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Autobahnanschlag ist aufgeklärt

Täter und Opfer stammen aus Kasachstan
Autobahnanschlag ist aufgeklärt Blumen am Tatort

Der Mord an einer 33-jährigen Russlanddeutschen ist aufgeklärt. Wochenlang hatte der heimtückische Anschlag auf die Mutter von zwei Kindern die deutsche Öffentlichkeit in Atem gehalten. Jetzt ist ein 30-jähriger Mann von der Polizei verhaftet worden, der die Tat gestanden hat – ein Deutscher aus Kasachstan. Opfer und Täter waren sich nie zuvor begegnet, ihre Lebenswege berührten sich auf dramatische Weise.

Rastede, im Mai 2008 – Anfangs war vermutet worden, dass die Tat von einer Gruppe Jugendlicher begangen worden sei. Ein Zeuge hatte am Abend des Ostersonntags angeblich junge Leute auf einer Autobahnbrücke unweit der Stadt Oldenburg gesehen. Von dieser Brücke war zuvor ein sechs Kilo schwerer Holzklotz auf die darunter liegende Fahrbahn geworfen worden, durchschlug die Frontscheibe eines Personenwagens und verletzte die Beifahrerin so schwer, dass sie sofort starb.

Olga und Alexander K. waren mit ihren beiden Kindern auf der Rückfahrt von der Ostsee ins westfälische Telgte, wo die russlanddeutsche Familie seit vielen Jahren lebt. Olgas Tod – die übrigen Familienmitglieder blieben unverletzt - hat in Deutschland eine Welle des Mitgefühls ausgelöst. Binnen kurzem gingen hunderte Hinweise aus der Bevölkerung bei der Polizei ein, eine Fernsehsendung beschäftigte sich mit dem Fall und rief Zeugen auf, sich bei den Behörden zu melden. Lange Zeit schien es allerdings, als träten die Ermittlungen auf der Stelle.

Alexander (36) und Olga waren seit 13 Jahren ein Paar. Beide waren aus Kasachstan ausgesiedelt, hatten sich aber erst in Deutschland kennen gelernt. Der Schock über Olgas Tod sitzt tief, ein Albtraum, mit dem  die Überlebenden gewiss noch lange werden leben müssen. Und doch war es für Alexander eine Erleichterung, als es hieß, der Täter sei ermittelt, in Haft und geständig. Der 30-Jährige namens Nikolai H. wohnt in der niedersächsischen Kleinstadt Rastede unweit von Oldenburg. Sein Motiv für die Tat blieb zunächst unklar – im Verhör gab er lediglich an, aus „allgemeinem Frust“ gehandelt zu haben.

Nikolai H. stammt ebenfalls aus Kasachstan und wohnt seit 16 Jahren in Deutschland. Ohne eine Berufsausbildung lebte er von Gelegenheitsarbeiten und von staatlicher Sozialhilfe. Wegen Diebstahls hatte er bereits anderthalb Jahre im Gefängnis gesessen, seit zehn Jahren ist Nikolai H. heroinabhängig. In seiner Wohnsiedlung, einem vernachlässigten Viertel am Rande von Rastede, galt er als ruhig und unauffällig. Nachbarn, darunter auch Aussiedler, beschreiben ihn als Einzelgänger, und niemand hätte ihm eine solche Tat zugetraut.

Dass H. schließlich der Polizei ins Netz ging, hat er selbst bewirkt. Schon kurz nach der Tat hatte er sich als Zeuge zur Verfügung gestellt und Fernsehteams bereitwillig Interviews gegeben. Ein Gescheiterter, der sein wirkliches Leben nicht zu meistern verstand, stand plötzlich im Mittelpunkt des Interesses, wurde als Zeuge ernst genommen und stand in der Öffentlichkeit. So erklärte ein Kriminologe die Handlungsweise von Nikolai H., der bald allerdings vom Zeugen zum Verdächtigten wurde.

Als die Polizei verlauten ließ, dass man eine genaue Untersuchung des Mordwerkzeugs plane und dadurch dem Täter auf die Spur zu kommen hoffe, sagte H. aus, er selbst habe den Holzklotz berührt, als er ihn auf der Brücke gefunden und zur Sicherheit beiseite geräumt habe. Er verwickelte sich zunehmend in Widersprüche, während eine Hausdurchsuchung noch weitere Indizien zutage förderte.

Schließlich kam das Aus für Nikolai H. Als er der Tat überführt worden war, sagte der, das Geschehene tue ihm leid. (us)

 
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