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Heimkehrerstraße
Friedland - Wenn Bundespräsident Horst Köhler am 12. Oktober zur 60-Jahr-Feier kommt, erinnert in Friedland nur noch wenig an die Anfänge des "Grenzdurchgangslagers". Mit einer unbeheizten Baracke in der damaligen britischen Besatzungszone hatte es angefangen. Wie die «Süddeutsche Zeitung» am 26. September berichtet, war das Lager Friedland für über vier Millionen Flüchtlinge erste Anlaufstelle. Erst kamen vertriebene Deutsche aus Osteuropa, später Flüchtlinge aus der DDR, aus Ungarn, aus Chile, aus Vietnam und in jüngster Zeit vor allem Aussiedler und jüdische Kontingentflüchtlinge aus der ehemaligen Sowjetunion.
Sportlich
Bad Düben - In der Sporthalle des sächsischen Bad Düben sind Ende September 124 Jugendliche in mehreren Sportarten gegeneinander angetreten, darunter ein gutes Drittel Aussiedler im Alter von 12 bis 18 Jahren. "Der Wettstreit wurde ein voller Erfolg", meinte Organisator Hartmut Zimmer, wie die «Leipziger Volkszeitung» am 28. September berichtet. Die Veranstaltung, die im nächsten Jahr wiederholt werden soll, entstand bundesweit aus einer Initiative von Bundesinnenminister Otto Schily: "Integration durch Sport". Mit ihrer Hilfe erhalten junge Spätaussiedler und Ausländer Gelegenheit, sich in Sportvereinen spielerisch mit einheimischen Altersgenossen anzufreunden und sich besser in den deutschen Alltag integrieren zu können.
Ekstase
Sankt Augustin - Der Keller ist feucht und muffig, das Licht schummrig. Doch die jungen Musiker, die hier spielen, stört das nicht. Hier probt, wie der «Kölner Stadtanzeiger» am 1. Oktober berichtet, die einzige russlanddeutsche Band im Großraum Bonn. Acht Jugendliche zwischen 17 und 20 Jahren üben selbst verfasste Rap- und Rock-Titel und probieren aus, welche Musikrichtung ihnen am besten liegt. Gründerin der Band, die sich Ekstaz nennt, ist die 31-jährige Kristin Röttger. Die Streetworkerin, Sozialarbeiterin der Stadt St. Augustin, hat dafür gesorgt, dass die acht jungen Russlanddeutschen von einem Musikstudenten an ihren Instrumenten ausgebildet werden. In der Region gilt die Gruppe als Erfolgsmodell für die Integration jugendlicher Aussiedler. Integriert hat sich auch Kristin Röttger - in die Band. Sie "könnte glatt als Russin durchgehen", loben die jungen Musiker.
Schutzlos
Erfttal - Wenn es im nordrhein-westfälischen Erfttal regnet, hat für die russlanddeutschen Jugendlichen das Freizeitvergnügen ein Ende. Ihnen fehlt ein Platz, der Schutz vor schlechtem Wetter bieten könnte, berichtet die «Neuss-Grevenbroicher Zeitung» am 2. Oktober. Wenn sie es daheim in den oft engen Wohnungen mit Eltern, Großeltern und Geschwistern nicht aushalten, zieht es die jungen Leute auf die Straße. Disco, Kneipe, Kino oder die meisten Trendsportarten sind ihnen zu teuer. So stehen sie eben zusammen, erzählen und warten, dass etwas geschieht. Viele Erfttaler erschreckt das. "Jeden Tag kommt die Polizei und kontrolliert die Ausweise", zitiert die Zeitung einen 17-jährigen Russlanddeutschen. Versprochen wurde den jungen Leuten ein regendichter Unterstand schon vor langem. Getan hat sich bislang nichts.
Schließung
Peitz - Am 3. August kam der 55.000. Aussiedler ins brandenburgische Städtchen Peitz: eine Ärztin aus der Ukraine. Sie könnte eine der letzten Bewohner der örtlichen Aufnahmestelle für Spätaussiedler sein. Die Behörden des Bundeslandes Brandenburg wollen das Heim demnächst schließen, berichtet die «Märkische Allgemeine» am 1. Oktober. Seit 1991 haben Zuwanderer aus Osteuropa hier erste Aufnahme gefunden, doch in jüngster Zeit kamen immer weniger. Künftig sollen Spätaussiedler und jüdische Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion stattdessen eine Woche länger als üblich im zentralen Aufnahmelager Friedland bleiben, um sich auf ihre neue Heimat in Brandenburg vorzubereiten.
Sprachkurse
Nürnberg - Die seit Januar angebotenen Sprach- und Orientierungskurse für Zuwanderer werden gerne angenommen, heißt es im Nürnberger Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. In einem Beitrag der «Berliner Zeitung» vom 26. September über diese Kurse, die jeder neu in Deutschland zugezogene Spätaussiedler und Ausländer besuchen muss, berichten Mitarbeiter des Amtes, dass ein überraschend hohes Interesse an den Kursen herrsche. Knapp zwei Drittel der über 160.000 Zuwanderer hätten "aus eigenem Antrieb" teilnehmen wollen, um ihre Sprachkenntnisse zu verbessern und den deutschen Alltag verstehen zu lernen.