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Foto: Eva Kröcher / creative commons

Auf Stimmenfang unter Russlanddeutschen / Seite 2

Inzwischen sind die beiden Russlanddeutschen Daub und Harder aus der CDU ausgeschlossen bzw. ausgetreten. Die Kooperation zwischen einigen russlanddeutschen Vereinen und der NPD bahnte sich bereits seit 2002 an und fand ihren vorläufigen Höhepunkt in der Gründung eines russlanddeutschen Arbeitskreises in der NPD im Jahr 2008. Auf dem Parteitag der NPD in Bamberg im Mai 2008 redeten dann bereits, wie selbstverständlich, mit Anatolij Ganzhorn und Johann Thießen auch zwei Vertreter der Russlanddeutschen.

Wie ist es zu dieser Zusammenarbeit zwischen der NPD und einzelnen Organisationen der Spätaussiedler gekommen, die umso bemerkenswerter ist, wenn man berücksichtigt, wer die Russlanddeutschen sind und wie die Position der NPD zur „Ausländerfrage“ ist.

"Ost-West-Panorama"- Chefredakteur Heinrich Daub bei der Demonstration vor dem Landtag in Düsseldorf

Wer sind die Russlanddeutschen?

Die Russlanddeutschen sind Nachkommen der Deutschen, die vor mehr als 200 Jahren nach Russland ausgewandert sind und seitdem über den ganzen Raum der ehemaligen UdSSR zerstreut wurden. Obwohl sie heute nicht nur in Russland, sondern auch in den anderen GUS-Staaten leben, werden sie meistens „Russlanddeutsche“ genannt. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion sind ganze Familien nach Deutschland ausgewandert, insgesamt sind es bereits mehr als 3 Millionen Menschen.

Das Schicksal dieser Gruppe als Minderheit in Russland war nicht leicht: 1941 sind sie aus ihren Siedlungsgebieten an der Wolga nach Sibirien und Kasachstan deportiert worden und waren seitdem eine unterdrückte Minderheit, ohne Möglichkeit, ihre Sprache offen zu sprechen und ihre Traditionen beizubehalten. Auch in Deutschland sind sie heute eine Minderheit und haben Probleme, denn viele von ihnen sprechen als Ergebnis der sowjetischen Russifizierung die deutsche Sprache nicht mehr, und so werden sie nicht per Gesetz, aber in der öffentlichen Meinung oft zu den „ausländischen Einwanderern“ gezählt und spüren die ablehnende Haltung der deutschen Mehrheitsgesellschaft.

In ihrer alten-neuen Heimat haben die Spätaussiedler mehrere Organisationen und Vereine gegründet. Die russlanddeutsche Presse zählt mehrere Titel, die meisten davon erscheinen auf Russisch, es gibt jedoch auch zweisprachige Zeitungen und Zeitschriften. Festzustellen ist, dass der Organisationsgrad der Russlanddeutschen eher gering ist.

Die meisten Russlanddeutschen sind eher passiv, interessieren sich kaum für institutionelle Formen, wenn es um ihr alltägliches Leben und die politische Vertretung ihrer Interessen geht. Verbindungen erfolgen hauptsächlich durch persönliche Kontakte und durch die Presse. Allerdings erfassen die Print-Medien nicht die gesamte Zielgruppe, ihre Leser gehören vorwiegend der mittleren und älteren Generation an.

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"Rechtsextreme Parteien versuchen ... sehr stark, insbesondere um Russlanddeutsche zu werben. Aber die Erfolge sind zum Glück noch gering. Denn die rechtsextreme Propaganda ist widersprüchlich. So hat die NPD in einigen Städten in den Wohngebieten der Russlanddeutschen Flugblätter mit der Forderung nach einer russenfreien Zone verteilt. Das war eine starke Kränkung."

Christoph Bergner, Aussiedlerbeauftragter
Berliner Zeitung, 21.01.2010