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‚Stellet Licht’: Eine mennonitische Liebesgeschichte

Carlos Reygadas’ Film findet international begeisterte Zustimmung

Der ‚Premio Ariel’ ist der bedeutendste Filmpreis, den die mexikanische Filmakademie zu vergeben hat. In diesem Jahr gleich fünf Mal für den Film ‚Stellet Licht’ (Stilles Licht) des Regisseurs Carlos Reygadas Castillo. Für die beste Nebenrolle zeichnete die Akademie Maria Pankratz aus, Laiendarstellin aus dem westfälischen Espelkamp. ‚Stellet Licht’ ist der erste Film in plautdietscher Mundart, die Sprache der Russlandmennoniten.

Berlin, im März 2008 – Als der mexikanische Drehbuchautor Reygadas vor zwei Jahren in Deutschland nach Darstellern für seinen geplanten Film suchte, konnte der Verein Plautdietsch-Freunde in Detmold behilflich sein. Der 37-Jährige, der zu den experimentierfreudigsten unter den lateinamerikanischen Filmemachern zählt, arbeitet vornehmlich mit Laiendarstellen. Der Ort der Handlung für ‚Luz Silenciosa’ – so der spanische Titel - sollte eine mennonitische Gemeinde im Norden Mexikos sein. Und der Film sollte ausschließlich in Plautdietsch sein. Reygadas: „Ich liebe den Klang dieser Sprache.“

Maria Pankratz bei den Filmfestspielen in Cannes
Foto: http://peterwiens.blogspot.com/

Bereits Ende des 19. Jahrhunderts hatten zahlreiche Russlanddeutsche ihre russischen Siedlungsgebiete verlassen und waren nach Kanada und in die USA ausgewandert. Von hier aus ließen sich viele später in Südamerika nieder, vornehmlich in Mexiko und Paraguay. Die größte Gemeinde plattdeutsch sprechender Mennoniten jedoch lebt heute in Deutschland – rund 200.000 russlanddeutsche Aussiedler. Und so kommt es, dass ein mexikanischer Regisseur für die Erzählung einer Liebesgeschichte in Deutschland nach einer Schauspielerin suchte.

Gefunden hat Reygadas die 41-jährige Maria Pankratz, die aus Kasachstan stammt und heute in Ostwestfalen lebt. An ihrer Seite spielte die kanadische Schriftstellerin Miriam Toews aus Winnipeg, deren Geschichten zumeist im mennonitischen Milieu angesiedelt sind, die allerdings selbst kaum Plautdietsch spricht. Hier konnte Maria Pankratz behilflich sein. Als ‚Stellet Licht’ im vergangenen Jahr bei den 60. Filmfestspielen in Cannes vorgestellt und auf Anhieb für die Goldene Palme nominiert wurde, erhielt er den ebenfalls begehrten Preis der Jury.

Szene aus 'Stellet Licht'

Die Geschichte spielt in der nordmexikanischen Provinz Chihuahua. In einer strenggläubigen Mennonitengemeinde lebt Johan (Cornelio Wall Fehr), Vater von sechs Kindern. Johan liebt seine Frau Esther (Miriam Toews) und – unverzeihlich – zugleich seine Freundin Marianne (Maria Pankratz). In einer Besprechung für ARTE schreibt Martin Rosefeldt: „Wie Reygadas filmisch mit diesem Gewissenskonflikt umgeht und ihn in Szene setzt, macht ihn als Regisseur auf der Welt einzigartig.“ Glaubhaft macht den Film für den Rezensenten vor allem, dass „er alle Rollen mit Laiendarstellern verschiedenster mennonitischer Gemeinden besetzt hat“.

Nicht nur bei den Filmfestpielen in Cannes fand ‚Stellet Licht’ begeisterte Resonanz. In den USA, in Norwegen und Schweden erhielt der fast zweieinhalbstündige Film zahlreiche Auszeichnungen. Und jetzt Mexiko: Im Palast der Schönen Künste in Mexiko-Stadt wurde am 25. März zum 50. Mal der ‚Premio Ariel’ vergeben. Nicht nur erhielt ‚Luz Silenciosa’ gleich fünf Auszeichnungen, die mexikanische Filmakademie schlug den Film auch für die Nominierung zum Oscar 2008 als besten fremdsprachigen Film vor. (US)

 
Links zum Thema
- Webauftritt von ‚Stellet Licht’
- weitere Informationen
- Plautdietsch-Freunde e.V.

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