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31. Dezember bis 6. Januar

Kulturschock

Weingarten – Anna ist 20 Jahre alt und couragiert, schreibt die «Schwäbische Zeitung» am 6. Januar. Ihre Eltern, mit denen sie 2003 als Spätaussiedlerin nach Weingarten kam, leben mittlerweile wieder im westsibirischen Nowosibirsk. Anna will alleine in Deutschland bleiben. Hier sehe sie größere Chancen für sich, teilte sie dem Blatt mit. Die Zeitung sprach mit fünf jungen Leuten, die als Spätaussiedler oder jüdische Kontingentflüchtlinge aus der früheren Sowjetunion nach Deutschland gekommen waren. Neben Anna gehörte auch der russlanddeutsche Alexander dazu, der erst im Sommer 2005 nach Weingarten kam und jetzt schon im dritten Semester Betriebswirtschaft und Management studiert. Auch seine Eltern kehrten nach Russland zurück. „Das erste Jahr hier war echt schwierig“, räumt der heute 24-Jährige ein: „Ein Kulturschock“. Ganz anders als in Russland sei hier die Einstellung zum Leben gewesen, wie man in Deutschland Freundschaften pflegt, wie die Frauen- und Männerrollen geprägt sind, fasst die Zeitung seine ersten Erfahrungen zusammen.


Kirchengemeinde wächst dank Aussiedler

Detmold – 1989 wurde in Detmold die Evangelische Freie Kirchengemeinde „Schöne Aussicht“ gegründet. Ihre „Muttergemeinde“ hatte einen enormen Zuwachs erfahren, seit mit den russlanddeutschen Aussiedlern auch viele Baptisten aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland strömten, berichtet «open-PR» am 4. Januar. Nach über 18 Jahren denke die Gemeinde bereits erneut über eine Erweiterung nach. Für die 270 Mitglieder, darunter 140 Kinder und Jugendliche sowie für die zahlreichen zusätzlichen Besucher der sonntäglichen Gottesdienste reichten die Räumlichkeiten längst nicht mehr aus.


Konfliktberatung für Spätaussiedler

Oranienburg – Normalerweise kommen Fachkräfte wie Hans-Ulrich Krause weltweit in Krisengebieten zum Einsatz. Mit ihrer Ausbildung zum Experten für gewaltfreie Konfliktbearbeitung vom Forum Ziviler Friedensdienst, einem Zusammenschluss von Friedensgruppen und kirchlichen Organisationen, werden sie zum Beispiel ins Kosovo oder in den Nahen Osten entsandt, schreibt «PR-Inside» am 2. Januar. Doch Hans-Ulrich Krause, ein „Anfangvierziger mit Schnauzbart und sanfter Stimme“, hilft seit Dezember 2006 in Oranienburg bei Berlin zu verhindern, dass sich soziale Spannungen in Gewalt entladen. Mit ihm führe das Forum Ziviler Friedensdienst erstmals im Inland ein Projekt durch. Oranienburg ist laut Krause zwar kein Brandherd im klassischen Sinne. Bedenklich aber sei die Lage der etwa 1200 Aussiedler: „Die Integration stagniert. Ihre Wohnsituation kommt einer Ghettoisierung gleich.“ Kontakte zu Alteingesessenen gebe es kaum, mehr als zwei Drittel der Russlanddeutschen lebten von Sozialleistungen. Perspektivlosigkeit paare sich mit Passivität, Sprach- und Alkoholproblemen. Schon öfter, so der Fachmann für friedliche Konfliktlösungen, sei es zu Schlägereien zwischen rechtsgerichteten einheimischen Jugendlichen und Spätaussiedlern gekommen. Mit einer Reihe von Programmen werde nun versucht, die Aussiedler in das gesellschaftliche Leben der Stadt zu integrieren.


