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Von Ksenia Chepikova und Olaf Leiße
Dresden, 26.10.2009: Im festungsartig geschützten Landgericht in Dresden beginnt der Prozess gegen den Deutschrussen Alex W. Die Anklage wirft ihm „Hass auf Muslime und Nichteuropäer“ vor. Knapp vier Monate zuvor hatte er im Gerichtssaal die schwangere Ägypterin Marwa al-Schirbini mit 18 Messerstichen getötet und damit die größte Tragödie in der jüngeren Rechtsgeschichte ausgelöst. Verhandelt wurde damals ein Vorfall auf einem Dresdner Spielplatz.
Ksenia Chepikova
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Dr. Olaf Leiße
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Als Marwa al-Schirbini Alex W. bat, eine Schaukel für ihren Sohn freizumachen, beschimpfte er sie als „Islamistin“ und „Terroristin“. Unter der enormen medialen Aufmerksamkeit der arabischen Welt wird das Landgericht die möglichen Motive des Täters, vermutlich Ausländerhass und Islamfeindlichkeit, und seine Schuld ausloten müssen. Zur Stunde wartet die Staatsanwaltschaft Dresden noch auf Informationen der russischen Behörden zum Lebenslauf des Täters, der sich offensichtlich von der rechtsextremen Szene angezogen fühlte.
Düsseldorf, 23. August 2008: An einer von Russlanddeutschen organisierten Demonstration nehmen auch der Landesvorsitzende der NPD von Nordrhein-Westfalen, Claus Cremer, und mehrere NPD-Mitglieder teil. Die Demonstration richtet sich eigentlich gegen ein Geschichtsschulbuch, das angeblich die Rolle der Russlanddeutschen im Zweiten Weltkrieg falsch darstelle.
Doch die Plakate und Äußerungen der mitdemonstrierenden Neonazis sprechen eine eindeutige Sprache: „Wir sind alle ein Volk, wir sind alle ein Reich“. Zeitungen und auch der Westdeutsche Rundfunk werden auf die engen Kontakte zwischen einigen russlanddeutschen Kreisen und der NPD aufmerksam und machen sie einer breiteren Medienöffentlichkeit bekannt.
Xenophobie [ksenofoˈbiː]: Fremdenangst, Fremdenfeindlichkeit
griechisch „ξένος (xénos) „fremd, Fremder“ und „φόβος (phóbos) „Furcht“ |
Im Mittelpunkt der meisten Berichte stand die russlanddeutsche Zeitschrift „Ost-West-Panorama“, für die nicht nur Russlanddeutsche, sondern auch bekannte NPD-Politiker schrieben; sensationell aber war vor allem die Tatsache, dass der Chefredakteur, Heinrich Daub, der Verleger Viktor Harder und einige Autoren, darunter ein Mitglied des Integrationsbeirates der NRW-Landesregierung, CDU-Mitglieder waren. So wurde von den Verbindungen zwischen der CDU und der NPD, vom Ruf der CDU und vom Kampf zwischen den beiden Parteien um die Stimmen der Spätaussiedler viel gesprochen und geschrieben.
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Autorin und Autor Ksenia Chepikova und Dr. Olaf Leiße sind am Institut für Politikwissenschaft der Friedrich-Schiller-Universität Jena tätig. Ihr Beitrag erschien unter dem Titel "Xenophobie als politisches Instrument" zunächst in der sozialwissenschaftlichen Zeitschrift "Gesellschaft. Wirtschaft.Politik", Heft 4, 2009 |
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