Nach der NPD buhlt nun auch die extrem rechte Partei „pro NRW“ zu den Wahlen in Nordrhein-Westfalen um russlanddeutsche Stimmen. Nach Angaben aus der Partei soll sich ein Arbeitskreis Russlanddeutsche bei pro NRW gegründet haben, dessen Vorsitzender Alexander Voigt ist, Stadtrat aus dem bergischen Radevormwald.
den Beitrag "Xenophobie als politisches Instrument" als PDF-Dokument hier herunterladen
bei den mit "creative commons" gekenzeichneten Fotos gelten diese Rechte
Möchten Sie den Beitrag kommentieren? Gern! Am Ende des Beitrags haben Sie die Möglichkeit dazu.
Auf Stimmenfang unter Russlanddeutschen
Die rechtsradikale NPD schürt Fremdenangst
Foto: Eva Kröcher / creative commons
Eigentlich sind sie der NPD völlig gleichgültig: russlanddeutsche Aussiedler, ihr Schicksal und ihre Lebensverhältnisse. Aber ihre Wählerstimmen hätte sie gern. Und zuweilen gelingt es ja auch, mit xenophobischer Rhetorik enttäuschte Hoffnungen und Vorurteile zu nutzen. Und dann gibt es auch noch sie - hörige Helfer und verstörte Mitläufer, vom Alltag in Deutschland überfordert und für einfache Formeln empfänglich.
In Kirgisistan leben noch 12.000 Deutsche. Die junge Generation zeigt immer weniger Interesse an der deutschen Sprache und Kultur, beklagen die Alten. Fehlendes Geld und anhaltende Abwanderung verschärfen den Trend.
"Rechtsextreme Parteien versuchen ... sehr stark, insbesondere um Russlanddeutsche zu werben. Aber die Erfolge sind zum Glück noch gering. Denn die rechtsextreme Propaganda ist widersprüchlich. So hat die NPD in einigen Städten in den Wohngebieten der Russlanddeutschen Flugblätter mit der Forderung nach einer russenfreien Zone verteilt. Das war eine starke Kränkung."
Christoph Bergner, Aussiedlerbeauftragter Berliner Zeitung, 21.01.2010
Russlanddeutsche im Visier der Rechtsextremen
In Bayern tauchten Flugblätter mit Naziparolen auf
Foto: ZDF
In Nürnberg und Fürth versuchen Neonazis in jüngster Zeit verstärkt, Russlanddeutsche anzusprechen und mit rechtsextremen Parolen zu ködern. Hinter der Aktion steckt „Freies Netz Süd“, ein Zusammenschluss von Neonazis aus Franken, der Oberpfalz und Oberbayern.
Der Historiker, Migrationsforscher, Publizist und Politikberater Professor Dr. Klaus J. Bade (65) ist Vorsitzender des Sachverständigenrates deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) in Berlin. Bis 2007 lehrte er Neueste Geschichte an der Universität Osnabrück und war unter anderem Gründer des dort ansässigen ‚Instituts für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS)‘.
„Integration bleibt Testfall für unsere Gesellschaft“
50 Jahre Einwanderungspolitik in Deutschland
Professor Bade in der Frankfurter Paulskirche
Die Integration von Zuwanderern in Deutschland ist eine gesellschaftspolitische Schlüsselfrage, sagt der Migrationsforscher Klaus J. Bade. Eine Rede in der Frankfurter Paulskirche.
Michail Suprun: Beschuldigungen sind politisch motiviert
Nach wochenlangem verordnetem Schweigen äußert sich Michail Suprun erstmals zur den Vorwürfen gegen ihn. Der Historiker aus Archangelsk rechnet nicht mehr damit, dass die Arbeit an dem geplanten Gedenkbuch fortgesetzt werden kann.
