Wenn der Monat sich dem Ende neigt, haben die Kunden wieder Geld. Dann kommt im Supermarkt, den Swetlana und Sascha Feller am Rande von Berlin betreiben, immer die Zeit für Sonderangebote. Ikra-Kaviar aus der Ukraine, Smetana-Sahne aus Warschau, Rjaschenka-Joghurt aus Moskau: Bei den Fellers können Einwanderer alles das kaufen, was ihnen in der fremden Heimat Deutschland fehlt. Der Fisch wird hier noch lebendig angeboten, dazu gibt es Schmuck und Nippes, Mode, Videos, Wodka und Versicherungen.
Vor 14 Jahren kamen die Fellers als Spätaussiedler nach Berlin. Sie bekamen den deutschen Pass, fanden aber keine richtige Arbeit. Also machten sie sich selbstständig und eröffneten ihren Supermarkt - eine russische Enklave in der deutschen Warenwelt. Swetlana führt den Markt und Sascha erledigt die Einkäufe, für die er mehrmals in der Woche nach Polen fährt. Denn das Beste am »Fellermarkt« sind die Preise. Gemüse und Fleisch sind unanständig billig, die Preise niedriger als bei allen Markendiscountern in der Umgebung. Nicht nur Russen kaufen hier ein, sondern auch viele andere, die genau rechnen müssen. Der Markt steht inmitten einer Plattenbausiedlung.
Die Fellers sind Unternehmer und fleißig: 14 Stunden schuftet das Ehepaar täglich, auch am Samstag. Nur zum Deutschlernen kommen die beiden nicht so recht. Auch der älteste Sohn Slawa spricht nur mit Mühe deutsch, obwohl er zehn Jahre deutsche Schule hinter sich hat. Im Gegensatz zu seinem jüngeren Bruder Thomas; der lehnt Russisch ab, spricht nur deutsch, auch mit seinen Eltern, die nicht immer alles verstehen. Die Familie hat ein Kommunikationsproblem.
Die Autoren Jean Boué und Antje Boehmert erzählen die Geschichte einer Aussiedlerfamilie im heutigen Deutschland, die es geschafft hat, hier anzukommen und dafür ihre kasachische Heimat nicht einmal verlassen musste. Die Fellers haben sie einfach mitgebracht - und in Deutschland ins Regal gestellt. (ARD)
Russland im Regal – der Supermarkt der anderen Deutschen
Film von Jean Boué und Antje Boehmert
ARD-exclusiv
Sonntag, 16. Dezember 2007, 13.15 bis 13.45 Uhr