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24. bis 31. August
Siebenjährige Tochter darf nicht einreisen

Delmenhorst – Die 33-jährige Elena Wander darf zu ihrer Familie nach Delmenhorst ziehen. Ihre siebenjährige Tochter Anzhelika muss allerdings zurückbleiben im Kaliningrader Gebiet, berichtet das »Delmenhorster Kreisblatt« am 27. August. Der Hintergrund: Vater Adam Wander hatte 2000 samt Familie die Ausreise als Spätaussiedler beantragt, ohne Elena, deren damaliger russischer Ehemann sich weigerte, mit nach Deutschland zu kommen. Sie blieb bei ihm. Eine Entscheidung, die sie bereute, als die Ehe scheiterte. Im vergangenen Jahr zog ihre ältere Tochter aus erster Ehe zu den Großeltern nach Delmenhorst und besucht hier mittlerweile die Schule.

Als Elena Wander dann selbst die Übersiedlung mit der jüngsten Tochter beantragte, erhielt sie zwar ein Visum, Anzhelika dagegen nicht. Es sei anzunehmen, dass die Mutter ohne deutsche Sprachkenntnisse vorerst keine Arbeitsstelle finden werde und daher der Lebensunterhalt von Mutter und Tochter nicht gesichert sei, hieß es im Bescheid des deutschen Generalkonsulats, der mit der Delmenhorster Ausländerbehörde abgestimmt war. Beide würden auf Sozialhilfe angewiesen sein. Um weitere Kosten für die öffentliche Hand zu vermeiden, dürfe die Siebenjährige nicht mitkommen. Die Familie wird gegen den Bescheid klagen.


Falsche Vorstellung von Deutschland

Berlin – Einen Tag nach ihrem 24. Geburtstag wird sich Walentina Aristow mit ihrem Mann Jewgeni und dem kleinen Sohn Kirill ins Flugzeug setzen und nach Hause fliegen, nach Krasnojarsk, das bis vor vier Jahren noch ihre erste Heimat war. Die Spätaussiedlerin kehrt nach Sibirien zurück, weil ihr Mann, ein Russe, in Deutschland „unglücklich war – vom ersten Tag an“, berichtet die Zeitschrift »Das Parlament« am 25. August. Sichere Angaben über die Zahl weiterer Rückkehrer gebe es nicht. „Das sind Einzelfälle“, meint Aussiedlerbeauftragter Christoph Bergner.

Rund 100.000 der insgesamt etwa 2,3 Millionen Spätaussiedler seien im vergangenen Jahr aus Deutschland weggegangen, jedoch nach Kanada oder Spanien, die wenigsten in ihre erste Heimat. Für Bettina Beusing von der Bottroper Caritas haben viele Russlanddeutsche „einfach eine falsche Vorstellung von Deutschland“. In Karlsruhe kümmert sich die Organisation ‚Heimatgarten‘ um rückkehrwillige Spätaussiedler, heißt es weiter in der Zeitschrift. Das sei kein Zufall, liege die Stadt doch in Baden-Württemberg, dem einzigen Bundesland, das Rückkehrer finanziell unterstützt.


„Die Rentner bleiben hier“

Potsdam – Ein bisschen neidisch ist Wladimir R. (68) auf seinen Sohn, berichtet die »Märkische Allgemeine« am 29. August. Der lebt seit zwei Jahren wieder in Riga, der Hauptstadt Lettlands. 1993 hatte die Familie R. das baltische Land verlassen und kam als jüdische Kontingentflüchtlinge nach Berlin. Dem studierten Schiffsingenieur Wladimir machte es nichts aus, sich in der neuen Heimat seine Brötchen bis zur Rente als Hausmeister zu verdienen, schreibt die Zeitung. Doch sein Sohn, eine Mathematik- und Physiklehrer, habe darunter gelitten, in Deutschland nur Hilfsarbeiten verrichten zu dürfen. Sein Studienabschluss wurde hier nicht anerkannt. Im russischen Bekanntenkreis, so Wladimir R., machten sich immer mehr Zuwanderer der zweiten Generation auf den Rückweg nach Russland, Kasachstan, der Ukraine oder ins Baltikum. Das betreffe Spätaussiedler und jüdische Kontingentflüchtlinge gleichermaßen. „Es sind die Jungen und Qualifizierten, die gehen“, sagt er. Auf sie warteten in der boomenden osteuropäischen Wirtschaft gute Jobs. „Die Rentner bleiben hier.“


