ORNIS-PRESS
ORNIS-PRESS
ORNIS-RSSORNIS-RSS|ORNIS InfoBriefORNIS InfoBrief|  

Sie sind hier: Startseite ›› Wochenrückblick ›› 2007

Schrift: kleiner | normal | größer

24. bis 30. September

Migranten und Homosexualität

Berlin – Man sollte meinen, dass in einer Stadt, in der ein schwuler Politiker bereits zwei Mal zum Regierenden Bürgermeister gewählt worden ist, eine gewisse Toleranz gegenüber Homosexuellen herrschen sollte, schreibt die «Süddeutsche Zeitung» am 26. September. Doch von einem weltoffenen Umgang mit Schwulen seien zumindest Berlins Jugendliche noch weit entfernt. Vor allem bei Migrantenkindern stoße Homosexualität auf starke Ablehnung. Das geht aus einer Untersuchung hervor, die von der Kieler Christian-Albrechts-Universität unter knapp tausend deutschen sowie russisch- und türkischstämmigen Schülern an zwölf Gymnasien und Gesamtschulen durchgeführt wurde. Auf die Frage zum Beispiel, ob man es als „abstoßend“ empfinde, wenn sich Männer auf der Straße küssten, antworteten 48 Prozent der männlichen einheimischen Schüler mit Ja. Bei Schülern mit russischer und türkischer Herkunft waren es drei Viertel. Die Ablehnung von Schwulen hänge außerdem vom Grad der Integration ab, berichtet die Zeitung mit Hinweis auf die Studie. Wer kaum Anschluss an die Gesellschaft habe, sei besonders schwulenfeindlich.


Prinzessin

Köln – Katharina ist Spätaussiedlerin und lebt in einer Hochhaussiedlung bei Köln. Wenn sie nicht für wenig Geld in einem Hotel putzt, friert sie lieber mit ihrer Mädchenclique auf der Straße, als sich in der beengten Wohnung den nörgelnden Kommentaren der Eltern auszusetzen, schreibt der «Film Dienst» am 25. September über den neuen Film „Prinzessin“. Er ist das Kinodebüt von Birgit Grosskopf, das das Lebensgefühl einer Mädchengang zwischen Pubertätskonflikten, Identitätsproblemen und einer prekären sozialen Situation einfängt und am Ende „nur wenig Grund zur Zuversicht bietet“, heißt es in der Filmkritik. Mehr als verbale und körperliche Übergriffe vermögen die vier Mädchen ihrer trostlosen Umgebung nicht entgegen zu setzen, und wenn die Spannungen zu groß werden, gehen sie auch schon mal aufeinander los. Katharina bieten weder ihre autoritäre Familie Halt noch die russische Gemeinde, die sich von der Außenwelt abschottet.


Ein Haus gebaut

Bad Oeynhausen – Für den 73-jährigen Russlanddeutschen Heinrich Löwen ist der Besuch der Ausstellung wie eine Zeitreise in die Vergangenheit – 20, 30, 40 Jahre zurück in das Leben, das er 1990 verließ, berichtet der «Vlothoer Anzeiger» am 26. September. „Das Russlands-Deutsche-Haus“ nennt sich die Ausstellung, und der Name ist bewusst so gewählt worden, erklärt die Zeitung: Sprechen Russlanddeutsche über sich, sagen sie immer: „Wir sind Russlands Deutsche“. Es gibt eine Wohnstube mit einem silbernen Teekocher auf dem Tisch, eine Schlafstube mit einem Bett, auf dem sich platzsparend vier Matratzen unter einer Tagesdecke verbergen, und eine Betstube, in dem ein Predigtbuch von 1758 sowie ein Gebetbuch von 1680 ausgestellt sind. Im Raum des Gedenkens sind 13 Porträts stumme Zeugen des stalinistischen Terrors der 1930er und 1940er Jahre. „Mit diesem Haus öffnet sich ein Fenster in die Welt der Russlanddeutschen“, sagte Bad Oeynhausens Bürgermeister Klaus Mueller-Zahlmann zur Eröffnung der Ausstellung. „Wir können uns hier berühren lassen von ihrem Leben und Erleben, von ihrer Geschichte und Kultur, von ihren Fragen und Sorgen.“ Warum die Form eines Hauses gewählt wurde, erläutert Pfarrer Edgar Born, der die Ausstellung entwickelt hat. „Wo die Russlanddeutschen hinkamen, haben sie ein Haus gebaut.“


