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25. April bis 1. Mai 17. Kalenderwoche

Integration

In seiner Festrede zur Auszeichnung von Tatjana Forner, Initiatorin und Leiterin des Berliner „Club Dialog“, hat Bundesinnenminister Otto Schily daran erinnert, dass die sprachliche Integration der aus Frankreich in deutsche Lande geflohenen Hugenotten vor über 300 Jahren rund ein Jahrhundert gedauert habe. Daran anknüpfend erörterte Schily die Frage, „wie viel Miteinander unabdingbar ist und wie viel Nebeneinander wir zulassen können“. Die von Bundesinnenministerium am 28. April veröffentlichte Rede hielt der Minister auf Einladung der Helga und Edzard Reuter-Stiftung, die Frau Forner den Preis für ihre Leistungen auf dem Gebiet der Beratung russischsprachiger Zuwanderer in Berlin verlieh.

Preis für gelungene Integrationspolitik

„Erfolgreiche Integration ist kein Zufall“ nennt sich ein Wettbewerb, der gemeinsam von der Bertelsmann-Stiftung und dem Bundesinnenministerium ausgeschrieben wurde und mit dem vorbildliche Integrationspolitik von Städten und Gemeinden gewürdigt werden soll. Nach einer Pressemeldung des Ministeriums vom 28. April werden in diesem Jahr die Städte Solingen und Stuttgart sowie die Gemeinde Belm bei Osnabrück und der hessische Kreis Hersfeld-Rotenburg ausgezeichnet. Die Wochenzeitung DIE ZEIT berichtet am 28. April, die Eingliederung von Zuwanderern läge in Stuttgart seit fünf Jahren in den Händen der Verwaltungsspitze. Man habe erkannt, dass Integrationspolitik auch ein Beitrag zur Sicherung des Wirtschaftsstandorts sei. Über die Gemeinde Belm schreibt die „Neue Osnabrücker Zeitung“ am 28. April, hier sei das wichtigste Element des Integrationskonzeptes die ehrenamtliche Beteiligung vieler Bürger. Und Solingen in Nordrhein-Westfalen, berichtet die „Stuttgarter Zeitung“ am 28. April, setze in der städtischen Integrationspolitik auf die aktive Beteiligung der Zuwanderer.

Jugendwerkstatt für Aussiedler

In einem alten Industriegebäude in der rheinischen Stadt Siegburg hat der Verein „Fabrik“ eine Jugendwerkstatt eingerichtet, wo sich junge Leute ohne Schulabschluss, die meisten von ihnen Aussiedler, auf ein Berufsleben vorbereiten können. Der „Kölner Stadtanzeiger“ berichtet am 25. April, die Selbsthilfeorganisation lege dabei nicht nur Wert auf handwerkliche Ausbildung, sondern auch auf Umgangsformen und kundenfreundliches Auftreten. Rund fünf Prozent der laufenden Kosten muss die Jugendwerkstatt selbst erwirtschaften. Derzeit ist noch unklar, ob die seit 1986 bestehende Initiative weiterhin mit Fördergeldern rechnen kann.

Modellprojekt

Die Berliner Stiftung „Bürger für Bürger“ hat im April ein Modellprojekt begonnen, das jugendliche Aussiedler und einheimische Gleichaltrige einander näher bringen soll. Nach einem Bericht des Informationsdienstes „Im Gespräch“ soll dabei im Mittelpunkt stehen, welche Fertigkeiten und Kompetenzen die jungen Leute einbringen können. Häufig leide die Integrationsarbeit darunter, weil Defizite und Schwachstellen – schlechte Sprachkenntnisse, mangelnde Ausbildung – in den Vordergrund gerückt würden und dadurch die Neubürger bereits entmutigten. Die Projektorte sind Potsdam und die sächsische Gemeinde Weißwasser.

Beratung für Aussiedler

In Esslingen (Baden Württemberg) haben sich die evangelischen und katholischen Wohlfahrtsverbände Diakonisches Werk und Caritas zusammengetan und bieten gemeinsam Hilfen für Zuwanderer an. Die „Esslinger Zeitung“ berichtet am 25. April, die Beratung von Aussiedlern und anderen Zuwanderern könne sich über einen Zeitrum von bis zu drei Jahren erstrecken.

Vorurteile überwinden

Auf Initiative zweier Kirchengemeinden hat im Rathaus der oberbayerischen Stadt Traunstein ein Begegnungsabend stattgefunden, der den Einheimischen die zugezogenen Aussiedler näher bringen sollte. Nach einem Bericht des „Traunreuter Anzeiger“ vom 27. April haben rund 300 Besucher das Angebot angenommen. Im Landkreis leben rund 9000 Aussiedler. Der Abend sollt dazu beitragen, Vorurteile gegenüber russlanddeutschen Zuwanderern und ihren Angehörigen abzubauen.

