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22. bis 28. Mai

Hilfen für Russlanddeutsche nicht weiter senken

Berlin – Es gibt unter Aussiedlern keine nennenswert höhere Kriminalität als unter einheimischen Deutschen. Das belegen statistische Untersuchungen aus Hamburg und Nordrhein-Westfalen. Darauf wies der Aussiedlerbeauftragte der Bundesregierung, Christoph Bergner (CDU) in einem Gespräch mit der «Berliner Zeitung» vom 22. Mai hin. Deshalb finde er es „bedauerlich, dass manche Innenminister – auch aus der Union – sehr schnell zu abwertenden Urteilen kommen“, sagte Bergner. Der Aussiedlerbeauftragte bestätigte in dem Interview, dass es zwischen ihm und Unions-Innenministern eine Kontroverse über den Familiennachzug gibt. „Ich möchte, dass Aussiedler hierbei nicht restriktiver behandelt werden als Ausländer, indem man bei Angehörigen von Aussiedlern einen erfolgreichen Sprachtest zur Bedingung für die (gemeinsame) Einreisebewilligung macht.“ Bergner regt an, bei Integrationsprojekten mehr als bisher auf die Unterstützung der vielen längst integrierten Aussiedler zu setzen und deshalb stärker auch die Landsmannschaft der Russlanddeutschen einzubinden. Er will zudem „dafür kämpfen“, dass die allgemeinen Hilfen für Russlanddeutsche, die seit 1998 gesunken sind und derzeit bei etwa 18 Millionen Euro jährlich liegen, „dieses Niveau halten“. Künftig aber werde das Engagement Dritter nötig sein, so Bergner in dem Zeitungsgespräch.


Innenminister für schärfere Einreiseregeln bei Familien von Spätaussiedlern

Hannover – Entfernte Verwandte von Spätaussiedlern dürfen künftig nur noch dauerhaft in Deutschland bleiben, wenn sie schon vor ihrer Ausreise einfache Deutschkenntnisse haben. Das berichtet die «Tageszeitung» (taz) am 23. Mai über ein Treffen der Innenministerkonferenz vom Vortag. Die Zeitung zitiert den Innenminister von Niedersachsen, Uwe Schünemann (CDU), wonach einstimmig beschlossen worden sei, dass die Anforderungen an Stiefkinder oder Schwiegereltern von Aussiedlern ab dem 1. Oktober verschärft werden sollen. Künftig solle auch ein Teil der Integrationskurse schon im Durchgangslager Friedland absolviert werden.


Klein anfangen

Kirchheim – Im baden-württembergischen Kirchheim fangen sie klein an mit der Förderung von Sprachkenntnissen. Im Alter von drei Jahren werden Sprösslinge aus Einwandererfamilien mit der deutschen Sprache vertraut gemacht, berichtet der «Teck-Bote» am 23. Mai. Im Rahmen des „Denkendorfer Modells“ sind zweimal wöchentlich 24 Sprachhelferinnen in den Kindergärten der Stadt unterwegs und unterrichten die Kleinen. Seit 35 Jahren gibt es diese Förderung auch in den örtlichen Grundschulen für Schüler, die mit Sprachproblemen kämpfen. Seit fünf Jahren können Mütter von Kindergartenkindern beim hauptsächlich von Ehrenamtlichen getragenen Projekt „Klein anfangen“ nicht nur deutsch lernen, sondern auch mehr über die Gesellschaft erfahren, in die sie zugewandert sind. Erstmals werden seit diesem Jahr auch Mütter von Schulkinder einbezogen, schreibt die Zeitung und fügt hinzu, dass die Integrations- und Sprachkurse der Volkshochschule für Spätaussiedler und andere Migranten neuerdings „einen weiteren großen Baustein der Sprachförderung in der Teckstadt dar(stellen)“.  Volkshochschulleiterin Susanne Voigt beklagte allerdings die Rahmenbedingungen dieser Kurse. Die Gruppen seien zu groß, die Bezahlung zu gering und die 600 geförderten Unterrichtsstunden zu wenig für einen Erwachsenen mit geringem Bildungsstand. Unter 25 Kursteilnehmern befänden sich meist fünf bis sechs Analphabeten.


