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Ausstellung mit Migranten-Porträts
Cottbus – Katharina, Spätaussiedlerin aus Usbekistan, möchte an der Fachhochschule Lausitz in Cottbus Sozialpädagogik studieren und anderen Menschen helfen. Das Porträt der Abiturientin und ihr Lebensplan für die nächsten Jahre sind Teil einer Ausstellung, die derzeit auf dem Campus der Fachhochschule gezeigt wird, berichten die «uni-protokolle» am 6. Oktober. Unter dem Titel „Du bist wertvoll“ werden Porträtfotos und prägnante Aussagen von 15- bis 75-jährigen Migranten aus vier Kontinenten präsentiert. „Sie lernen, arbeiten, wohnen und leben unter uns und bereichern unsere Gesellschaft und Kultur“, sagte Solveig Reichwald vom Migrationsfachdienst Cottbus, die das Ausstellungs-Projekt leitet. Die vom Bundesfamilienministerium geförderte Wanderausstellung sei längst nicht abgeschlossen. Gemeinsam mit ihrem Team suche sie weiterhin nach spannenden Gesichtern und Geschichten.
Hessischer Integrationspreis verliehen
Darmstadt – Der mit 20.000 Euro dotierte Hessische Integrationspreis ist in diesem Jahr an vier Projekte der Aussiedler- und Ausländerarbeit verliehen worden. Wie der «Hessische Rundfunk» in seinem Online-Auftritt und das «Darmstädter Echo» am 2. Oktober melden, geht der Preis an die Turn- und Sportvereinigung Rot-Weiß Auerbach in Bensheim mit ihrem Angebot „Mittendrin – Integration durch Sport“, an den „Hip-Hop und Breakdance Contest“ des Tanzsportvereins Wetzlarer Karnevalsgesellschaft, an die Integrationsbeauftragte der Stadt Gießen, Sholeh Sharifi, sowie an die hessische Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, die junge Spätaussiedler fördert. Der Integrationspreis wird seit 2004 vom hessischen Sozialministerium vergeben.
Zivilgesellschaftliches Engagement ausgezeichnet
Potsdam – Auch in Brandenburg wurden mehrere „nachahmenswerte Initiativen“ für zivilgesellschaftliches Engagement ausgezeichnet. Mit einem Preisgeld von jeweils 2000 Euro hat das Bündnis für Demokratie und Toleranz unter anderem das Projekt „Weggehen, Ankommen, Dableiben – Migration im Hohen Fläming“, die evangelische Gemeinde Joachimsthal für ihre „Bands auf festen Füßen“ als Gegenstück zur rechten Jugendkultur, sowie die Lehrer der Grundschule Lübbenau für ihre Initiative „Schüler seid wachsam“ belohnt. Letzteres beinhaltet, wie die «Märkische Allgemeine» am 4. Oktober schreibt, die altersgerechte Auseinandersetzung mit Nationalsozialismus und Holocaust. Zu den vielen Einzelprojekten von „Weggehen, Ankommen, Dableiben“ gehört eine Biografie- und Geschichtswerkstatt, in der sich Einheimische und Spätaussiedler ihre Lebensgeschichte nähergebracht haben. Bundesweit hat das Bündnis für Demokratie und Toleranz 63 Projekte ausgelobt und insgesamt 120.000 Euro überreicht.
„Wir boxen uns durch“
Freiberg – Zweimal die Woche geht Sergej zum Boxtraining in das Berufsschulzentrum Bergstiftgasse im sächsischen Freiberg. Der angehende Fachinformatiker, der vor sechs Jahren als Spätaussiedler aus Kasachstan nach Deutschland kam, gehört zu den rund 30 Jugendlichen, die beim Projekt „Integration durch Sport – Wir boxen uns durch“ im Verein Hoffnung-Nadeshda mitmachen, berichtet die «Freie Presse» am 5. Oktober. „Dieser Sport eignet sich hervorragend, um Aggressionen abzubauen sowie Toleranz und Teamgeist zu trainieren“, meint Vereinschefin Tatjana Zeißler. Das kann auch der 20-jährige Sergej bestätigen. Beim Boxtraining könne er nicht nur seine Sprachkenntnisse verbessern. Das Training helfe auch, „sich gut vom Alltag abzureagieren“.
