Eigentlich lag die Idee schon lange in der Luft. Seit fast zwei Jahren ist sie am Russisch-Deutschen Haus in Nowosibirsk Wirklichkeit: die Gründung einer Schule, die russlanddeutschen Familien helfen soll, Deutsch als Muttersprache zu lernen. Das Angebot gilt auch für alle Nowosibirsker, die sich für die deutsche Kultur interessieren. Irina Petrowa, die Leiterin der Schule für deutsche Kultur, berichtet über die Vorbereitung und erste Erfahrungen.
Nowosibirsk, im Januar 2009 – Für die Konzeption dieser Schule haben sich viele Menschen den Kopf zerbrochen, die zwar längst nicht mehr alle am Russisch-Deutschen Haus arbeiten, aber sich schon lange für diese Idee begeistert haben. Auch andere Fachleute aus der Stadt, Pädagogen, Soziologen, Künstler und Kulturschaffende, haben mitgearbeitet.
Zunächst musste ein solides methodologisches Fundament für die Schule geschaffen werden. Daher haben wir 2007 in zwei Richtungen zu arbeiten begonnen: Zum einen haben wir das Pilotprojekt „Schule für deutsche Kultur mit interkultureller Komponente“ entworfen, zum anderen am Programm der Schule gearbeitet. Dazu gehörten die wirtschaftliche Komponente, die rechtliche Lage, der Lehrplan, die methodische Ausrichtung, die materielle und technische Ausstattung und das Lehrpersonal. Diese Überlegungen lassen sich durchaus auch auf andere, ähnlich geartete Schulen übertragen, da in Sibirien mit seiner multikulturellen Bevölkerungsstruktur kulturelle Beziehungen zwischen den einzelnen Volksgruppen sehr aktuell sind.
Derzeit nehmen an dem Projekt am Russisch-Deutschen Haus in Nowosibirsk 45 Personen im Alter von vier bis 50 Jahren teil, 15 von ihnen kommen aus russlanddeutschen Familien. Wir haben zwölf Lehrer für Deutsch, Englisch, Theater, Malerei, Musik und Gesang.
Für das Schuljahr 2008/09 hat die Entwicklungsgesellschaft Nowosibirsk […] Stipendien für Kinder und Jugendliche aus russlanddeutschen Familien gewährt, damit diese die Möglichkeit haben, sich mit dem gesamten Angebot zu beschäftigen.
Die Lehrkräfte, die in den Klassen und Werkstätten der Schule arbeiten, sind anerkannte und geachtete Pädagogen aus Nowosibirsk. Uns ist es besonders wichtig, dass alle Teilnehmer, die hierher kommen, in einer kreativen Atmosphäre und unabhängig vom Alter ihre Fähigkeiten und Talente entdecken und entfalten können. Außerdem achten wir darauf, dass möglichst auch ein innerfamiliärer Dialog stattfindet, denn schließlich bietet unsere Schule Möglichkeiten für alle Familienmitglieder.
Unser Projekt läuft bereits zwei Jahre und wird wissenschaftlich begleitet. Dafür sind Elvira Barbaschina, Leiterin des Deutschen Forschungszentrums an der Staatlichen Universität Nowosibirsk, und Leonid Borowikow vom Wissenschaftlichen Forschungsinstitut für Herzkreislaufpathologie in Nowosibirsk zuständig.
Wir freuen uns über alle, die sich für unsere Arbeit interessieren, egal welchen Alters und welcher Herkunft.
Quelle: Ирина ПЕТРОВА: „Создана творческая атмосфера“,
Irina Petrova: „Sozdana tvorceskaja atmosfera“,
Sibirische Zeitung plus Nr. 12/08;
Übersetzung: Norbert Krallemann
