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„Sammeln, bewahren, präsentieren“

Das Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte vor neuen Aufgaben
„Sammeln, bewahren, präsentieren“

„Der Geschichte eine Heimat geben – Integration über Identität gestalten“: Unter diesem Motto bemüht sich das Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte Detmold, die kulturellen und geschichtlichen Erfahrungen der russlanddeutschen Zuwanderer in Deutschland zu dokumentieren und zu vermitteln. Bundesweit ist es das einzige russlanddeutsche Museum.

Detmold, im Mai 2008 - Das Museum in Detmold entstand 1996 aus einer kleinen privaten Wanderausstellung. In den nachfolgenden Jahren hat sich die Initiative immer weiter entwickelt - dank des Engagements zahlreicher Menschen, denen nicht nur die Aufarbeitung und Bewahrung der russlanddeutschen Geschichte, sondern auch ein besseres Verständnis zwischen den Aussiedlern und einheimischen Mitbürgern am Herzen liegt.

Im Februar 2002 wurde der ‚Museumsverein für russlanddeutsche Kultur und Volkskunde e.V.’ gegründet. „Sammeln, bewahren und präsentieren“, beschreibt die Museumsleiterin Katharina Neufeld die drei Säulen ihrer Tätigkeit. Aus anfänglich 50 Ausstellungsstücken sind es inzwischen weit mehr als 1.500 geworden, die in einer Dauerausstellung auf hundert Quadratmetern untergebracht sind. Vor allem in jüngster Zeit hat das Museum zahlreiche Neuzugänge erhalten.

Fufajka – sowjetische Uniform aus der Zeit der Zwangsarbeit
Foto: Josef Schleicher

Die Dauerausstellung besteht aus zwei Abteilungen: Der erste Teil der Präsentation ist der Auswanderung der Deutschen nach Russland und ihrem Leben dort bis 1917 gewidmet und beantwortet die Frage: Warum sind die Deutschen nach Russland ausgewandert? Der zweite Teil befasst sich mit der Zeit nach der Revolution.

Jedes Ausstellungsstück erzählt seine eigene Geschichte. Wie etwa die Wanduhr, die um 1887 in der Kröger-Fabrik in Russland gefertigt wurde; oder eine Pfanne, die in Preußen hergestellt und von ihren Besitzern nach Russland mitgenommen wurde. „Bei einem Ausstellungsstück verharren unsere Landsleute etwas länger: Die ‚Fufaika‘ - Wattejacke des Trudarmisten -, die als Uniform der Zwangsarbeiter in den Lagern und in der Kolchose bekannt ist“, erzählt Katharina Neufeld.

Beachtenswert auch ist die Sammlung von Kunstwerken: Arbeiten von Jakob Wedel (1931), Johannes Gräfenstein (1923-2004), Heinrich Brocksitter (1932), Michael Heidt (1909-2003), Ernst Dück (1936), Theodor Herzen (1935-2004). Oft betrachten die Besucher die Bilder mit Tränen in den Augen, etwa ‚Der Weg des Leidens’ und ‚Die letzte Kraft’ von Jakob Wedel, mit denen er an die Verbannung deutscher Frauen in Russland während des Zweiten Weltkrieges erinnert.

„Wir sind jetzt soweit, dass die Ausstellungsräumlichkeiten knapp geworden sind und wir nach neuen Möglichkeiten suchen“, sagt die Museumsleiterin. „Es ist schon erstaunlich, wie viele Schätze zusammen kommen.“ So wie die alten Bibeln. Sie wurden meist in Deutschland 1868 und später gedruckt. Jede dieser Bibeln mit vergilbten, brüchigen Seiten steht für die bewegende Geschichte mehrerer Generationen einer Familie, denn sie begleitete ihre Besitzer auf allen Verfolgungswegen.

Museumsleiterin Dr. Katharina Neufeld
Foto: Josef Schleicher

Die Exponate werden durch eine Büchersammlung zur Geschichte der  Russlanddeutschen ergänzt. Die inzwischen  auf über 5000 Publikationen  angewachsene Museumsbibliothek wird ständig erweitert. Allein von 2003 bis 2005 sind weit über 2000 hinzugekommen. Das Archiv beherbergt neben Schriftstücken oder Kopien von Dokumenten auch Fotografien, Videodokumentationen, wertvolle Dokumente zur Genealogie und Autographen russlanddeutscher Herkunft. Im Ausbau befindet sich ein genealogischer Sammlungsbestand, der häufig von Familienforschern und Interessenten genutzt wird.
 
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„In der Sowjetunion konnten wir nichts über unsere Geschichte erfahren. Viele haben erst in Deutschland begonnen, sich mit der eigenen Familiengeschichte oder die der Volksgruppe auseinanderzusetzen. Dieser wiedergewonnene Erinnerungsschatz soll nicht nur vor dem Vergessen bewahrt werden, sondern sich auch ins kollektive Bewusstsein der jüngeren Generationen der Russlanddeutschen und der einheimischen Nachbarn einprägen.“

Katharina Neufeld, Museumsleiterin