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Von der Spree ans Gelbe Meer

Sibirien-Rallye nähert sich ihrem Ziel
Von der Spree ans Gelbe Meer Die Geländewagen beim Härtetest auf der Piste
Foto: Günther Wertenbruch

Omsk (ORNIS) - Dirk Köster liebt Autos und abenteuerliche Langstrecken. Klar, dass er bei der Löwen-Rallye Berlin-Shanghai mitmacht. In 50 Tagen wollen 24 Fahrer aus Deutschland und der Schweiz 20.000 Kilometer zurücklegen. Der Konvoi aus elf Geländewagen wird zwölf Zeitzonen durchfahren und hauptsächlich in Russland unterwegs sein. Die Rallye von der Spree ans Gelbe Meer ist eine Premiere – sie startete am 19. August, am 8. Oktober wollen die Fahrer Shanghai erreicht haben.

Für Dirk Köster geht ein Traum in Erfüllung. Dreimal hatte er vergeblich versucht, diese Strecke zu fahren. In der Sowjetzeit war es nicht möglich,  Anfang der neunziger Jahre zu gefährlich, und dann machte ihm die Krankheit seiner Mutter einen Strich durch die Pläne. In diesem Jahr allerdings absolvierte er die Etappe Berlin-Wladiwostok gleich doppelt. Im Mai und Juni testete Köster die Strecke, um später während der Fahrt mit der großen Fahrzeugkolonne keine bösen Überraschungen zu erleben. Jetzt ist er bestens gerüstet für das Unternehmen.

Die Idee zu einer solchen Reise hatte der der 48-Jährige aus Rheinland-Pfalz schon in jungen Jahren. Damals lernte er den Franzosen Robert Sexé kennen, der bereits 1926 gemeinsam mit seinem Freund Henry Andrieux auf dem Motorrad die Welt umrundet hatte. Sie waren die Ersten, die auf dem Landweg durch die UdSSR fuhren und dabei die Strecke durch Sibirien meisterten. 80 Jahre später ist es vor allem die Etappe Moskau-Wladiwostok, die Köster besonders am Herzen liegt: „Wladiwostok ist für die Gruppe der Höhepunkt der Reise.“

Den russischen Teil der Strecke bis Wladiwostok hatte der Journalist und Autotester zuvor sorgfältig abgefahren. In den großen Städten Russlands macht die Gruppe Halt, um dort zu übernachten. Alle Hotels wurden im Voraus gebucht. Es war nicht immer leicht, für 24 Personen eine Übernachtungsmöglichkeit zu finden. „Für eine große Gruppe sind Städte besser als kleine Dörfer. Der Halt in einem Dorf wirkt deprimierend - keine Hotels und Restaurants. Wir brauchen aber gute Laune, um elf Stunden am Steuer zu sitzen“, scherzt Köster. Auch mit der Verkehrspolizei hat er bislang keine Probleme. Der russische Begleiter hat ein Genehmigungsschreiben des Verkehrministeriums dabei. Und Köster hat zudem noch ein besonderes Dokument in der Tasche. In Irbit, wo die Deutschen die Motorradfabrik „Ural“ besuchten, bekam er  einen neuen Führerschein zum Geschenk, der auf den Namen „Wladimir Putin“ ausgestellt ist. Die „Präsidenten-Fahrerlaubnis“, hofft Köster, wird Eindruck auf die Miliz machen.

Der Zwischenhalt dieser Tage in Omsk war für Dirk Köster mit persönlichen Erinnerungen verbunden. Sein Großvater war im Ersten Weltkrieg in Russland - als Kriegsgefangener geriet er in ein Lager in der Nähe von Omsk. Später sei ihm die Flucht gelungen und er habe sich zu Fuße von Sibirien nach Deutschland durchgeschlagen, erzählt Köster. Omsk gefällt ihm: „Die Stadt sieht gut aus. Die Menschen sind nett und freundlich.“ Gerne erzählt der Rallyepilot von seinen Erlebnissen unterwegs. Auf einer Schotterpiste im sibirischen Nirgendwo kam ihm ein LKW entgegen und forderte ihn zum Halten auf. Der russische Fahrer stieg aus, hielt ihm eine Bonbontüte hin und sagte: „Hier nimm, jetzt hast du was!“ Genau dieses Verhalten sei typisch russisch, meint Köster.

Nicht jeder kann an einer solchen Rallye von Berlin nach Shanghai teilnehmen. Mit Sorgfalt hat der Veranstalter daher seine Mitfahrer ausgesucht. Wichtigstes Kriterium: Auslandserfahrung. Es ist klar, dass man auf einer solchen Tour nicht die Ansprüche eines Touristen haben darf. Besonders hinter der ostsibirischen Stadt Tschita wird es hart. Dort gibt es nur noch eine Schotterpiste, abenteuerliche Tankstellen und kaum noch Hotels. Doch Köster ist zuversichtlich, dass die Kolonne nicht nur in den ersten Oktobertagen Wladiwostok erreicht, sondern bald darauf auch die chinesische Handelsmetropole Shanghai. (© ORNIS/Wilhelm Siemers, 14. September 2006)

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- Weitere Informationen zur Rallye Berlin-Shanghai

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