Juni 1941: Deutsche Truppen marschieren in der Sowjetunion ein. Am Tag des Überfalls endet für die wolgadeutsche Familie Fischer die Zeit der Unbeschwertheit; ausgerechnet am Tag der Silberhochzeit, den die Eltern im Kreis ihrer Töchter feierlich begehen wollen. Was folgt, ist Deportation an einen unbekannten Ort, der Vater wird zur Zwangarbeit verpflichtet und kehrt nicht mehr zurück. Eine der vier Schwestern will sich der Roten Armee anschließen, um das sozialistische Vaterland zu verteidigen; eine andere sucht im Klosterleben Schutz vor Verfolgung und Unterdrückung. Die Familie ist zerrissen, die Diskriminierung setzt sich auch in der Verbannung fort, nach dem Krieg lässt sich das Schwinden von Sprache und Traditionen nicht mehr aufhalten.
Die junge Russlanddeutsche Marta Galitskaya aus Kasan ist die Autorin des Stücks „Zwischen den Stühlen“, mit dem die jungen Leute im März im Regensburger Studententheater auftraten. Die Aufführung war zugleich der Abschluss eines Projekts mit dem Titel „Russen? Deutsche? Russlanddeutsche!“, an dem die beiden Gruppen in Kasan und Regenburg gearbeitet hatten. In nur einer Woche haben sie die Aufführung gemeinsam geprobt. Das Projekt ist mit Unterstützung der Robert-Bosch-Stiftung ermöglicht worden. Die Idee dazu war bei einem Sommerseminar der Stiftung im vergangenen Jahr geboren worden und hatte zum Ziel, auf die Lage von Russlanddeutschen in Russland und Deutschland aufmerksam zu machen.
Mitte März trat das Ensemble auch in Kasan auf. Die Entwicklungsgesellschaft Wolga der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) und das Deutsche Haus der Republik Tatarstan in Kasan ermöglichten das Ereignis. (© ORNIS/Ralf Tautz (Mitarbeit), 18. März 2006)
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