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Hildesheim, im Mai 2008 - Die beiden Wissenschaftler der Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim-Holzminden-Göttingen (HAWK) gehen mit ihrem Forschungsprojekt ungewohnte Wege – zumindest in der Befragung der Russlanddeutschen. Im Internet ist von April bis Oktober 2008 ein Fragebogen in deutscher und russischer Sprache zu finden. Er soll vor allem von jungen Leuten der deutschen Minderheit in Russland und Kasachstan beantwortet werden. Für eine Beteiligung winkt eine Belohnung: iPods, Konzert- und Kinokarten sowie Bücher und Zeitschriften sind zu gewinnen.
Gudrun Mane, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Dokumentations- und Informationsstelle zur Geschichte der Erziehung und Sozialen Arbeit (DIGESA), ist gespannt auf die Antworten: „Mit der Teilnahme können die jungen Leute dazu beitragen, dass ein realistisches Bild der russlanddeutschen Jugend entsteht. Sie können eigene Ideen einbringen und deutlich machen, was sie mit den anderen Jugendlichen verbindet und was sie vielleicht von diesen unterscheidet.“ Aus den bisherigen Forschungen von Vahsen und Mane ist ersichtlich, dass tendenziell immer mehr Jüngere auswandern. Dieser Gruppe komme eine Schlüsselrolle für das Gelingen der Integration in Deutschland zu, meint Gudrun Mane. Das Hauptmotiv für die Abwanderung bestehe darin, bessere Zukunftschancen zu erwarten.
Professor Vahsen und Gudrun Mane im Gespräch mit zwei Studierenden |
Die Befragung der deutschen Minderheit soll nun erstmals ein aktuelles Bild bieten, wie Russlanddeutsche in Russland und Kasachstan heute leben und ob sie sich auf die Ausreise nach Deutschland vorbereiten. Aus einer früheren Studie, die die Hildesheimer Wissenschaftler im niedersächsischen Grenzdurchgangslager Friedland durchführten, wissen sie, dass sich auswanderungswillige Russlanddeutsche vor allem bei Familienangehörigen in Deutschland informieren. „Dabei sind die Informationen, die sie erhalten, häufig selektiv und geben die tatsächliche Lebensqualität in Deutschland nur bedingt wieder“, stellt Vahsen fest.
Deshalb sollen die Ergebnisse der Online-Befragung auch für die praktische Arbeit mit Aussiedlern angewandt werden – etwa in dem neu geschaffenen Integrationszentrum Friedland. „Zum anderen geht es immer auch um die Vermittlung eines differenzierten Bildes der Russlanddeutschen in der deutschen Öffentlichkeit“, unterstreicht Mane. In deutschen Medien würden Aussiedler vornehmlich dann thematisiert, wenn sie Herausragendes leisten oder aber im gesellschaftlichen Abseits stehen.
Links zum Thema |
- zur Umfrage (deutsch) - zur Umfrage (russisch) - Professor Dr. Friedhelm Vahsen - DIGESA |