Neuauflage: Siedlungsgeschichte Großliebental und Glückstal
Landschaft im Gebiet Großliebental
„Man kann den Menschen aus seiner Heimat verjagen, aber man kann nicht die Heimat aus dem Menschen vertreiben“, schreibt Eduard Mack aus Ravensburg zu Anfang seines Buchs „Erinnerungen an die deutschen Kolonien des Großliebentaler Rayons bei Odessa“. Jetzt hat der ehemalige Lehrer eine Neuauflage veröffentlicht. Auch seine zweite Arbeit „Zwischen Moldau und Ukraine. Erinnerungen an die deutschen Kolonien im Glückstaler Gebiet“ hat er mit vielfältiger Unterstützung seiner Familie zum zweiten Mal verlegt.
Nürnberg, im Oktober 2008 - Beide Publikationen bieten einen Einblick in das Leben der deutschen Kolonien im Raum Großliebental und Glückstal im europäischen Südrussland – von der Gründung und Ansiedlung, über Lebensbereiche wie Kirche, Schule, Wirtschaft, Sitten und Bräuche bis zu Repressalien, Verfolgung und Vertreibung im Zweiten Weltkrieg und danach sowie die Lage der ehemaligen deutschen Kolonien 60 Jahre nach dem Krieg.
Ottilie und Eduard Mack
Die folgenschwere Vergangenheit lässt sehr viele Vertreter der
älteren Generation der Russlanddeutschen nicht ruhen. Die allein schon
zahlenmäßig beachtliche Erinnerungsliteratur, die in den vergangenen
Jahren entstanden ist, stellt nicht nur einen Mahnung gegen das
Vergessen dar, sie will vielmehr die Menschenherzen
wachrütteln und die Geschichte der Russlanddeutschen, die ein Teil
der gesamtdeutschen ist, der Öffentlichkeit hierzulande näher bringen.
So
hat sich auch Eduard Mack, wie viele seiner Altersgenossen, mit diesen
beiden Büchern das Trauma des Heimatverlustes von der Seele
geschrieben. „Nach 50 Jahren besuchte ich wieder meine Heimat und nahm
eine Handvoll Erde von meinem Heimatdorf mit. Diese Erde ist gedüngt
mit Freude und Hoffnung, mit Kummer und Schweiß, mit Verleumdung,
Demütigung und Abschied. Das kleine Häufchen Erde, das ich in meiner
Hand hielt, der Schmerz und die Trauer, aber auch der Stolz für meine
Landsleute inspirierten mich, dieses Buch zu schreiben“, heißt es im
Vorwort zur Großliebentaler Publikation.
Eduard Mack wurde in
Alexanderhilf und seine Frau Ottilia in Kleinliebental am Schwarzen
Meer 1918 und 1917 geboren. Beide lernten sich als Lehrer an derselben
Freudentaler Schule, Rayon Großliebental, kennen und heirateten 1939.
Das junge Glück dauerte nicht lange. „Zehn Jahre unserer Ehe muss man
herausstreichen“, sagt Eduard Mack, denn da seien sie getrennt gewesen.
Der Krieg, die Flucht nach Deutschland und die darauf folgende
Verbannung rissen die Familie auseinander. Nach der Auswanderung in den
Warthegau (1944) wurde Eduard zur Deutschen Wehrmacht einberufen, 1945
als Kriegsgefangener zu zehn Jahren Haft im Verbannungslager Iwdel-Lag
im Nordural verurteilt. Ottilia wurde mit der kleinen Tochter Elvira
und der Schwiegermutter 1945 von Potsdam nach Tadschikistan auf die
Baumwollplantagen verschleppt. Nur durch einen glücklichen Zufall und
dank der Mithilfe von Landsleuten erfuhr sie nach drei Jahren
Ungewissheit, dass ihr Mann noch am Leben sei. Erst nach zehn Jahren
gelang es ihnen trotz vieler Hindernisse, zusammen zu kommen.
Nach
wie vor halten die Eheleute engen Kontakt zu vielen Freunden,
Verwandten, Nachbarn, ehemaligen Schülern und Kollegen, die in der
ganzen Welt verstreut sind. Und so ist auch das facettenreiche Bild der
deutschen Kolonien in Südrussland mit einer Fülle von Fotos nicht nur
aus Erinnerungen von Eduard Mack selbst entstanden, sondern auch dank
zahlreicher Zeitzeugen, die Schriftdokumente, Fotos und Erinnerungen
über ihre alte Heimat zur Verfügung stellten. Andererseits stehen
hinter dem beachtenswerten Projekt jahrelange akribische
Forschungsbemühungen sowie die Unterstützung der ganzen Familie.