Für bessere Schulabschlüsse engagieren

Cottbus – Dass Kriminalität unter jugendlichen Spätaussiedlern in der Region um die brandenburgische Stadt Cottbus immer weniger eine Rolle spielt, hat nicht nur damit zu tun, dass immer weniger Russlanddeutsche einreisen. Die Aussiedler tun selbst viel dazu, sich zu integrieren, berichtet die «Lausitzer Rundschau» am 26. Mai. Dazu tragen unter anderem der Tanzsportklub Rose in Forst, der russische Laden in Senftenberg oder der Aussiedlerverein in Hoyerswerda bei – „Beispiele dafür, wie Russlanddeutsche kulturelles Leben in die Region bringen“, heißt es in dem Bericht. Obwohl die Zuwanderergruppe dank des Zuwanderungsgesetzes neuerdings Deutschkenntnisse mitbringen muss, und auch das zur Integration beiträgt, bleibe noch viel zu tun. Einheimische Stellen sowie die Aussiedler selbst müssten sich stärker für gute Schulabschlüsse der Jugendlichen engagieren. Das verhelfe den jungen Leuten zu besseren Jobs und der Region zu dem künftig dringend benötigten gut ausgebildeten Nachwuchs.


Fit für Bildung

Berlin – Anfangs gab es Kritik: Eine Konzentration im Projekt auf junge Aussiedler könne deren Ausgrenzung eher noch verstärken. Dann kam Unterstützung aus der Wissenschaft: „Die Konzentration auf eine bestimmte Zuwanderergruppe wie die Aussiedler ist eine positive Diskriminierung“, die in einer Übergangszeit durchaus hinnehmbar sei, meinte der Berliner Soziologe Jürgen Nowak. Das Projekt „Fit für Bildung“ des Vereins Berlinpolis hat einen neuen Weg eingeschlagen: Seit Oktober 2005 betreuen 20 Studenten Berliner Universitäten rund 60 Oberschüler, vornehmlich russlanddeutscher Herkunft, beraten sie bei der Studienwahl und nehmen ihnen so die Scheu vor der unbekannten Institution Hochschule. Nach einem Bericht der Berliner «Tageszeitung» (taz) vom 24. Mai stammt die Mehrzahl der Mentoren selbst aus russlanddeutschen Familien. Oftmals leidet der Wille, ein Studium zu beginnen, bei jungen Aussiedlern mit der Dauer ihres Aufenthaltes in Deutschland. Viele fühlen sich zunehmend „abgeschreckt, weil ihnen vermittelt wird, dass sie es sowieso nicht schaffen und keinen Job bekommen“, erläutert eine Mitarbeiterin des Projekts.


Zu guter Letzt

Hochheim – Als die Reporter der «Allgemeinen Zeitung» zum Grillplatz am Mainufer in Hochheim kamen, bot sich ihnen ein geradezu idyllisches Bild: gepflegter Rasen, weit und breit kein Müll. Das hatten Behördenmitarbeiter der Stadt in den Tagen zuvor noch anders gesehen – von Vandalismus und Zerstörungswut war da die Rede. Inzwischen hatten Otto Klein und seine Frau, die gleich nebenan wohnen, für Ordnung gesorgt. Nach einem Bericht der Zeitung vom 25. Mai sind dem Rentnerehepaar die russlanddeutschen Jugendlichen, die gewöhnlich hier ausgiebig grillen, „ans Herz gewachsen“, und so übernehmen sie gern die Aufräumarbeiten nach feuchtfröhlichen Feiern. Häufig legen die jungen Leute auch selbst mit Hand an, sagt Otto Klein. Und auch der 400-Euro-Schaden an dem Grilltisch könne längst nicht den jungen Aussiedlern angelastet werden, meinte Klein in einem zornigen Leserbrief. Zum einen halte er überhaupt nichts davon, die jungen Leute aus Russland derart zu brandmarken, zum anderen könnten schließlich auch Witterungseinflüsse den Schaden hervorgerufen haben.


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