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Marx, 26. September 2007 – Das Denkmal konnte nun wieder dank zahlreicher Spenden von Bewohnern der Stadt und Förderern neu geschaffen werden. Es ist eine getreue Kopie der Skulptur, die 1941 mit Liquidierung der deutschen Wolgarepublik zerstört worden war.
Das Denkmal der Zarin hatten die Wolgadeutschen hundert Jahre nach der Erstansiedlung errichten lassen. Die ersten Jahre in dem neuen, unbekannten Umfeld waren für die Kolonisten besonders schwer, insbesondere dann, wenn ehemalige Städter und Handwerker in der Landwirtschaft tätig werden mussten. Aber bereits zwei Generationen später war die Wolgaregion eine der wohlhabendsten Gegenden in ganz Russland. Zu den Haupteinnahmequellen der Bewohner von Katharinenstadt gehörten der Tabakanbau und Stroherzeugnisse. Hier wurden beispielsweise die modischen Strohhüte gefertigt, die man damals überall in den Hauptstädten trug.
Im heutigen Marx findet man so etwas nicht mehr. Im 19. Jahrhundert gab es bereits rund hundert Kolonien. Die Migranten glaubten damals, es geschafft zu haben, und ließen auf dem Denkmal folgenden Dank anbringen: „Der Zarin Katharina in Dankbarkeit von den ausländischen Siedlern“, erzählt man uns im Deutsch-Russischen Haus. Die Spenden gab man gern. Das überschüssige Geld investierte man in die Ausbildung von Kindern, die die Grundschule, die in den Kolonien für alle obligatorisch war, mit besonders guten Ergebnissen abschließen konnten.
Den Auftrag für das Denkmal erhielt Baron von Klodt. Er stellte Katharina in einer römischen Toga auf dem Thron sitzend dar, in der Hand den berühmten Erlass über die Ansiedlung von Kolonisten. Die Skulptur wurde in Bronze gegossen. Um die Skulptur herum entstand der Katharinengarten.
1941, nach der Deportation der Deutschen, transportierte man das Monument „für den Bedarf der Front“ ab. Man zerschlug die Bronzefigur in viele Teile und fertige daraus hauptsächlich kleine Figuren und Büsten mit sowjetischer Thematik. Die Bronzetafel mit der in gotischen Lettern gehaltenen Inschrift fand man ganz zufällig bei Bauarbeiten.
Heimatforscher aus Marx sammelten in 15 Jahre währender akribischer Arbeit in Moskauer und Petersburger Archiven Beschreibungen und Fotos des zerstörten Denkmals.
In St. Petersburg stieß man sogar auf Originalentwürfe, die von Klodt während der Vorbereitungsarbeiten selbst angefertigt hatte. 2005 fasste dann der Gesellschaftsrat bei der Kreisverwaltung den Beschluss, das Denkmal wieder zu errichten. Haushaltsgelder wurden nicht eingesetzt. Innerhalb von zwei Jahren hatten Bewohner der Stadt und Förderer rund zehn Millionen Rubel gespendet. Den Auftrag erhielt der Petersburger Bildhauer Jurij Kisseljow. „Wir wollen damit den Bewohnern der Stadt die Hand zur Vereinigung reichen und bieten ihnen unsere Geschichte an, der wir uns verpflichtet sehen“, heißt es im Deutsch-Russischen Haus. [...]
Da die Stadt seit damals ihr Antlitz sehr verändert hat, musste allerdings ein neuer Platz gefunden werden. Die Zarin thront nun am Ende des Lenin-Prospekts zwischen der Kirow-Straße und der Straße der Kommunisten. Hier hatte man bereits einen Platz mit einer Rotunde für Konzerte der Musikhochschule angelegt. Nun erwägt man in der Rayonverwaltung, hier einen Milizposten einzurichten: die dekorativen Anpflanzungen, der Rasenteppich, die schmiedeeisernen Bänke und Lampen verkörpern schließlich einen gewissen Wert.
In der Bevölkerung diskutiert man schon seit einiger Zeit, ob die Stadt auch ihren historischen Namen zurück erhalten soll. Das ist aber nicht sehr wahrscheinlich, nicht zuletzt wegen der damit verbundenen Kosten. Außerdem ist ja Marx inzwischen auch schon Geschichte.
Quelle: Надежда Андреева: „В Саратовской области
поставят памятник Екатерине II“;
Nadezda Andreeva: „V Saratovskoj oblasti
postavjat pamjatnik Ekaterine II”;
http://www.novgaz.ru/news/163952.html
Übersetzung: Norbert Krallemann