Frischer Schwung durch „Deutschrussen“
Buxtehude – Die Kämpfer mit den harten Fäusten vom Buxtehuder SV sind wieder gefragt, heißt es im «Hamburger Abendblatt» am 5. Oktober. Es seien allerdings keine Kinder oder Jugendliche, die von Trainer Oliver Plambeck in ihre ersten Ringschlachten geschickt würden. „Bei uns sorgt eine Gruppe von Deutsch-Russen für frischen Schwung“, sagt der Boxtrainer, „die schon zwischen 20 und 30 Jahre alt sind.“ Sie seien sehr disziplinierte, ehrgeizige Sportler. Einer von ihnen ist der 27-jährige Mittelgewichtler Alexander Bibikov, der erst vor einem halben Jahr zum Boxen fand, kürzlich beim Sachsenwald-Cup in Schwarzenbek aber schon den vierten Kampf bestritt. Der 30 Jahre alte Schwergewichtler Serge Forborov trat dort zu seinem ersten Kampf an und wurde gleich zum Sieger nach Punkten ernannt.
Aussiedleranteil fast verdoppelt
Elmshorn – Die Gesundheit fördern, das Wohnumfeld verbessern und Kinder regelmäßig mit Frühstück und Mittagessen versorgen. Dies sind, wie die «Elmshorner Nachrichten im Netz» am 5. Oktober berichten, nur einige der Ziele aus dem Programm Soziale Stadt Hainholz 2008. Seit 2001 ist das Elmshorner „Problemviertel“ Hainholz Teil des Programms. Damals hatte sich der Aussiedleranteil an der Wohnbevölkerung fast verdoppelt. Heute leben hier rund 2200 Bürger, von denen rund 460 Aussiedler und 710 Ausländer sind. In den zurückliegenden Jahren wurden von Privatinvestoren und der öffentlichen Hand mehrere Millionen Euro in Hainholz investiert, „um die Lebensumstände der Menschen zu verbessern“, heißt es in dem Online-Dienst. Die Entwicklung soll sich fortsetzen. Geplant sei die Schaffung von Mieternetzwerken, Beschäftigungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten, die Stärkung ehrenamtlicher Tätigkeit und die Bewirtschaftung von Sportplätzen und Freizeitanlagen.
Verfehlte Siedlungspolitik
Dortmund – Ende der 1960er Jahre war es das größte Siedlungsprojekt in Nordrhein-Westfalen: Scharnhorst-Ost. Die über 5000 Sozialwohnungen in den bis zu achtgeschossigen Plattenbauten wurden zur Trabantenstadt, „damals die sozialdemokratische Variante des Schöner Wohnens in Beton“, schreiben die «Ruhr-Nachrichten» am 5. Oktober. Die Zeitung beschäftigt sich an diesem Tag gleich in mehreren Beiträgen mit dem schwierigen Stadtteil der Revierstadt Dortmund, in dem heute 12.800 Menschen leben, von denen ein Drittel russlanddeutsche Aussiedler sind. Die Bewohner seien kinderreich, aber einkommensarm. So jung wie hier sei Dortmund sonst nirgendwo. Die Arbeitslosenquote erreiche mit 29,2 Prozent die vierthöchste innerhalb Dortmunds. Nachts werde die Gegend, vor allem an der „Droote“, der Einkaufsmeile in der Hochhaussiedlung, zum Schauplatz von Alkoholgelagen, wo Passanten belästigt, beleidigt und manchmal auch bedroht würden, berichtet die Zeitung. Vor allem an Wochenenden würden Autofahrer und Anwohner von jungen, „mit Wodka zugeschütteten“ Aussiedlern angepöbelt. Die Polizei versuche ihr Möglichstes, doch sei sie in Scharnhorst völlig unterbesetzt. SPD- und CDU-Politiker des Stadtbezirks seien sich einig über die Ursachen des Problems: „Die verfehlte Siedlungspolitik“ und „dass man Aussiedler aus Russland und Polen so geballt an einem Ort untergebracht habe. Mit allen Folgen der Ghettoisierung“.