Bei einer Gedenkveranstaltung im Berliner Kronprinzenpalais widmete sich der Vorsitzende der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, Adolf Fetsch, der Integrationsdebatte in Deutschland. Während Staat und Gesellschaft in den ersten Jahrzehnten der Bundesrepublik eine „reibungslose Integration“ der Aussiedler möglich machten, sei mit den wachsenden Aussiedlerzahlen zur Mitte der neunziger Jahre die Akzeptanz in der Bevölkerung gesunken. Auch politisch wehte den Zuwanderern aus Osteuropa „ein steifer Wind ins Gesicht“, sagte Fetsch. Nicht zuletzt das seit Januar 2005 geltende Zuwanderungsgesetz wirke sich negativ auf den Zuzug von Aussiedlern aus.
Die Gedenkveranstaltung fand im Rahmen der Ausstellung „Erzwungene Wege“ statt, die bis Ende Oktober „Flucht und Vertreibung im Europa des 20. Jahrhunderts“ zum Thema hat. Alfred Eisfeld vom Göttinger Arbeitskreis kritisierte zu Beginn seiner „Skizze der erzwungenen Wege“ der Russlanddeutschen, dass die Ausstellung die Deutschen in Russland nahezu unberücksichtigt lasse. Sein Vortrag machte deutlich, dass die Verfolgung der deutschen Siedler in Russland bereits zum Ende des 19. Jahrhunderts einsetzte und mit der Verschleppung nach Sibirien im Zweiten Weltkrieg einen Höhepunkt erreichte. Deportationen von Russlanddeutschen hatte es bereits im Ersten Weltkrieg gegeben, als der Bevölkerungsgruppe Spionage für Deutschland unterstellt wurde. Die damalige Regierung in Berlin dagegen zeigte offenbar wenig Interesse für das Schicksal der ‚Landsleute’ im Zarenreich.
Nach Informationen der Wochenzeitung „Rundschau“ in Uljanowsk haben in diesem Jahr zum 28. August Menschen an mehreren Orten in Russland des Schicksalstages mit einer Schweigeminute gedacht. (© ORNIS/us, 29. August 2006)
Links zum Thema |
- Abtransport ohne Wiederkehr/Deutschlandfunk, 28. August 2006 - Die Linde e.V.: Geschichte der Russlanddeutschen |