Seit
1990 leben die Macks in Deutschland. „Nicht selten rufen ganz junge
Menschen an und wollen etwas über die Geschichte ihrer Großeltern
wissen, die bereits tot sind, und die Eltern können ihnen ganz wenig
oder gar nichts erzählen“, sagt Tochter Nelli Mack, Bankangestellte und
engagierte Musikerin. Weil immer wieder Anfragen von Landsleuten, aber
auch von einheimischen Mitbürgern kamen, die auf das Buch irgendwo in
der Bibliothek gestoßen waren, hat die Familie beschlossen, beide
Bücher ein zweites Mal aufzulegen. Da die erste Auflage rege Resonanz
gefunden hatte - Interesse dafür zeigten nicht nur zahlreiche
Landsleute in Deutschland, sondern auch in den USA, Kanada und der
Schweiz – meldeten sich viele Landsleute mit weiteren Erinnerungen und
Dokumenten. Einige davon sind in die zweite Auflage eingeflossen.
Als
Eduard Mack erfuhr, dass in den ehemaligen Gemeinden Großliebental und
Alexanderhilf 2003 und 2005 der 200-jährige Gründungstag gefeiert
wurde, schlug er dem Gemeindevorsitzenden des ehemaligen Freudental
(heute Mirnoje), wo er bis 1941 als Lehrer gearbeitet hatte, vor, das
Jubiläum der Ansiedlung (1806-1807) 2007 zu begehen. „Wenn ihr uns
helft“, war die motivierende Antwort des Gemeindevorsitzenden und
ehemaligen Schuldirektors Alexei Kotowitsch.
Denkmal für die deutschen Kolonisten von Freudental
Und so hat sich die
ganze Familie wieder ins Zeug gelegt. Tochter Elvira, eine Ärztin,
übersetzte Informationen aus dem Buch zur Geschichte der Kolonie
Freudental ins Russische, es wurde eine umfangreiche Mappe mit
Fotokopien und anderen Zeugnissen vorbereitet. Letztendlich fand im
Oktober 2007 nicht nur die Jubiläumsfeier mit der Enthüllung eines
Denkmals für die deutschen Kolonisten Freudentals statt, es wurde auch
der Grundstein für ein Heimatmuseum gelegt. So konnte die vergessene
Geschichte der deutschen Kolonisten im ehemaligen Freudental zumindest
teilweise wieder vergegenwärtigt werden. (Nina Paulsen)
Mack, Eduard, Erinnerungen an die deutschen Kolonien des Großliebentaler Rayons bei Odessa, 370 Seiten, 23,00 Euro
Mack, Eduard, Zwischen Moldau und Ukraine. Erinnerungen an die deutschen Kolonien im Glückstaler Gebiet, 160 Seiten, 18,00 Euro
zu bestellen bei:
Eduard Mack, Telefon 0751–158 61
Elvira und Ernst Schock, Telefon: 0751–241 72
Walter Schock, Telefon: 07131–16 79 29
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Lilia Kisel, 30.07.2012 18:27:17:
Mein Vater, ist 1925 in Glückstal geboren. Ganz zufällig bekam ich Ihr Buch "Zwischen Moldau und Ukraine Erinnerungen ...“ in die Hand. Mit meiner Tante haben wir auch den Glückstaler Dorfplan, erstellt 1944, durchsucht und das Haus von der Familie Kiesel gefunden ( leider ist der Familienname mit G geschrieben, nämlich Giesel K.), aber die Lage, und die Nachbarn Familien stimmen.
Schlaht, 14.04.2010 11:46:21:
Ihr Buch „Zwischen Moldau und Ukraine. Erinnerungen an die deutschen Kolonien im Glückstaler Gebiet“ hat unsere ganze Familie sehr bewegt.
Glücklich und aufgeregt hat uns Vater die Strasse, wo er als Kind gewohnt hat, gezeigt.
Solche Büchern für uns Junge Generationen Gold wert.
Danke
Mit freundlichen Grüßen Familie Schlaht aus Würzburg
Lilia Kisel, 30.07.2012 18:27:17:
Mein Vater, ist 1925 in Glückstal geboren. Ganz zufällig bekam ich Ihr Buch "Zwischen Moldau und Ukraine Erinnerungen ...“ in die Hand. Mit meiner Tante haben wir auch den Glückstaler Dorfplan, erstellt 1944, durchsucht und das Haus von der Familie Kiesel gefunden ( leider ist der Familienname mit G geschrieben, nämlich Giesel K.), aber die Lage, und die Nachbarn Familien stimmen.
Schlaht, 14.04.2010 11:46:21:
Ihr Buch „Zwischen Moldau und Ukraine. Erinnerungen an die deutschen Kolonien im Glückstaler Gebiet“ hat unsere ganze Familie sehr bewegt. Glücklich und aufgeregt hat uns Vater die Strasse, wo er als Kind gewohnt hat, gezeigt. Solche Büchern für uns Junge Generationen Gold wert. Danke Mit freundlichen Grüßen Familie Schlaht aus Würzburg