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5. bis 11. November

Schlüsselfrage Integration

Norderstedt – Im schleswig-holsteinischen Landkreis Segeberg leben rund 14.000 Ausländer. Würden die bis zu 7.000 Spätaussiedler der Kreishauptstadt Norderstedt hinzugerechnet, käme man auf ein ähnliches Verhältnis wie im Bundesgebiet: Jeder sechste Bewohner in Deutschland hat einen Migrationshintergrund, berichten die «Lübecker Nachrichten» am 8. November. „Deshalb ist die Integration eine der wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit. Es ist eine Schlüsselfrage“, zitiert die Zeitung den Sozialdezernenten der Stadt, Harald Freter. Mit einem Workshop am 10. November im Rathaus von Norderstedt solle versucht werden, das Thema Integration von mehreren Seiten zu beleuchten. Vertreter vom Landesinnen- und –justizministerium würden die politische und rechtliche Lage darstellen, der Landessportbund den Sport als Zugkraft der Integration. Zudem werde erörtert, wie sich Verwaltungen und Unternehmen den Zuwanderern öffnen könnten oder wie ein gedeihliches Zusammenleben im Stadtteil gestaltet werden sollte.


Weniger „klassische Jugendcliquen“

Backnang – „Ruhestörung, Vandalismus, Pöbeleien und Vermüllung – es sind nicht mehr nur jugendliche Spätaussiedler, die durch solcherlei Verhalten in der Öffentlichkeit auffallen“, heißt es in der «Backnanger Kreiszeitung» am 6. November. Die klassische Clique mit einer Herkunftsnationalität gibt es zwar noch, äußerte kürzlich die Sozialamtsleiterin Renate Schmetz, doch neuerdings seien die auffallenden Gruppen „bunt gemischt“ und über das Jugendalter hinausgewachsen. Generell ist nach Erkenntnissen der Sozialverwaltung die Zahl der Menschen „mit Vermüllungs- oder Verwahrlosungstendenz“ und mit psychischen Erkrankungen gestiegen. In Backnang, so das Kreisblatt, soll dem Problem zunächst mit einer halben Sozialpädagogenstelle beim Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) begegnet werden. Der Gemeinderat werde demnächst darüber befinden.


Wie auf einem Dynamitfass

Giengen – Rund 50 Jahre lebte der Angeklagte unter einem Dach mit seiner Schwiegermutter, bis 2001 in Russland, danach in einer kleinen Wohnung im baden-württembergischen Giengen. Am 18. Mai erwürgte der inzwischen 75-Jährige die 89 Jahre alte Mutter seiner Frau im Alkoholrausch, berichtet die «Heidenheimer Zeitung» am 7. November. Die Schwurgerichtskammer des Landesgerichts Ellwangen verurteilte ihn wegen Totschlags in einem minderschweren Fall zu sechseinhalb Jahren Gefängnis. Selbst bei guter Führung könne er frühestens in drei Jahren und zehn Monaten aus der Haft entlassen werden, schreibt das Blatt. Zwei Umstände hätten dazu geführt, dass der Rentner nicht zur Höchststrafe von zehn Jahren Freiheitsentzug verurteilt wurde: Die starke Alkoholisierung zur Tatzeit sowie die Spannungen zwischen Täter und Opfer. Der russische Schwiegersohn sei nie von seiner russlanddeutschen Schwiegermutter akzeptiert und bisweilen provoziert worden, indem sie ihn schon früher und auch seit der Aussiedlung nach Deutschland beschimpfte und nur Deutsch mit ihm sprach, „was der nicht verstanden habe“, so die Zeitung. Der Pflichtverteidiger verglich die räumliche Nähe der Getöteten und seines Mandanten mit einem Leben auf einem Dynamitfass, das am Tag der Tat explodierte.


Zahl der Ehrenamtlichen wächst

Luckau – Sabine Voland, Eveline Walter und Ludmila Berngardt, alle Mitte 50, gehören zum Team der Freiwilligenagentur im brandenburgischen Luckau, das Bedarf und Nachfrage koordiniert, berichtet die «Lausitzer Rundschau» am 6. November. Die drei Frauen vermitteln Hilfe bei Behördengängen, bei älteren Menschen im Haushalt oder beim Einkaufen und übersetzen. Ludmila Berngardt ist Spätaussiedlerin „und kann so anderen Familien helfen, die in Luckau eine neue Heimat gefunden haben“, heißt es in dem Zeitungsbericht. Demnächst will die Freiwilligenagentur auch einen Besuchsservice für Krankenhauspatienten einrichten, deren Angehörige nicht täglich kommen können. Das Ehrenamt sei immer eine zweiseitige Angelegenheit, lässt das Blatt die drei Organisatorinnen zu Wort kommen. „Sie helfen anderen und damit auch sich selbst, weil sie merken, dass sie gebraucht werden“, so Sabine Voland. Die Zahl der Ehrenamtlichen wachse stetig, berichtet auch Roland Kerzmar vom Luckauer Arbeitslosen-Service. Allein bei der Freiwilligenagentur hätten sich seit dem Sommer 56 Männer und Frauen gemeldet, die mitmachen wollten. Gefördert wird das Projekt bis 2013 aus dem Programm Regionalbudget, das vom Europäischen Sozialfonds finanziert wird.


Weniger Mittel für Jugendmigrationsdienste

Lengerich – Für 2007 und 2008 erhalten die Jugendmigrationsdienste der Arbeiterwohlfahr (AWO) und des Vereins Kolping Berufsbezogene Jugendarbeit zwar Zuschüsse vom Landkreis in Höhe von 6.000 beziehungsweise 7.000 Euro pro Jahr, damit aber weniger als beantragt, berichtet die «Neue Osnabrücker Zeitung» am 9. November. Adolf Böcker (CDU) vom Ausschuss für Arbeit und Soziales habe die Ansicht vertreten, es sei völlig normal, dass sich die Förderung im Laufe der Jahre reduziere, wenn ein Problem wie die Integration von jungen Aussiedlern an Schärfe verliere. Von 1989 bis 2006 unterstützte der Landkreis die Jugendmigrationsdienste von AWO und Kolping mit 152.000 beziehungsweise 204.000 Euro.


Reflexionen zur Gitarre

Korbach – Witzig, selbstironisch und manchmal auch melancholisch: Der Historiker, Autor und Liedermacher Andreas Keller hat in Korbach eigene Gedichte und Lieder vorgetragen, in denen auch die Geschichte der Russlanddeutschen thematisiert wurden, berichtet die «Waldeckische Landeszeitung/Frankenberger Zeitung» am 5. November. Keller, der selbst Spätaussiedler ist, wurde 1963 in Russland geboren, studierte zunächst in St. Petersburg und ab 1991 in Freiburg. Vor elf Jahren begann er, in russischer und in deutscher Sprache Gedichte und Prosa zu veröffentlichen. Im März gründete er die Deutsch-Russische Schreibwerkstatt und im Juni das Deutsch-Europäische Zentrum für humanistisches Denken, heißt es in der Zeitung. Reflexionen über Kultur, Sprache, Nationalität „und andere Verrücktheiten des alltäglichen Lebens in der ehemaligen Sowjetunion und dem heutigen Deutschland“ kommen in seinem Buch „Meine Kata-Strophen“ zum Ausdruck. Bei der Lesung in der Korbacher Kiliansgemeinde begleitete er seine deutschen und russischen Texte mit der Gitarre.


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