddeutsche werden häufig wie Abfall behandelt“, Türken würden bevorzugt bedient und verließen den Laden dann mit dicken Tüten. „Für uns bleibt oft wenig übrig.“ Mario Zorn, Gründungsmitglied des Vereins „Sinsheimer Tafel“, kennt die Kritik. Bei den zwei Dutzend Mitarbeitern, die in Dreierteams an drei Nachmittagen verkaufen, könne „schon mal was danebengehen“, räumt er ein.
Grünes Licht für Integrationsarbeit
Rotenburg – Sozialarbeiter Eduard Hermann hat Verstärkung bekommen. Natalia Schäfer heißt seine neue Mitarbeiterin, die sich mit ihm um die Integration von zugewanderten Jugendlichen in Rotenburg kümmern wird. Eigentlich war das Projekt „Kontakt – aufsuchen statt ausweichen“ nach drei Jahren ausgelaufen, schreibt die «Rotenburger Rundschau» am 27. Juli. Doch es war mit der Einrichtung eines offenen Sportkreises und dem Fitnessraum so erfolgreich, dass die Stadtpolitiker die Arbeit nicht einfach auslaufen lassen wollte. Neue Mittel des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge und ein Zuschuss der Stadt lassen das Projekt für junge Aussiedler und Ausländer jetzt weitere drei Jahre zu. Die 26-jährige Schäfer wurde in Kasachstan geboren, lebt seit 17 Jahren in Rotenburg und hat gerade eine Ausbildung zur Erzieherin beendet. Ihr wird es, sagt sie der Zeitung, bei ihrer Arbeit vor allem um muslimische Mädchen gehen.
Dealer und Kunden waren Russlanddeutsche
Düsseldorf – Sechs Monate ermittelte die Polizei, dann schlug sie zu. Den Fahndern ging ein organisierter Drogenring ins Netz, schreibt die «Rheinische Post» am 27. Juli. Sieben Männer wurden festgenommen, darunter ein 47-jähriger drogensüchtiger Kurier, der über drei Kilogramm Heroin aus den Niederlanden nach Düsseldorf geschmuggelt haben soll. Das Rauschgift wurde im Straßenhandel weiterverkauft, berichtet das Blatt. Der 31-jährige Kopf des Drogenrings sei ein Tschetschene. Bei Dealern wie Kunden handele es sich vornehmlich um Russlanddeutsche.