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1. bis 7. September
Integration: Ungelöste Fragen

Berlin – Deutschland hat in den vergangenen 20 Jahren rund drei Millionen Aussiedler aufgenommen, aber nicht immer erfolgreich eingegliedert, schreibt »Net-Tribune« am 3. September in einem Bericht über die Fachtagung des Bundesinnenministerium und der Konrad-Adenauer-Stiftung ‚Zwei Jahrzehnte Politik für Aussiedler und nationale Minderheiten‘ in Berlin. Nach Angaben von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble ist die Zahl der Aussiedler von fast 400.000 im Jahr 1990 auf 5.700 im vergangenen Jahr gesunken. „Die Fragen der Integration sind jedoch noch nicht gelöst“, zitiert Net-Tribune den CDU-Politiker. Anlass der zweitägigen Tagung war der 20. Jahrestag der Berufung des ersten Aussiedlerbeauftragten der Bundesregierung.

Der derzeitige Aussiedlerbeauftragte Christoph Bergner hat auf der Konferenz erklärt, auch künftig dürfe die Anerkennung der deutschen Volkszugehörigkeit den Menschen nicht verweigert werden, deren Familien wegen eben dieser Zugehörigkeit in Mittelosteuropa oder in der Sowjetunion ein schweres Kriegsfolgenschicksal erleiden mussten. Die besondere Herausforderung bei der Eingliederung der russlanddeutschen Spätaussiedler liege darin, dass viele kaum deutsche Sprachkenntnisse hätten.


Kluft zwischen Theorie und Praxis

Berlin – Mit der gleichen Fachtagung befasst sich auch der »Tagesspiegel« am 5. September und berichtet, die Bundeskanzlerin habe in ihrer Rede vor den Tagungsteilnehmern die Kulturen und Sprachen der Minderheiten in Deutschland und die deutschen Minderheiten in Ost- und Mitteleuropa als Bereicherung für ihre Länder gelobt. Praxis und Festreden, so das Blatt, würden allerdings weit auseinander klaffen: Russlanddeutsche hätten auf der Tagung mehrfach über die Erschwernisse geklagt, die die vor einem Jahr verschärfte Nachzugsregelung für Familienangehörige selbst für die Spätaussiedler bedeutet, die als Opfer von Repression und Vertreibung unter dem besonderen Schutz der Bundesrepublik stehen. Rechtsanwalt Thomas Puhe habe auf der Tagung von deutschstämmigen Männern berichtet, die nach jahrzehntelanger Ehe ihre Ehefrau nicht mitnehmen dürften, weil sie nicht deutsch spreche. „Was ist dann das Kriegsfolgenschicksal noch wert“, zitiert die Zeitung den Anwalt.


Multikulturelle Schrebergärten

Hannover – Mehr als eine Million Schrebergärten gibt es in Deutschland, von mehr als vier Millionen Menschen bearbeitet, schreibt die »Hannoversche Allgemeine« am 5. September. Ursprünglich hätten die Gartenparzellen armen Stadtbewohnern zum Anbau des eigenen Gemüses gedient, um überhaupt eine regelmäßige Ernährung zu ermöglichen. Heute würden die Kleingärten von Familien aller Bevölkerungsschichten bewirtschaftet. Die Kleingärtnervereine seien so vielfältig und multikulturell wie der Rest der Gesellschaft. Vor allem in den alten Bundesländern wurden sie zu Orten der Integration; hier sind 17 Prozent aller im Bundesverband Deutscher Gartenfreunde organisierten Schrebergärtner Zuwanderer. Dabei bilden Spätaussiedler aus Russland und Polen sowie türkische Gartenfreunde die größten Gruppen.


Auch Aussiedler schicken Geld in die ehemalige Heimat

Berlin – Angst vor Fremdenfeindlichkeit lässt Geld-Überweisungen von Ausländern ins Heimatland (so genannte Remittances) steigen, heißt es in einer Mitteilung des Berliner »DIW« (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung) vom 3. September: „Offenbar spielt der deutsche Pass dabei eine wichtige Rolle, denn bei Aussiedlern und Eingebürgerten konnten wir diesen Effekt nicht feststellen“, so DIW-Mitarbeiterin Mechthild Schrooten. Die ökonomische Bindung ans Heimatland breche aber nicht mit dem Erwerb der deutschen Staatsbürgerschaft ab. Auch Eingebürgerte und (Spät-)Aussiedler transferierten Geld in ihre Herkunftsländer, wenngleich im Durchschnitt weniger als die meisten Ausländer.


Am Anfang ging es fast nur um Aussiedler

Gemünden – Die Gemündener ‚Aktion Freude schenken‘ macht ihrem Namen alle Ehre, schreibt die »Main-Post« am 7. September. Seit 15 Jahre betreut der Verein zwischen 90 und 130 bedürftige Familien in der Stadt und Umgebung. In manchen Fällen genüge eine einmalige Unterstützung, in vielen Fällen sei langjährige Hilfe nötig. Als die mittlerweile pensionierte Grundschullehrerin Ursula Klug im September 1993 den Verein gründete, sei es vorwiegend um Aussiedler gegangen, die eine Erstausstattung brauchten. Da habe der Verein mit gespendeten Möbeln geholfen, berichtet die Zeitung. Heute sei die Klientel vielfältiger: Alleinerziehende, Arbeitslose, Rentner, Pflegefälle, kinderreiche Familien.


Die Toleranz lässt nach

Münster – Ruhestörungen, Sachbeschädigungen, Verunreinigungen – immer mehr Bürger beschweren sich nach Erkenntnissen der Stadt Münster über Jugendcliquen, die sich auf der Straße aufhalten, zitieren die »Westfälischen Nachrichten« am 6. September einen Bericht des städtischen Jugendamtes. Neben Gruppierungen, die sich sowohl aus deutschen als auch aus ausländischen Jugendlichen zusammensetzen, nenne der Bericht „russlanddeutsche Jugendliche, arabische Jugendliche und Jugendliche aus dem Kosovo“. Nach Ansicht der Jugendamtsleiterin Anna Pohl bezeugt der Bericht aber auch die sinkende Toleranz der Münsteraner: „Es wird schneller nach der Polizei gerufen als früher.“ Als Grund für die Zunahme von Cliquen nennt sie in dem Zeitungsbericht unter anderem eine nicht gelingende Integration und die relativ hohe Jugendarbeitslosigkeit in Münster.
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