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Gemeinsames Gedenken

Tschuwaschien: Russlanddeutsche gedachten der Deportation
Gemeinsames Gedenken Gedenkstätte in Deutschland

Auch in diesem Jahr gedachten Russlanddeutsche an vielen Orten der Ereignisse, die am 28. August 1941 ihren Anfang nahmen - der Verschleppung Hunderttausender aus der Wolgarepublik. Jahrelange Willkürherrschaft und Rechtlosigkeit folgten.

Tscheboksary, September 2009 – Die schreckliche Bedeutung des Wortes „Deportation“ kann wohl nur richtig erfassen, wer sie selbst erlebt hat. Wer in den Jahren der Repression davon betroffen war, erlebte eine grausame Mischung aus falschen Beschuldigungen, Lüge und Erniedrigung. Viele traf schmerzhaft der Verlust naher Angehöriger, andere überlebten nicht die Strapazen in den Arbeitslagern, starben vor Kälte, Hunger oder Krankheit.

Viele Russlanddeutsche der älteren Generation können sich noch sehr gut an diesen schwarzen Tag erinnern, als sie gezwungen wurden, ihre Häuser zu verlassen und ins Ungewisse zu gehen. A einem solchen Jahrestag fällt das Erinnern leichter, wenn man ihn gemeinsam mit Leidensgenossen erleben.

So trafen sich die Mitglieder des deutschen Kulturzentrums in Tscheboksary, der Hauptstadt der autonomen Republik Tschuwaschien am Oberlauf der Wolga, am 28. August im Kur- und Erholungsheim „Tschajka“, um den Tag gemeinsam zu verbringen. Die Mitglieder hatten für diesen Tag ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt.

Gleich nach dem Frühstück wurde das Projekt „Zeitung für Dich“ vorgestellt. Junge Mitglieder des deutschen Kulturzentrums traten als Korrespondenten auf und interviewten die alten Menschen, die so Gelegenheit erhielten, von den schweren Seiten ihres Lebens und der Geschichte ihrer Familien zu erzählen. Die Berichte und Erzählungen stellten die Projektmitarbeiter dann zu einer Zeitung zusammen.

Ärzte des Sanatoriums führten für die alten Mitglieder des Kulturzentrums ein Seminar zum Thema „Wie man sich jung und gesund halten kann“ durch. Die Seminarteilnehmer erfuhren, wie man Erkrankungen vorbeugen kann, lernten alte Rezepte kennen und interessierten sich auch für die neuesten Erkenntnisse in der Medizin. Auf Wunsch konnte man auch noch persönlich einen Arzt konsultieren oder den Blutdruck messen lassen.

Schon immer hatte es unter den Russlanddeutschen ausgezeichnete Handwerker gegeben. So gibt es auch im Kulturzentrum in Tscheboksary handwerklich begabte Menschen, die kunsthandwerkliche Traditionen ihrer Vorfahren pflegen. Sie hatten anlässlich dieses Treffens eine Ausstellung vorbereitet, auf der sie geflochtene Körbe, Stickereien, kunstvoll geklöppelte Decken und Holzarbeiten zeigten. Vor allem die jungen Mitglieder des Kulturzentrums waren davon so begeistert, dass die Künstler spontan einen kleinen Kurs für den Nachwuchs organisieren mussten.

Bewegung bedeutet Leben. Die einfachste Art der Gesunderhaltung und Prophylaxe für viele Erkrankungen ist das ganz gewöhnliche Gehen. Daher hatten die Projektverantwortlichen für alle Teilnehmer des Treffens eine Gesundheits-Wanderung organisiert: einen Spaziergang durch den Wald bis zur Wolga. Nach der Wanderung widmeten sich alle zusammen deutschen Liedern und Tänzen. Übergangslos mündete die Veranstaltung in die abendliche Disco. Motto: „Man ist so jung, wie man sich fühlt“. Der Tag endete mit einem besinnlichen Beisammensein am Lagerfeuer. Und wieder gab es Erzählungen, Erinnerungen, und natürlich Lieder.

Quelle: Элона Румянцева, Наталья Блинова: День Памяти в Чувашии,
Elona Rumjanceva, Natalʼja Blinova: „Denʼ Pamjati v Cuvasii“,
http://www.rusdeutsch.ru/?news, Stand: 2. September 2009;
Übersetzung: Norbert Krallemann



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