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Zeitzeugin Frida Bozedomova
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Zu dieser Zeit kämpften über 300.000 Frauen und Männer in der so
genannten Arbeitsarmee um ihr Überleben. Nur Wenige haben es geschafft.
Eine von ihnen ist die heute 85-jährige Frida Bozedomova,
die viele Jahre später in Baden-Württemberg eine neue Heimat gefunden
hat: „Mich verfolgt bis heute der Brandgeruch, ich sehe die vom Tod
gezeichneten Freunde und noch Lebende, denen aber der Tod schon in den
Augen stand. Der Kohlenstaub sitzt bis heute noch in meinem Körper.“
Die
Dimension des Leids ist bis heute nicht vollständig aufgedeckt. Der
Aussiedlerbeauftragte stellte in seiner Gedenkrede fest: „Noch immer
gibt es keine amtliche Statistik, die das Leid der Russlanddeutschen
dokumentierte.“ Doch die bislang bekannt gewordenen Daten sprechen eine
eigene Sprache. Bergner: „Für deutsche Sowjetbürger war das Risiko oder
die Wahrscheinlichkeit, in dieser Zeit verurteilt zu werden, sechs Mal
höher als in der allgemeinen Sowjetunion, und erschossen zu werden
sogar zehn Mal höher.“
Auszüge aus ausgewählten Grußworten |
PDF-Dokument |
In einer ersten Deportationswelle waren im September 1941 knapp 450.000 Menschen aus der damaligen Autonomen Wolgarepublik nach Kasachstan und Sibirien deportiert worden. Der Göttinger Historiker Alfred Eisfeld fasste die Folgen des Regierungserlasses zusammen: „In drei Wochen hat man eine über 200-jährige Siedlungsgeschichte kaputt gemacht und versucht, dieses aus dem Gedächtnis der Bevölkerung auszuradieren.“ Insgesamt, so geht aus bislang zugänglichen Archivdaten hervor, sind bis zum Kriegsende über 1,2 Millionen Deutsche zwangsumgesiedelt worden, darunter viele, die mehrfach verschleppt wurden.
Als nach dem Tod Stalins für die Deportierten - neben den Russlanddeutschen auch andere Bevölkerungsgruppen – eine allmähliche Lockerung des Zwangsregimes begann, hieß das für die Russlanddeutschen allerdings auch: eine Rückgabe des konfiszierten Vermögens war ausgeschlossen; eine Rückkehr in die ursprünglichen Heimatgebiete blieb verboten. Eisfeld kam in seinen Betrachtungen zu dem Schluss, die langfristige Folge des Deportationsbeschlusses der sowjetischen Regierung sei „eine Bevölkerungsverschiebung von West nach Ost (gewesen), der ersatzlose Wegfall sämtlicher Bildungs- und Kultureinrichtungen und ein Absenken des allgemeinen Bildungsniveaus der Russlanddeutschen“.
Zu der Gedenkveranstaltung im Schatten des Berliner Reichstags am 30. August hatten die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland und die russlanddeutsche Organisation „Heimat“ gemeinsam eingeladen. In einer Resolution, die zur Unterschrift auslag, setzten sich die Veranstalter für die Errichtung eines Mahnmals in Berlin ein, das an die Verfolgung und Vertreibung der Deutschen in der Sowjetunion erinnern soll.
Zugleich bedauern die Verfasser, dass eine „faktische Rehabilitierung“ der Russlanddeutschen in Russland und anderen Nachfolgestaaten der UdSSR immer noch ausstehe. Die Unterzeichner der Resolution kritisieren auch, dass das seit drei Jahren geltende Zuwanderungsgesetz die Einreise von Spätaussiedlern enorm gemindert habe. Das sei unvereinbar mit der gleichzeitigen „Anerkennung des kollektiven Kriegsfolgenschicksals der Deutschen aus Russland“.
„Das Kriegsfolgenschicksal der Russlanddeutschen hat auch weiterhin Bestand, und es ist auch noch im Bewusstsein weiter Teile der Bevölkerung in der ehemaligen Sowjetunion präsent. Zu meinem großen Bedauern muss ich feststellen, dass man dieses von der Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland in diesem Maße nicht sagen kann.“
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Auf aktuelle Fragen der Aussiedlerpolitik ging auch Christoph Bergner zum Schluss seiner Rede ein. Im Blick auf die fehlende Anerkennung beruflicher Abschlüsse und Qualifikationen sowie den Umstand, dass viele Aussiedler unterqualifizierten Tätigkeiten nachgehen müssen, stellte er in Aussicht, diesen Missstand möglichst im kommenden Jahr lösen zu können. Erschwerend kommt hinzu, dass hierbei auch Regelungen im Rahmen der Europäischen Union berücksichtigt werden müssen.
Auch bei der Familienzusammenführung erwartet Bergner Erleichterungen und setzt auf die individuelle Regelung von Härtefällen. Die Möglichkeit eines gemeinsamen Aufnahmebescheides (Kriegsfolgenbereinigungsgesetz) hat zuweilen dazu geführt, dass Familienmitglieder bei der Ausreise nach Deutschland rechtlich unterschiedlich behandelt wurden und dadurch die Aufnahme in Deutschland in manchen Fällen unmöglich wurde. (bg/us)
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Zeitzeugen
„In der letzten Nacht vor der Deportation schlief die Stadt nicht.“ Gottlieb Eirich hat die Verschleppung der Deutschen in Engels erlebt, der Hauptstadt der bis dahin Autonomen Wolgarepublik. Heute lebt der 83-Jährige in Schweinfurt. Die Erinnerung ist das einzige Paradies (PDF) |
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Zum Nachlesen ...
Rede Dr. Christoph Bergner (pdf) Zeitzeugin Frida Bozodemova (pdf) Vortrag Dr. Alfred Eisfeld (pdf)
... und zum Nachhören siehe "Audiobeitrag zum Thema" unter der Textseite |
Martin, 27.09.2008 21:31:28:
Die Geschichte aller Bevölkerungsgruppen ist Teil des kollektiven Gedächtnisses jeglicher Region der Erde.Auch Russlanddeutsche haben das Recht,ihre Geschichte,Traditonen&Gegenwart zu pflegen.Die Verfolgung,Deportation,Zwangsarbeit,Diskriminierung,&zaghafte Rehabilitation der Russlanddeutschen ist Geschichte,der mehr Aufmerksamkeit gebührt.Auch in Gegenwart könnte mehr Unterstützung stattfinden.
Aneli, 13.09.2008 17:59:53:
Dieser Artikel ist sehr informativ und ein wichtiger Beitrag zur Geschichte und Gegenwart.