„Wir fühlen uns wohl in Wolfsburg“

Wolfsburg – Vor zwölf Jahren kam die damals 20-jährige Russlanddeutsche Svetlana Faber mit ihren Eltern aus Sibirien in die Bundesrepublik. Ein Jahr später folgte ihr Mann Sergej, den sie noch in Russland geheiratet hat, berichten die »Wolfsburger Nachrichten« am 28. August. Ihre erste Station war Bautzen in Sachsen. Der studierte Bergbauingenieur Sergej machte einen Schweißer-Kurs und fand Arbeit in Dresden. Später zog die Familie – mittlerweile wurden zwei Kinder geboren – nach Wolfsburg, wo schon Angehörige und Freunde lebten. Nach mehreren Stellen bei Leiharbeitsfirmen fährt Sergej heute Taxi, „das macht mir Spaß“. Svetlana arbeitet in einem Vorschul-Projekt, schreibt das Blatt und zitiert die Aussiedlerin: „Wir fühlen uns wohl in Wolfsburg. Das ist unsere neue Heimat.“ Ihr Lebensstandard habe sich im Vergleich zu früher kaum verändert, „aber ich wollte etwas Neues erleben“, fügt Sergej Faber hinzu.


Flexibel und bescheiden

Arnsberg – Seit 1950 haben fast 4,5 Millionen Aussiedler, davon rund 2,5 Millionen aus der ehemaligen Sowjetunion, in Deutschland eine neue Heimat gefunden. Etwa 5.000 von ihnen leben in Arnsberg, heißt es in »Der Westen«, dem Online-Portal der ‚Westdeutschen Allgemeinen‘, am 28. August. Doch warum kamen sie hierher?, heißt es weiter. Die Frage beantworte die Wanderausstellung ‚Volk auf dem Weg. Geschichte und Gegenwart der Deutschen aus Russland‘, die bis zum 14. September in Arnsberg gezeigt wird. „Noch sieht ein Teil der bundesdeutschen Bevölkerung in russlanddeutschen Familien eine Belastung“, heißt es in der Ausstellungs-Ankündigung der Stadt Arnsberg. „Dass gerade das Gegenteil der Fall ist, wollen manche nicht einsehen. Aussiedler sind ein Gewinn für die Bundesrepublik!“ Viele verfügten über eine gute Schul- und Berufsausbildung, heißt es in der Meldung weiter, seien flexibel, bescheiden und anpassungsfähig.


Angriff auf Unfallopfer

Knetzgau – Unglaubliche Szenen haben sich nach einem schweren Verkehrsunfall bei Knetzgau im Landkreis Haßberge abgespielt, berichtet die »Mainpost« am 24. August. Obwohl sich die Rettungskräfte – drei Notärzte, fünf Rettungswagen sowie 60 Feuerwehrleute – um die Versorgung von acht Verletzten, darunter ein lebensgefährlich Verletzter, kümmerten, sei aus einer aufgebrachten Menge heraus versucht worden, die Unfallopfer zu attackieren. Kurz vor drei Uhr morgens waren zwei Autos in der Nähe einer Diskothek frontal zusammengestoßen. Bei den acht Insassen handelte es sich um junge Leute im Alter zwischen 19 und 27 Jahren.

Die Polizei habe alle Hände voll zu tun gehabt, eine Gruppe junger Leute, die möglicherweise per Handy aus der Disko zur Unfallstelle herbei gerufen worden war, von Angriffen auf die Verletzten abzuhalten. Sowohl die Unfallopfer als auch die Angreifer seien wahrscheinlich Spätaussiedler, heißt es in der gleichen Zeitung zwei Tage später. Die nahe gelegene Disko werde gerne von Russlanddeutschen aufgesucht. Der genaue Unfallhergang sei noch nicht völlig aufgeklärt. Der Vorfall habe im Internet-Forum der Zeitung zu lebhaften Diskussionen darüber geführt, ob man eigens erwähnen soll, dass es sich bei allen Beteiligten um Russlanddeutsche handelt. Da die Diskussion zunehmend unsachlich geworden sei, habe man wegen rassistischer Äußerungen das Forum vorübergehend eingestellt.
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