Vergiftete Kindheit
Vor 20 Jahren: Nadeschda Lazko erlebte als Kind die Katastrophe
das Elternhaus von Nadeschda Lazko bei Gomel Foto: Nadeschda Lazko
München/Gomel (ORNIS) - Ich war damals elf. Plötzlich explodierte die Geborgenheit, die Kindheit – das Leben wurde ernst und beherrscht von Angst. Nach der Katastrophe im ukrainischen Tschernobyl gingen rund 70 Prozent der radioaktiven Niederschläge in Weißrussland nieder. Der größte Teil kam, von Regenwolken getragen, zu uns ins Gomeler Gebiet. Dieses Gift konnte man weder anfassen noch sehen noch riechen. Dennoch veränderte es unser Leben von Grund auf. Plötzlich hörten wir von den Erwachsenen neue Wörter, die wir nicht verstanden: Radioaktivität, Cäsium, Becquerel ... Sie waren wie Zauberformeln, die eine Verwünschung hervorbrachten.