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Busunglück
Berlin – Wer in den Tagen nach dem 4. August bei den Suchmaschinen im Internet den Begriff ‚Aussiedler’ eingab, erlebte eine Überraschung. Statt dem üblichen eher spärlichen Ergebnis boten sich Hunderte von Treffern. Nahezu alle Titel widmeten sich dem schweren Busunglück im Gebiet Kurgan, bei dem zehn Personen getötet und mehrere schwer verletzt wurden. Drei Viertel aller Passagiere, 28 Personen, waren Aussiedler aus Deutschland, die zu Verwandten ins Altai-Gebiet reisen wollten. In starkem Nebel war ihr Bus mit einem entgegenkommenden Lastwagen zusammengeprallt, der offensichtlich auf die Gegenfahrbahn geraten war. Möglicherweise war der Fahrer eingeschlafen. Ein anderes Busunglück ereignete fast zur gleichen Zeit in St. Petersburg. Hier kamen der Busfahrer und eine Frau aus Düsseldorf zu Tode. Vermutlich hatte der Fahrer die Vorfahrt nicht beachtet.
Vorurteile
Schwerin – Mit Vorurteilen gegenüber russlanddeutschen Aussiedlern hat sich eine Veranstaltung im Kulturzentrum des Schweriner Stadtteils Mueßer Holz auseinandergesetzt. Wie die «Schweriner Volkszeitung» am 4. August berichtet, hatten Mitglieder der Ortsgruppe der Deutschen aus Russland eine Reihe von häufig geäußerten Vorbehalten zusammengestellt und mit den Besuchern der Veranstaltung erörtert. Beispielsweise hört man wohl immer wieder in Schwerin, es gebe bereits zu viele Aussiedler in der Stadt. Tatsache ist, dass die 1600 Spätaussiedler einen Anteil von 1,7 Prozent an der Bevölkerung haben.
Konfliktbewältigung
Halver – Weil junge Aussiedler häufig in der sauerländischen Gemeinde Halver randalierten und die Bevölkerung zunehmend gegen sich aufbrachten, hat der Chef der örtlichen Feuerwehr betroffene Bürger und die Jugendlichen zu einer Aussprache eingeladen. Alle Beteiligten sollten einmal ihrem Ärger Luft machen. Der «Allgemeine Anzeiger» berichtet am 4. August, Ortsbürgermeister Bernd Eicker habe sich anerkennend darüber geäußert, dass zu dem Treffen auch die beschuldigten russlanddeutschen Jugendlichen erschienen waren. Das trug offenbar dazu bei, dass beide Seiten in versöhnlichem Ton ihre Standpunkte austauschen konnten. Für Kopfschütteln sorgte lediglich der Leiter der Baptisten-Gemeinde, der die Aggressivität der Jugendlichen mit einem Mentalitätsunterschied zwischen „Deutschen und Russen“ erklären wollte. Bürgermeister Eicker konterte: „Hier braucht man sich nicht jeden Tag zu verteidigen.“
Altenpflege
Bonn – Auf Probleme und Vorzüge von Aussiedlern, die beruflich in der Pflege alter Menschen tätig sind, weist eine Studie des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung (DIE) in Bonn hin. Mit dem Thema beschäftigen sich DIE-Wissenschaftler am Beispiel Nordrhein-Westfalens seit Ende 2004 und haben jetzt erste Zwischenergebnisse vorgelegt. Nach einer Pressemeldung des Instituts vom 8. August wird vor allem bemängelt, dass viele Pflegekräfte nicht ausreichend deutsch sprechen und schreiben. Das sei besonders von Nachteil, da es in diesem Beruf gerade auf die Kommunikation mit den alten Menschen ankomme. Andererseits hebt der Bericht die Lern- und Einsatzbereitschaft der Pflegerinnen hervor. In Nordrhein-Westfalen sind 28 Prozent aller Pflegemitarbeiterinnen Zugewanderte, die meisten aus osteuropäischen Ländern. Von ihnen sind über 50 Prozent Aussiedlerinnen.
Vernetzung
Rhein-Erft-Kreis – Einen Integrationskurs, der auf die Bedürfnisse von Jugendlichen abgestellt ist, bietet das Jugendnetzwerk «ju-time» und das Katholische Bildungswerk im Rhein-Erft-Kreis an. Der Lehrgang beginnt im September und richtet sich an maximal 20 Teilnehmer, vornehmlich junge Aussiedler. Nach einem Bericht des «Kölner Stadtanzeigers» vom 3. August sollen die Angebote für junge Zuwanderer im Kreis künftig stärker miteinander vernetzt und auf einer eigenen Internetseite vorgestellt werden.
Tänzerisch
Erbach - In Baden-Württemberg ist sogar die Polizei von Breakdance begeistert. Weil der akrobatische Tanz überschüssige Energien Jugendlicher absorbiert, finanziert das Landeskriminalamt gemeinsam mit der Kulturellen Jugendstiftung des Bundeslandes in der Kleinstadt Erbach Projekte für junge Spätaussiedler und andere jugendliche Zuwanderer, in denen Breakdance eine große Rolle spielt, wie die «Schwäbische Zeitung» am 2. August berichtet. Der Tanz spricht nicht nur Einzelne, sondern ganze Gruppen an, die überdies gemeinsam üben können. Trainer ist der 24-jährige Ziya Aktas. Mit 13 Jahren begann er, heute ist er mit seiner Gruppe Deutscher Breakdance-Meister.
Abbruch
Langen - Viereinhalb Jahrzehnte stand der Wohnblock an der Straße der Deutschen Einheit im hessischen Langen an seinem Platz. "Das Lager" nannten ihn seine Bewohner und auch manche ältere Langener, die das Wohnheim für deutschstämmige Zuwanderer aus Osteuropa von Anfang an erlebten, schrieb die «Offenbach-Post» am 6. August. Nun wird die Gebäude abgerissen und das ganze Viertel umgestaltet. "Es war primitiv. Aber wir waren zufrieden", erinnert sich ein ehemaliger Bewohner, der einst drei Jahre hier gewohnt hat. Aus dem alten Quartier erwächst ein neuer Ort der Begegnung mit Platanenhain, Geschäften, Gaststätten und einem Bewohnerzentrum. Ein "Lager" werde nicht mehr gebraucht.