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Zusammenhalt fördern

15 Jahre deutsch-russische Hilfe für Russlanddeutsche
Zusammenhalt fördern Aussiedlerbeauftrag-ter Christoph Bergner im Deutsch-Russischen Haus
Foto: Evgenij Savinkin

Moskau/Berlin (ORNIS) - Die deutschstämmige Minderheit in Russland – Aussiedler in Deutschland: Russlanddeutsche sind Teil der Zivilgesellschaft. Daher sollten sie beim Petersburger Dialog vertreten sein, rät der Aussiedlerbeauftragte Christoph Bergner. Anlass zu der Empfehlung war eine Konferenz in Moskau, die der deutsch-russischen Zusammenarbeit zur Förderung der Russlanddeutschen gewidmet war. Künftig soll verstärkt Wert darauf gelegt werden, junge Leute für die Sprachförderung zu gewinnen und Russlanddeutsche in Austauschprogramme einzubeziehen.

„Wir müssen sowohl in der russischen als auch in der deutschen Regierung Schritt für Schritt prüfen, ob es Wege gibt, Russlanddeutsche zu einem Element des Petersburger Dialogs zu machen.“ Mit diesen Worten wies der Aussiedlerbeauftragte auf die Bedeutung hin, die der russlanddeutschen Bevölkerungsgruppe als Bindeglied zwischen beiden Ländern zukommen kann. Das gelte sowohl für die wirtschaftliche Zusammenarbeit als auch für den öffentlichen Dialog. Vor 15 Jahren begann die deutsch-russische Kooperation zur Unterstützung der Russlanddeutschen. Eine dreitägige Konferenz im Deutsch-Russischen Haus erinnerte in den ersten Novembertagen an die Anfänge und erarbeitete Ausblicke.

Das politische Tauwetter zum Ende der Sowjetunion hatte für die weit über zwei Millionen Deutschen neue Perspektiven für ein auskömmliches Leben in Russland, aber auch Chancen auf Auswanderung nach Deutschland eröffnet. Zu den neuen Freiheiten gehörte die Möglichkeit, Organisationen und Verbände zu gründen, die die Interessen der Bevölkerungsgruppe wahrnahmen und das Identitätsgefühl stärkten. Jetzt konnte auch Deutschland seine Verpflichtung gegenüber den Deutschen in Russland wahrnehmen, die ein hoher Mitarbeiter im Innenministerium so formulierte: „Sie haben – gleichsam stellvertretend für uns – am längsten und schwersten unter den Folgen des Zweiten Weltkrieges und den sich anschließenden, gegen Deutsche gerichteten Maßnahmen gelitten.“

Zeitweilig stand in Russland sogar die Wiederherstellung der staatlichen Autonomie an der Wolga zur Debatte, die besonders in der neuen Bewegung ‚Wiedergeburt’ Hoffnungen aufkommen ließ. Immerhin hatte die Russische Föderation erste rechtliche Grundlagen dazu geschaffen, im März 1993 war ein deutsch-russisches Protokoll in Kraft getreten, das dieses Ziel erneut formulierte und Grundlage für die Arbeit der deutsch-russischen Regierungskommission sein sollte. Auch wenn immer wieder von ‚Inseln der Hoffnung’ die Rede war, ein nüchterner Blick auf das innenpolitische Geschehen in Russland zeigte, dass einer Rückkehr zur Autonomen Wolgarepublik wenig Aussicht auf Erfolg beschert war.

So lag es nahe, dass sich die deutsche Hilfe für die russlanddeutschen Gemeinden auf jene Gebiete konzentrierte, wo die Minderheit in kompakten Siedlungen lebte und wo damit gerechnet wurde, dass aus anderen Region Übersiedler zuziehen würden. Die Hoffnung war, den Deutschstämmigen nach entbehrungsreichen Jahrzehnten eine Perspektive in Russland zu eröffnen. Viele hatten diese Hoffnung allerdings nicht mehr und entschlossen sich, nach Deutschland auszuwandern – manche aus wirtschaftlichen Gründen, andere aus Verbundenheit mit jenem Land, das viele als ‚Urheimat’ bezeichneten.

Gegen Ende der neunziger Jahre wandelte sich die Hilfe für die deutschen Siedlungen und ihre Umgebung. In Deutschland waren die Anzeichen einer Wirtschaftskrise längst nicht mehr zu übersehen, die große Zahl an Aussiedlern hatte in der deutschen Gesellschaft Spuren hinterlassen, die Kosten der Integration wuchsen, und immer mehr ähnelte die Zuwanderung von Deutschen aus Russland der anderer Migranten aus anderen Weltgegenden. Künftig sollten in den Herkunftsgebieten keine Großprojekte mehr gefördert werden, vielmehr sollte das Ziel sein, den Zusammenhalt der russlanddeutschen Gemeinden zu stärken, die Arbeit der Begegnungsstätten zu unterstützen, noch intensiver für die deutsche Sprache zu werben, die Jugendarbeit zu intensivieren und die Berufsausbildung zu fördern.

Bei dem Moskauer Forum zur deutsch-russischen Regierungskooperation fügte der Aussiedlerbeauftragte Christoph Bergner noch einen weiteren Aspekt hinzu, der künftig stärker Beachtung finden solle: Neben der Spracharbeit vor allem für junge Leute sollen Angehörige der deutschen Minderheit in Russland vermehrt in Jugendaustauschprogramme einbezogen werden. (© ORNIS/us, 6. November 2006)


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Audiobeitrag zum Thema
Christoph Bergner: Russlanddeutsche als Element des Petersburger Dialogs (541 KB)

Christoph Bergner: Russlanddeutsche, Brücke zwischen den Zivilgesellschaften (470 KB)

Christoph Bergner: Mehr Sprachkenntnisse / Stärkung des Jugendaustausches


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