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Berlin, 2. November 2007 - Die treibende Kraft hinter dem Programm ist bis heute Günther von Lojewski. Der Ex-Intendant des früheren Senders Freies Berlin (SFB) hatte nach einer Moskaureise den Plan gefasst, mehr für den journalistischen Austausch zwischen Russland und Deutschland zu tun. So kamen damals die ersten russischen Journalisten nach Deutschland. Das Programm wurde nach und nach um weitere Länder - Ukraine, Belarus, Moldawien und Armenien - erweitert. Im nächsten Jahr möchte von Lojewski auch amerikanische Journalisten nach Berlin einladen.
Seit den Anfängen des Programms hat sich in Osteuropa und auch in Deutschland viel geändert. Mit der Entwicklung der Demokratie und Marktwirtschaft professionalisierten sich auch die Medien in Osteuropa. So sieht es auch Günter von Lojewski, der im Laufe des zurückliegenden Jahrzehnts knapp 170 junge Journalisten bei ‚Journalisten International’ hatte. „Ich habe auf jeden Fall den Eindruck, dass die Lage des heutigen Journalismus in Osteuropa ganz anders ist, als es vor zehn Jahre war“, sagt der 73-Jährige.
Am laufenden Herbstkurs 2007 nehmen neun junge Journalistinnen aus Russland, Belarus und der Ukraine teil. Der osteuropäische Journalismus bekommt immer stärker ein weibliches Gesicht. Volha Siamaschko aus Minsk zum Beispiel arbeitet beim staatlichen Radio Weißrusslands. Sie ist nach Berlin gekommen, um Erfahrung mit deutschen Kollegen beim Radioprogramm „Multikulti“ auszutauschen. Die junge Frau ist nicht zum ersten Mal in Berlin, aber erstmals hat sie die Möglichkeit, in einer deutschen Rundfunkredaktion zu arbeiten. „Dieses Programm hat mir die Chance gegeben, die Arbeitsweise von Funkjournalisten in Deutschland kennen zu lernen“, sagt die Minskerin.
Volha Siamaschko hält das Programm nicht nur für die osteuropäischen Teilnehmerinnen für nützlich, sondern auch für die deutschen Organisatoren und Journalisten. Sie könnten gleichfalls Vorurteile über Osteuropa revidieren: „Wir können ein authentisches Bild unserer Länder in Deutschland vermitteln“.
Die Teilnehmerinnen sehen Berlin und Deutschland nicht durch die Brille des Touristen, sondern viel intensiver. Sie besuchen Universitäten, diskutieren mit deutschen Studenten, arbeiten in den Redaktionen und treffen deutsche Journalisten. Auf diese Weise können sie auch manches Klischee über Deutschland und die Deutschen neu bewerten. „Früher dachte ich, dass Deutschland eine ganz andere Welt sei. Aber jetzt finde ich langsam viel Ähnliches, was ich schon aus der Ukraine kenne“, erzählt Inna Zavgorodnya aus Kiew. Um sich selbst zu finden, müsse man ins Ausland fahren. Nur da lerne man Toleranz und Flexibilität. Danach kehre der Reisende als anderer Mensch nach Hause zurück. (Olga Sasuchina)
Links zum Thema |
- Programm ‚Journalisten International’ der Freien Universität Berlin |
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