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Berlin, im November 2008 – Noch sind die näheren Umstände der Bluttat nicht bekannt. Nach ersten Ermittlungen der Moskauer Polizei war Betancourt Ruiz am 26. Oktober in seiner Wohnung von einem Unbekannten erschlagen worden. Als Messmer zwei Tage später aus Deutschland zurückkehrte, wurde er auf die gleiche Weise getötet. Die gemeinsame Wohnung in der Moskauer Petrowka Straße 19 gehört dem Jesuiten-Orden. Die Polizei fahndet jetzt nach einem etwa 40-jährigen Mann, der von Zeugen in der Umgebung der Wohnung gesehen worden sei.
Nach Auskunft der Erzbischöflichen Kurie in Moskau wird der Fall auch von Regierungsseite aufmerksam verfolgt. Kuriensprecher Igor Kowalewski bestätigte, dass das Büro von Staatspräsident Medwedjew sich in die Aufklärung eingeschaltet habe. Allerdings scheint man nach ersten Erkenntnissen einen politischen Hintergrund der Tat auszuschließen. Die Katholische Bischofskonferenz Russlands brachte in einer Verlautbarung ihre Hoffnung zum Ausdruck, „dass die russischen Rechtsorgane in der Lage sind, die Verbrecher zu finden, und dass Gericht und Gesellschaft ihren Missetätern eine objektive juristische und moralische Bewertung geben“.
Otto Messmer
Foto: Claudio Schmid |
Otto Messmer war seit 2002 Ordensoberer der Jesuiten in Russland. Der 47-Jährige war im kasachischen Karaganda geboren worden und hat zahlreiche Geschwister, von denen einige ebenfalls in kirchlichem Dienst stehen. Sein Bruder Nikolaus etwa ist seit 2006 Bischof und Apostolischer Administrator in Kyrgyzstan. Otto Messmer, der die russische Staatsangehörigkeit besaß, war 1988 in Riga zum Priester geweiht worden.
Nach kurzer Gemeindearbeit in der kasachischen Hauptstadt Astana ging er nach Nowosibirsk und leitete dort die Ausbildung künftiger Priester. Seit sechs Jahren lebte er in Moskau und widmete sich neben seiner Ordenstätigkeit auch der Gemeindearbeit. In der ältesten katholischen Kirche Moskaus, St. Ludwig, hielt er zuweilen auch deutschsprachige Gottesdienste.
Der aus Ecuador (42) stammende Victor Betancourt Ruiz lehrte als Professor am Institut für Theologie, Philosophie und Geschichte der Jesuiten in Moskau. Während seiner Ordensausbildung hatte er auch eine Zeitlang in Deutschland gelebt. Der Jesuitenorden ist seit 1992 unter der offiziellen Bezeichnung „Unabhängige russische Region der Gemeinschaft Jesu“ in Russland registriert.
Victor Betancourt Ruiz
Foto: France Catholique |
Der Vorsitzende der Russischen Bischofskonferenz, Joseph Werth, verwies in einer Stellungnahme auf katholische Geistliche, die in den vergangenen Jahren Opfer von Gewalttaten geworden sind. Zu lange sei die Kirche untätig geblieben und sei stets bald zur Tagesordnung übergegangen, kritisierte der Bischof von Nowosibirsk und fügte hinzu: „Wie viele Opfer braucht es noch, damit die Kirche in Russland, in Sibirien vom Schlaf erwacht?“
Mehrere Gemeinden in Deutschland haben in den vergangenen Tagen der beiden Toten gedacht. In Osnabrück hielt Domkapitular Hermann Rickers am 5. November einen Trauergottesdienst. Im Bistum Osnabrück ist die Familie Messmer unter russlanddeutschen Landsleuten sehr geschätzt.
Links zum Thema |
- mehr zum Jesuitenorden - Radio Vatikan zum Mord an den Jesuiten (Tondokument) |
Ihre Meinung |
Amanda, 07.11.2008 22:31:35:
Danke für die Information. Es ist erschütternd, dass so etwas passiert. Mein herzliches Beileid an die Familien von Otto Messmer und Victor Betancourt Ruiz.