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Irene Langemann
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Irene Langemann
Die 49-jährige Russlanddeutsche stammt aus Issilkul/Gebiet Omsk. Ihre erste journalistische Aktivität begann sie als Jungkorrespondentin der deutschsprachigen Zeitung „Neues Leben“ in Moskau.
Langemann studierte Schauspiel und Germanistik an der Schtschepkin-Theaterhochschule in Moskau und machte sich als Lyrikerin und Dramaturgin schon in Russland einen Namen. Als das Republikanische Deutsche Schauspieltheater 1980 gegründet und in Temirtau/Kasachstan auftrat, gehörte Langemann eine Zeitlang zum Ensemble. Ihre Stücke „Hab oft im Kreise der Lieben...“, „Hänsel und Gretel“ fanden einen festen Platz im Spielplan.
Zurück in Moskau arbeitete sie am Theaterstudio „Nasch teatr“ (zuletzt als Leiterin und Dramaturgin) im Moskauer Gebietstheater. Sie war erfolgreich als Schauspielerin, Regisseurin und Theaterautorin an verschiedenen russischen Bühnen, übersetzte deutsche Belletristik ins Russische und arbeitete als Moderatorin für das deutsche Programm des russischen Fernsehens. Außerdem veröffentlichte Irene Langemann Kindererzählungen, Gedichte und Bühnenstücke in deutscher Sprache, unter anderem in der Zentralzeitung „Neues Leben“ und im Literaturalmanach „Heimatliche Weiten“.
Seit 1990 lebt die Russlanddeutsche in Köln. Bis 1996 war sie Fernsehredakteurin bei der Deutschen Welle, danach freie Filmemacherin für verschiedene Fernsehsender. Die Regisseurin porträtiert gern Menschen mit gebrochenen Biographien, häufig Grenzgänger zwischen Ländern, Kulturen und Sprachen. Etwa den brasilianischen Starpianisten Joao Carlos Martins („Die Martins-Passion“, 2004) oder den in Los Angeles lebenden deutschen Fotografen Gerd Ludwig („Die Seele berühren...“, 2002).
Viele ihrer Dokumentarfilme sind international ausgezeichnet worden. 2001 erhielt sie in San Francisco den Golden Gate Award für den Film „Russlands Wunderkinder“. Der Film „Lale Andersen - Die Stimme der Lili Marleen“ (2001) wurde mit dem Grand Prix für den besten ausländischen Dokumentarfilm und weiteren Preisen ausgezeichnet. Ihr jüngster Film „Rubljowka“ ist eine Momentaufnahme der Moskauer Gesellschaft wie sie nur jemand erfassen kann, der zugleich Abstand wie Nähe zur postsowjetischen Kultur hat.
die Preisträgerinnen Anna Hoffmann (links) und Irene Langemann
Foto: Hans Kampen |
Anna Hoffmann
Die 1980 in Kasachstan geborene und in Ludwigsburg lebende Künstlerin Anna Hoffmann stellt mit ihrem an der Filmakademie Baden-Württemberg entstandenen Dokumentarfilm „Welche Richtung geht’s nach Hause?“ Fragen nach der Identität der Russlanddeutschen. Im September 2007 wurde der deutschen Regie-Studentin für diesen Film der kasachische Filmpreis in der Kategorie Dokumentarfilm verliehen. Der Film thematisiert die Geschichte ihrer eigenen Familie, die Anfang der neunziger Jahre nach Deutschland auswanderte. Heute studiert die 28-Jährige an der Filmakademie Ludwigsburg Regie.
Der Dokumentarfilm war für sie auch die Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit. „Ich musste dieses Thema irgendwann aufgreifen. Man kommt zu nichts, bevor man nicht die eigenen Themen aufgearbeitet hat“, so die angehende Filmregisseurin. „Mir war auch nicht bewusst, dass dieses Thema eigentlich in fast jeder Familie hier immer noch eine so große Rolle spielt. Fast jeder kennt jemanden, der nach Deutschland ausgewandert ist, und immer noch wollen junge Menschen um jeden Preis nach Europa. Dass die Realität für die Russlanddeutschen im Westen oft aber ganz anders aussieht, geht hier unter.“
Blumen für die Preisträgerinnen
Foto: Hans Kampen |
Tanzensemble „Birkenhain“
Das 2004 gegründete Tanzensemble „Birkenhain“ mit seiner Leiterin Nadja Fuchs stammt aus Oberfranken. Die Gruppe besteht aus jungen Leuten, die aus dem deutschen Dorf Podsosnowo („das Dorf unter den Kiefern“) in der westsibirischen Kulunda-Steppe stammen. Das Ensemble hält die Volkstänze und das Brauchtum, die in der deutschen Siedlung in Sibirien gepflegt wurden, lebendig und vermittelt sie der deutschen Öffentlichkeit. Zu sehen war „Birkenhain“ unter anderem bei Bundestreffen der Deutschen aus Russland 2004 (Karlsruhe) und 2007 (Wiesbaden), bei Tagen der Russlanddeutschen Kultur in Berlin (2007) sowie beim Jahrmarkt der Kulturen Bad Salzuflen (2008).
Einen besonderen Stellenwert in der Geschichte des Ensembles nimmt die Gastspielreise zum Jahreswechsel 2007/2008 nach Argentinien ein. Hier hat man den dort lebenden Russlanddeutschen viel aus Geschichte und Traditionen Westsibiriens und natürlich auch Deutschlands berichten können – mit überwältigender Resonanz. (Nina Paulsen)
Ihre Meinung |
Marcus, 27.10.2008 17:34:26:
Es ist sehr schön über Neues von der russlanddeutschen Kultur zu lesen. Danke für diesen Artikel. Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch die Internetseite www.volga-germans.net erwähnen, ein neues Portal, das ebenso die Kultur der deutschen Minderheit aus den GUS Staaten unterstützt.