Sie sind hier: Startseite ›› Neues in Kürze
Oldenburg, im August 2008 - Michael A. wurde in Weißrussland geboren. 2002 machte er sein Informatik-Diplom an der Universität Minsk, 2003 kam er nach Deutschland. Drei Jahre lang war er arbeitslos, jetzt fährt er Taxi. Er ist froh, eine Arbeit gefunden zu haben, aber auch frustriert: Schließlich ist Michael A. studierter Informatiker.
Ähnlich ergeht es zahlreichen hoch qualifizierten Migranten in Deutschland. Zu häufig gibt es Probleme bei der Anerkennung des Studienabschlusses. Die Folge: Die Zuwanderer müssen sich mit einem Job weit unter ihrer Qualifikation begnügen oder ein komplett neues Studium absolvieren. Dabei benötigt die Wirtschaft gut ausgebildete Informatiker und Mathematiker. Arbeitskräfte wie Michael A.
Die Universität Oldenburg will vermitteln. „Informatik für Migranten und Migrantinnen“ heißt das Studienprogramm, das sie ab Wintersemester 2008/2009 Zuwanderern anbietet, die in ihrem Heimatland in Informatik oder einem verwandten Fachgebiet ausgebildet wurden und deren Studium in Deutschland nicht anerkannt wurde.
Das Studienprogramm ist bundesweit bislang einmalig. In wenigen Semestern können die Studierenden den Abschluss ‚Bachelor of Science‘ beziehungsweise ‚Master of Science‘ in Informatik erreichen. Bewerbungen für das Studienprogramm sind noch bis zum 15. September 2008 möglich. Insgesamt werden 20 Studierende zugelassen.
Voraussetzung für die Aufnahme in das Programm ist ein einschlägiger ausländischer Hochschulabschluss sowie eine ausführliche Bewerbung mit Motivationsgründen und einer Beschreibung der persönlichen Migrationsgeschichte.
Eine Befragung des Interdisziplinären Zentrums für Bildung und Kommunikation in Migrationsprozessen (IBKM) an der Universität Oldenburg hat ergeben, dass unter hoch qualifizierten Migranten in Niedersachsen hohe Arbeitslosigkeit herrscht (67 Prozent). Nur 19 Prozent haben Vollzeitarbeitsplätze, während 11 Prozent in Honorar-, Teilzeit- oder 325-Euro-Jobs tätig sind. Die meisten Befragten sind in hohem Maße von Armutsrisiken betroffen, obwohl sie in ihrem Herkunftsland in akademischen Berufen tätig waren. Auf der Grundlage dieser Studie hat die Universität Oldenburg europaweit den ersten BA-Studiengang "Interkulturelle Bildung und Beratung" entwickelt, der im Wintersemester 2006/07 begann und enorme Resonanz fand: 24 Studierende aus 13 Staaten haben sich eingeschrieben und arbeiten gegenwärtig an ihren Abschlussarbeiten.
Auch mit dem Studienprogramm "Informatik für Migrantinnen und Migranten" will die Universität einen Beitrag zur Integration leisten und gleichzeitig das Potenzial der Hochqualifizierten für die Wirtschaft erschließen. So soll der Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt für diesen Personenkreis deutlich verbessert werden: Statt ein komplett neues Studium absolvieren zu müssen, werden Fachkenntnisse, die zuvor - also im Ausland - erworben wurden, im Studienprogramm berücksichtigt und für den Bachelor beziehungsweise Master in Informatik anerkannt.
Zusätzlich gibt es für die Studierenden auch individuelle Angebote, um fehlende Kenntnisse zu ergänzen beziehungsweise Kenntnisse aufzufrischen. Sowohl vor dem Einstieg ins Studium als auch studienbegleitend findet eine persönliche Beratung statt. Die Angebotspalette umfasst auch Deutsch und Englisch als Fremdsprache sowie ein Bewerbungstraining.
Kontakt
Prof. Dr. Susanne Boll
Tel.: 0441 – 792 22 01
E-Mail: susanne.boll@informatik.uni-oldenburg.de
Links zum Thema |
- weitere Informationen |