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„Wir machen weiter!“ lautet trotzig der Titel der Ausstellung mit rund 50 Bildern im Foyer des Osteuropa-Instituts. Die Freie Universität hat 17 weißrussische Studenten der Europäischen Humanistischen Universität aufgenommen. Die Fotos dokumentieren eindrucksvoll das mutige Eintreten der Studenten für ihre Hochschule, als die Minsker Regierung im Sommer vergangenen Jahres die Schlinge immer enger zog und dann die Schließung der Hochschule anordnete. Damit war das Experiment einer Bildungseinrichtung beendet, deren Leitgedanken Demokratie und Selbstbestimmung waren.
Die Bilder und Texte zeigen aber auch die Sorge vor einer ungewissen Zukunft, nicht nur in politischer Hinsicht im Blick auf Belarus, auch ob etwa die EHU-Studienabschlüsse in den europäischen Ländern anerkannt werden. Um diese Fragen kümmert sich das Exilbüro der EHU im litauischen Vilnius. Anatoli Michailow, der 1966 sein Philosophiestudium an der Universität Jena abgeschlossen hat und Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Minsk ist, leitet das Büro. In einem Gespräch mit der in Vilnius erscheinenden „Baltischen Rundschau“ stellt er fest, allein die Existenz der Universität habe beim Regime „offensichtlich Ängste ausgelöst“. Während die Rektoren der weißrussischen Universitäten vom Präsidenten persönlich ernannt werden, war Michailow durch eine demokratische Wahl in sein Amt gekommen.
Die EHU war 1992 als einzige Privatuniversität Belarus’ gegründet worden. Nahezu tausend Studenten haben hier ihre Ausbildung erhalten. 1998 hatte Michailow mit Unterstützung der deutschen Botschaft in Minsk an der EHU das Institut für Deutschlandstudien gegründet. Ausländische Wissenschaftler hielten Gastseminare und waren zu Vorträgen eingeladen „unter anderem, um das bestehende Defizit an Geistes- und Sozialwissenschaftlern auszugleichen“ (Michailow). (© ORNIS, 19. Mai 2005)