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Russlanddeutsche Neonazis ordnen sich neu

Kundgebung in Düsseldorf blieb fast unbemerkt

Fast schon Tradition: Eine Handvoll rechtextremer Russlanddeutscher versammelt sich vor dem Landtag in Düsseldorf zum Protest. Immer geht es darum, dass Deutsche in Deutschland zu kurz kommen. Fremde im eigenen Land. Sogar bei der NPD fühlten sie sich nicht wohl. Daher haben sie nun eine neue politische Heimat gefunden. Vorerst.

Düsseldorf, im August 2012 – Gähnende Leere herrschte vor dem Landtag in Düsseldorf nicht gerade, doch die gut 50 Demonstranten fielen erst bei genauerem Hinsehen auf. Veranstaltungsleiter Johann Thießen gab Durchhalteparolen aus und sprach den zumeist betagten Protestierenden Mut zu: „Dann sind wir beim nächsten Mal vielleicht schon doppelt so viele.“
 

Doppelt so viele Gegendemonstranten waren am 4. August gekommen, als die „Russlanddeutschen Konservativen“ in der Landeshauptstadt ihre Forderung nach einem „nationalen Gedenktag für die Opfer von Vertreibung“ vorzutragen gedachten. Die versprengten Rechtsextremen unter den Aussiedlern in Deutschland treten neuerdings nicht mehr nur für vermeintlich russlanddeutsche Belange ein, die „Russlanddeutschen Konservativen“ haben nach einer Odyssee durch die rechte Parteienlandschaft offenbar eine neue politische Bleibe gefunden.

so muss man sich die Kundgebung der "Russlanddeutschen Konservativen" wohl vorstellen: Landtag in Düsseldorf
Freundliche Übernahme

Der „Bund für Gesamtdeutschland“ (BGD) fristet unter einer Postfachadresse in Düsseldorf zwar selbst im Neonazi-Spektrum ein Randdasein, doch seit die russlanddeutsche Rechte hier Unterschlupf gefunden hat, hofft man, über ein  breiteres Bündnis mit der BGD-Stamm-Klientel  punkten zu können, den Vertriebenen. Schaut man sich das Spitzenpersonal der Partei an, so kann man  eine Übernahme des BGD durch die russlanddeutsche Fraktion vermuten. Johann Thießen, Ex-NPD-Kandidat im Kreis Düren und Vorsitzender der „Schutzgemeinschaft ‚Deutsche Heimat‘ der Deutschen aus Russland“, ist seit März Landeschef - und der frühere Vorsitzende nun sein Stellvertreter.

Die NPD scheint für die russlanddeutschen Rechtsextremen – jedenfalls derzeit -  Vergangenheit zu sein. Andrej Triller aus dem nordrhein-westfälischen Hattingen beispielsweise, dessen Name gemeinsam mit Thießen immer wieder im Dickicht der rechtsradikalen Gruppen russlanddeutscher Herkunft auftaucht, war mehrere Jahre lang Vorsitzender des „Arbeitskreises der Russlanddeutschen in der NPD“; heute hat er einen Platz als Beisitzer im NRW-Landesvorstand des BGD.

Annäherungen

Das Verhältnis der Neonazi-Aussiedler zur NPD war - wenn auch die Ideologie stimmte - von jeher bestenfalls ein taktisches. Wie denn auch, wenn einerseits die Parteispitze die aus Russland stammenden „Volksdeutschen“ umgarnte, andererseits aus der Parteibasis heraus gegen Aussiedler gern schon mal vom Schlagring Gebraucht gemacht wurde? Das bremst selbst unter Neonazis die Vertrauensbildung.

So kam es auch wohl, dass erstmals bei einer Kundgebung der „Russlanddeutschen Konservativen“ vor dem Landtag in Düsseldorf – immerhin die dritte seit 2008 – kein Redner der NPD sprach. Die fast dreistündigen Monologe verschiedener Redner werden aber auch ohne offizielle Beteiligung der Partei Entzücken unter NPD-Teilnehmern hervorgerufen haben.

NPD-Mitglied in lustigem Gewand verteilt Schrifttum vor einem russlanddeutschen Versammlungsort
Wesensgemäße Lebensgestaltung

Unbekannt bleibt, ob auch Vertreter der „Artgemeinschaft – Germanische Glaubens-Gemeinschaft wesensgemäßer Lebensgestaltung“ gleichsam als  Gegenbesuch an der Düsseldorfer Veranstaltung teilgenommen haben. Das wäre nur zu erwarten gewesen, denn immerhin nehmen Thießen, Triller und Kameraden nach eigenem Bekunden seit Jahren „auf völkische Art“ an den skurrilen Riten dieser nordisch-neuheidnischen Sekte teil. Mitmachen dürfen hier laut Wikipedia ausschließlich „nordentstammte“ Menschen – „von militanten Neofaschisten bis zu Vertretern der Neuen Rechten“. (Ulrich Stewen)
 
Ihre Meinung

kleve, 12.03.2013 09:05:21:

Die Bezeichnung "Rußlanddeutsche Neonazis" ist nichts anderes als eine Volksverhetzung und der schäbige Versuch, diese genozidmäßig verfolgten Opfer zu Tätern umzudeuten. Eine unerträgliche "Headline" im Ornis-Portal.

Heinrich, 24.08.2012 16:37:02:

Das "die Landesregierung der NRW... den Deutschen aus Russland die Kriegsschuld im zweiten Weltkrieg in die Schueh zu schieben" versucht ist einfach nicht war. Das hat bis jetzt überhaupt keiner gemacht. Man muss schon überlegen, was man schreibt und sagt.

Reinald from Erkelenz, 22.08.2012 13:47:29:

@ Alga Komsomol also das ist ja mal 'ne ganz pfiffige Variante der Geschichtsbetrachtung. War ja auch bislang noch nirgendwo nachzulesen, dass da eine deutsche Landesregierung die Russlanddeutschen bezichtigt, den zweiten Weltkrieg mit angezettelt zu haben. Da ist doch glatt eine Beschwerde bei der NRW-Regierung fällig. Nur: Worauf soll man sich da stützen?

Alga Komsomol, 22.08.2012 13:24:30:

Diese "handvoll rechtsextremer Russlanddeutscher" protestiert gegen die Verleumdung unseres Volkes. Die Landesregierung NRW versucht den Deutschen aus Russland die Kriegsschuld im zweiten Weltkrieg in die Schuhe zu schieben. Nach dem Motto: ihr wart auch irgendwie dabei. Dieser U. Stewen schreib überwiegen Müll.

Klemens Veit, 11.08.2012 22:36:28:

("Reichs"-)Deutsche Linke sollten mal zur Kenntnis nehmen, daß auch sie Nazis Linke waren. Und die "68er" als "Hitlers Kinder" trugen alle Merkmale des deutschen Faschismus.Die Rußlanddeutschen waren und sind jahrhundertelang und tausende Kilometer von der (reichs-)deutschen Geschichte entfernt und es ist daher eine Unverschämtheit, diese in die deutsche Nazibarbarei integieren zu wollen.


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Erdil Yasaroglu


Erdil Yaşaroğlu (1971, Istanbul, Türkei) Comicautor;
Erdil begann im Kindesalter Comics zu zeichnen.