Hilfe für Sozialarbeit

Das „Reutlinger Spendenparlament“ ist ein privater Verein mit 165 Mitgliedern, der soziale Initiativen in Stadt und Kreis unterstützt. Der „Reutlinger Generalanzeiger“ berichtet am 25. April über die jüngste Sitzung des Gremiums, bei der über die Verwendung von über 26.000 Euro befunden wurde. Zu den geförderten Einrichtungen zählen ein Treffpunk für Kinder aus Familien von Spätaussiedlern, eine Beratungsstelle für Aussiedler sowie die Reutlinger Kulturwerkstatt. Hier treffen sich junge Leute, um gemeinsam Musik zu machen oder Computerkenntnisse zu vertiefen.


Mittel für „nachholende Integration“

Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen stellt zehn Millionen Euro zur Verfügung, damit mehr Projekte zur Integrationsarbeit verwirklicht werden können. Dabei geht es nach einer Pressemeldung des Ministeriums für Gesundheit, Soziales, Frauen und Familie vor allem um Hilfen bei der so genannten nachholenden Integration. Derartige Projekte wenden sich an Zuwanderer und Aussiedler, die bereits seit langem in dem Bundesland leben, jedoch noch nicht Fuß gefasst haben. Die Hälfte der Summe steht bereit, um Städten und Gemeinden bei der Verwirklichung des Zuwanderungsgesetzes zu unterstützen.

Selbsthilfe

Eine Hauptschule in Bockum-Hövel (Nordrhein-Westfalen) hat auf eigene Initiative mit einem Sprachkurs für Kinder aus Aussiedlerfamilien begonnen, damit sie künftig dem Unterricht besser folgen können. Die Initiative der Hardenbergschule, berichtet der „Westfälische Anzeiger“ am 28. April, wird hauptsächlich unterstützt vom Friedrich-Wilhelm-Stift, das die Tätigkeit der Deutschlehrerin bezahlt. Dennoch, meint die Schulleiterin, müsse mehr getan werden, um junge Leute aus Russland und Kasachstan besser auf ihr künftiges Leben in Deutschland vorzubereiten.


Deutsche verlassen Kyrgyzstan

Angehörige der deutschen Minderheit in Kyrgyzstan wollen aus Sorge über die politische Entwicklung das Land verlassen. Das berichtet die „Deutsche Welle“ am 27. April. Die Interessenvertretung der Minderheit hat die deutsche Botschaft in Bischkek darum gebeten, ihren Einfluss geltend zu machen, damit Ausreiseanträge in Deutschland bevorzugt bearbeitet werden. Seit dem Machtwechsel im März ist das zentralasiatische Land nicht mehr zur Ruhe gekommen. ORNIS-PRESS hat darüber hinaus erfahren, dass auch eine Bitte von Vertretern der deutschen Minderheit an die russische Botschaft in Bischkek gerichtet wurde, ein Siedlungsgebiet in Russland zu erhalten.


Eltern droht Entzug des Sorgerechts

Ein Familienrichter prüft jetzt, ob den russlanddeutschen Eltern, die seit acht Monaten ihre Kinder nicht mehr zur Schule schicken, das Sorgerecht entzogen werden kann. Damit erhält der Fall (siehe auch Pressespiegel 16. Woche) um die strenggläubige baptistische Familie in Ostwestfalen eine neue Wende. Trotz Bußgeld und Haftandrohung sind die Eltern den Auflagen der Behörden nicht nachgekommen. Die „Neue Ruhr-Zeitung“ berichtet am 24. April, die Entscheidung des Gerichts könne womöglich auch auf andere Fälle angewendet werden. In Nordrhein-Westfalen gibt es 26 Familien mit 42 Kindern, die sich aus religiösen Gründen der Schulpflicht widersetzen.


Schleuser verurteilt

Über tausend Personen aus der Ukraine hat der russlanddeutsche Inhaber eines Reisebüros illegal nach Deutschland geschleust. Nach einem Bericht des „Kölner Stadtanzeigers“ vom 25. April hat ein Gericht den 48-Jährigen jetzt zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt.

Amokfahrt

Noch immer ist unklar, was einen 35-jährigen Russlanddeutschen dazu brachte, bei Nacht mit seinem Auto eine junge Frau zu überfahren und zu töten sowie eine weitere Frau schwer zu verletzen. Nach der Amokfahrt durch Kassel wurde der Mann an einer Straßensperre gestoppt, verletzte vier Polizeibeamte und wurde durch Polizeischüsse selber schwer verletzt. Nach einem Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ vom 25. April gilt als sicher, dass der Mann die beiden Frauen nicht gekannt hat. „Spiegel-Online“ fügte am 27. April hinzu, möglicherweise sei der Täter erzürnt auf die Fußgänger losgefahren, weil diese ihn per Handzeichen darauf aufmerksam machen wollten, das Licht an seinem Wagen einzuschalten.


Zu guter Letzt

Weil aus einer Nachbarwohnung starker Geruch nach außen drang, alarmierte ein Anwohner eines Wohnblocks in Lübeck die Polizei. Nach einem Bericht der Online-Zeitung „HL-Live“ vom 26. April vermutet der Mann gar Verwesungsgeruch. Die Polizei gab Entwarnung: Russlanddeutsche Nachbarn waren gerade dabei, einen Weißkohleintopf zuzubereiten – offenbar nach einem Rezept, das dem Lübecker bislang fremd war.


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