Jahrelang war Herta Müller in ihrer rumänischen Heimat drangsaliert worden, bis sie 1987 das Land verließ. Der Geheimdienst der Ceaucescu-Diktatur hatte nichts unversucht gelassen, die Schriftstellerin niederzumachen. Der Securitate zu Diensten: die Landsmannschaft der Banater Schwaben. Die Münchener Vertretung der aus dem rumänischen Banat stammenden Aussiedler sieht auch heute noch keinen Anlass zur reinigenden Rückschau. Ihr Geschäftsführer gratulierte Herta Müller zum Literatur-Nobelpreis - kurz und knapp.
Russlands Katholiken erwarten mehr staatliche Beachtung
Bischof Werth nennt Kritikpunkte
Bischof Josef Werth
Der russische Staat muss der katholischen Kirche des Landes stärker entgegenkommen. Diese Forderung hat Joseph Werth, Bischof von Nowosibirsk, in einem Gespräch mit Radio Vatikan erhoben.
Andrej Blinuschow, Historiker, ist Vorsitzender der Gesellschaft für Geschichte und Bürgerrechte Memorial in Rjasan, Vorstandsmitglied von Memorial und Mitglied des Expertenrats des Menschenrechtskommissars in der Russischen Föderation. Von 1992 bis 2008 war er Chefredakteur der russischen Zeitschrift für Geschichte und Bürgerrechte „Karta“. Er ist Autor der Website „Menschenrechte in Russland“ (www.hro.org). Im Rahmen seiner Arbeit sucht er nach den Gräbern der in der UdSSR verfolgten Polen und beteiligt sich daran, das Massaker von Katyn, bei dem sowjetische Geheimdienstmitarbeiter 1940 mehrere tausend polnische Offziere und Zivilisten ermordeten, aufzuarbeiten.
Langfassung
das ungekürzte Interview mit Andrej Blinuschow in einer PDF-Fassung
Der Fall Michail Suprun hat nicht nur in Wissenschaftskreisen für enorme Unruhe gesorgt. Der Dozent an der Pomorischen Staatsuniversität von Archangelsk hat Archivmaterial über das Schicksal verfolgter Russlanddeutscher gesammelt und wird dafür nun strafrechtlich verfolgt. Während sich die Staatsanwaltschaft Archangelsk noch in Schweigen hüllt, äußern sich russische Wissenschaftler, Anwälte und Vertreter gesellschaftlicher Organisationen zu den Vorgängen in Archangelsk.
Dr. Anton Bosch Vorsitzender des Historischen Forschungsvereins der Deutschen aus Russland
Anton Bosch kam 1934 in Kandel, einer deutschen Bauernkolonie bei Odessa, auf die Welt. Im März 1944 wurde die Familie umgesiedelt und kam zuerst in den Warthegau und später, im Januar 1945, nach Sachsen, das später von den Amerikanern besetzt wurde. Nachdem Sachsen bei der Potsdamer Konferenz (Juli/August 1945) der Sowjetischen Besatzungszone zugeteilt wurde, wurde die Familie in den Nordural deportiert. 1961 folgte der Umzug nach Karaganda, wo er die polytechnische Hochschule absolvierte. 1973 zog er mit Frau und zwei Töchtern nach Moldawien und stellte dort den Antrag auf Ausreise nach Deutschland. Seit 1974 wohnt er mit seiner Familie in Nürnberg.
„Zweifel, dass wir die Arbeit beenden können“
Anton Bosch zu den Vorwürfen gegen Michail Suprun
Mahnmal für die Opfer der Repression in Archangelsk
Der russische Geheimdienst FSB hat den Fall des Geschichtsprofessors Michail Suprun an die Petersburger Staatsanwaltschaft abgegeben. Sein Forschungsprojekt zur Geschichte der nach Archangelsk deportierten Russlanddeutschen ist weiterhin massiv gefährdet. Paul Lies sprach für die Deutsch-Russische Zeitung (DRZ) mit dem deutschen Projektberater Dr. Anton Bosch vom Historischen Forschungsverein der Deutschen aus Russland.