„Ich will dazugehören“

Forst – Am Europäischen Tag der Sprachen, der seit 2001 am 26. September begangen wird, fragt die «Lausitzer Rundschau» sechs in Forst lebende Zuwanderer, warum sie die deutsche Sprache lernen. Einer von ihnen ist der 46-jährige Spätaussiedler Vasily Puhalski, der seit sechs Jahren im Bundesland Brandenburg wohnt. „Ich will dazugehören“, erklärt er der Zeitung. „Ohne die deutsche Sprache zu sprechen, kommt man nicht zurecht. Ich wohne in einem Haus, in dem außer mir nur Deutsche wohnen.“


Integration vor Ort

Kreis Aachen – Nach offiziellen Statistiken hat der Landkreis Aachen einen Ausländeranteil von etwa elf Prozent. Die Zahl der Menschen mit so genanntem Migrationshintergrund, schreibt die «Aachener Zeitung» am 26. September, dürfte bei etwa 33 Prozent liegen. Nach Angaben von Dietmar Havenith, dem Leiter der Regionalen Arbeitsstelle zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien (RAA) im Landkreis Aachen, gehören dazu auch Spätaussiedler, die zwar einen deutschen Pass, häufig aber auch enorme Integrationsprobleme haben. Seit Jahren kümmert sich die Kreisverwaltung um die Integration der Zuwanderer, heißt es im Blatt. Deshalb habe sie es auch begrüßt, dass der Deutsche Landkreistag beim „Integrationsgipfel“ im Sommer in Berlin zusagte, die Anstrengungen noch verstärken zu wollen. „Wir können und wollen den Kommunen nicht sagen, so oder so müsst ihr es machen“, betont Havenith. „Aber wir können Empfehlungen aussprechen, Beispiele für Projekte nennen und sagen, was wo gut geklappt hat, was es kostet, ob es auch den Deutschen nutzt und was wo warum nicht funktioniert hat.“ Letztlich aber müsse die Integrationsleistung vor Ort erbracht werden.


Ehrenamt

Traunreut – Seit seiner Pensionierung engagiert sich der frühere Ministerialbeamte Gerhard Marino ehrenamtlich für Aussiedler. Im bayerischen Traunreut hat er sein Betätigungsfeld gefunden und „ist seitdem eine große Stütze für Russlanddeutsche“, schreibt das «Trostberger Tagblatt» am 28. September. Der Jurist will, wie er der Zeitung sagt, „verhindern, dass Parallelgesellschaften entstehen. Denn die Erfahrung zeigt ja, dass aus Missverständnissen leicht Misstrauen wird und aus Misstrauen Gewalt entstehen kann“. So berät er Aussiedlerfamilien im sozialrechtlichen Fragen, hält Vorträge über die bayerische Geschichte und über politische Institutionen und hat in den vergangenen Jahren mehrere Fahrten organisiert, die den neuen Bürgern ihre bayerische Heimat näher bringen sollten. Einmal wöchentlich gibt er einen Sprachkurs für Männer. An der Geschichte der Aussiedler, so das Tagblatt, glaubt Marino zu erkennen, dass die Männer, die in Russland oder Kasachstan die unbestrittenen Familienoberhäupter waren, nach ihrer Ankunft in Deutschland extrem verunsichert seien. Schwerer als Frauen könnten sie damit umgehen, dass sie die Sprache nicht verstehen und keine Arbeit haben. Sie ließen sich auch nicht gerne von einer Frau belehren. So sei er auf die Idee gekommen, selbst einen Kurs für Männer anzubieten.


Nach oben
Artikel bookmarken:
Diese Seite zu Mister Wong hinzufügen My Yahoo