Polizeistatistik über Aussiedler gefordert

München – Der CSU-Landesgruppenchef Peter Ramsauer hat eine Änderung der deutschen Kriminalstatistik gefordert. „Man belügt sich selbst, wenn Polizeistatistiken nicht unterscheiden zwischen deutschen und ausländischen Tätern sowie Aussiedlern“, habe der Politiker in einem Zeitungsinterview gesagt, berichtet «EpochTimes Deutschland» am 4. Januar. Wer aus falsch verstandener politischer Korrektheit wegschaue, könne auch nicht die richtigen Konsequenzen ziehen. Weiter habe Ramsauer darauf hingewiesen, dass die CSU die Forderung des hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch unterstütze, 18-jährige Gewalttäter nach Erwachsenenstrafrecht zu verurteilen.


Spätaussiedler-Zuzug so gering wie nie

Göttingen – Im Jahr 2006 war die Zahl der neu zugezogenen russlanddeutschen Spätaussiedler so niedrig wie nie zuvor. Nach Angaben von Heinrich Hörnschemeyer wurden insgesamt 5.841 im Erstaufnahmelager Friedland aufgenommen. Der Leiter dieser Einrichtung nehme an, berichtet der «Reutlinger Generalanzeiger» am 6. Januar, dass zahlreiche Ausreisewillige am neuen Zuwanderungsgesetz gescheitert seien. Danach müssen nicht nur die Antragsteller, sondern auch deren Familienangehörige über ausreichende Deutschkenntnisse verfügen, wenn sie aussiedeln wollten.


„Allgemein ruhiger geworden“

Ratzeburg – Längst ist es nichts Ungewöhnliches mehr, etwa an der Kasse im Supermarkt Menschen zu begegnen, die Russisch sprechen, heißt es in den «Lübecker Nachrichten» am 1. Januar: Spätaussiedler, anfangs eher durch Integrationsprobleme in der öffentlichen Wahrnehmung aufgefallen, würden „zunehmend ganz normale Mitglieder“ ihrer neuen Heimat. Im Jahr 2000 seien noch 211 Russlanddeutsche dem Landkreis Ratzeburg zugewiesen worden; im zurückliegenden Jahr nur noch zwölf. Als Einwanderer würden sie zwar registriert, schreibt das Blatt, sobald sie aber auf die Städte und Gemeinden verteilt seien, würden sie in den Einwohnerstatistiken als Deutsche gelten. Genaueres wüssten schon eher Institutionen wie Jugendzentren. Im Ratzeburger Stadtteil St. Georgsberg beispielsweise sei fast ein Drittel der Einwohner Spätaussiedler. Aus Sicht der Jugendarbeit habe sich die Lage dort entspannt. „Es ist allgemein ruhiger geworden“, sagt Stadtjugendpfleger Andreas Brand, der sich „noch an Zeiten mit viel Stress mit jungen Spätaussiedlern“ erinnern kann. Auch die Polizei berichte, dass sie weit weniger Straftaten registriere, in die Spätaussiedler verwickelt seien, als in früheren Jahren. Einziges Problem noch heute: die Neigung zur russischsprachigen Gruppenbildung, die Ängstlichkeit bei einheimischen Bürgern auslösen könne.


Polizisten aus Migrantenfamilien gefragt

Hamburg – Polnisch, russisch, mandarin oder afghanische Dialekte – für die Hamburger Polizei gehören Ermittlungen in fremden Sprachen zum Alltag, berichtet «Die Welt» am 3. Januar. Eine große Hilfe seien Beamte mit Migrationshintergrund. Die Polizei nehme das als willkommene Spezialkenntnisse wahr, ansonsten seien die Migranten ganz normale Kollegen, erläuterte Wolfgang Kopitzsch, Leiter der Hamburger Landespolizeischule. Die rund 180 Polizisten aus zugewanderten Familien beherrschten zusammen nicht nur 35 Sprachen. Auch die entsprechenden Kulturen seien ihnen geläufig. Kopitzsch: „Wir haben schon seit vielen Jahren Kollegen ausländischer Herkunft, zum Beispiel Spätaussiedler.“


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