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Berlin, im März 2010 – Die Schau dokumentiert an diesem bedeutenden Ort der Berliner Migrationsgeschichte, wie Einrichtungen in Marienfelde vom Kinderhort über die Beratungsstelle bis zur Flüchtlingsseelsorge Weichen für die Integration stellten. Sie zeigt außerdem am Beispiel von sieben Aussiedlerinnen und Aussiedlern, vor welche Probleme und Chancen sich die Menschen auf ihrem weiteren Weg gestellt sehen.
Von 1964 bis heute nimmt die jetzige Zentrale Aufnahmestelle 95.789 Aussiedler auf, bis Anfang der 90er Jahre vorwiegend Bürger aus Polen, seit den 1990er Jahren vornehmlich Spätaussiedler aus den ehemaligen Sowjetrepubliken. Die neue Sonderausstellung der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde widmet sich den unterschiedlichen Phasen ihres Aufbruchs in das neue Leben in der Bundesrepublik Deutschland.
![]() Marienfelde im Jahr 1958
Foto: Bundesarchiv; Müller, Simon |
Sie macht die Hoffnungen und Chancen, die die Bürger mit dem Neubeginn verbinden, zum Thema und zeigt die Herausforderungen der Lebenszäsur für die Aussiedler: eine neue Sprache zu lernen, eine weitere Ausbildung zu machen, in einer unbekannten Stadt heimisch zu werden…
„Es ist uns einerseits wichtig, mit dieser Sonderausstellung deutlich zu machen, welche wertvolle Arbeit die Mitarbeiter der Zentralen Aufnahmestelle des Landes Berlin für Aussiedler und die in Marienfelde ansässigen Institutionen geleistet haben und leisten. Andererseits möchten wir einen positiven Blick auf die Neubürger richten. Bei vielen beeindruckt ihre Bereitschaft, sich auf ein neues Land einzulassen und alle mit dem langen Prozess der Integration verbundenen Schwierigkeiten zu überwinden“, erläutert Bettina Effner, die Leiterin der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde.
Nathalie Abalichin, die aus Almaty in die Bundesrepublik gekommen ist, sagt: „Die Ankunft in Deutschland war für mich wie eine zweite Geburt.“ Konstantin Miller siedelt als 13-Jähriger mit seiner russischstämmigen Mutter, seinem deutschstämmigen Stiefvater und drei Schwestern von Estland nach Deutschland über. „Wie gut und schnell jemand Deutsch lernt, hängt vor allem von ihm selbst ab“, meint der Bundesbürger, der die Sprache zu seinem Beruf gemacht hat, und seit Ende 2009 als Grundschullehrer in Berlin-Reinickendorf tätig ist.
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Er lebt heute in Berlin-Moabit, doch die meisten Berliner Aussiedler leben in Marzahn-Hellersdorf. Rund 25.000 zieht es hierhin, da die Wohnungen im Vergleich zu anderen Bezirken einfach und günstig zu mieten sind. Berlinweit sind viele von ihnen in Vereinen und Verbänden organisiert, die praktische Integrationsarbeit leisten, wie der Verband für Integration INA oder die Deutsche Jugend aus Russland – Berlin e.V. DJR.
Sie tragen dazu bei, dass sich die Aussiedler nachweislich gut in die deutsche Gesellschaft einfügen, und das obwohl Presse und Medien Zuwanderung in den 1990er Jahren vorwiegend als Problem debattieren.
Die Ausstellung wird durch den Hauptstadtkulturfonds und den Beauftragten des Berliner Senats für Integration und Migration gefördert. (Judith Bilger)