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9. bis 15. November
„Geschichte der Spätaussiedler in die Schulbücher“

Berlin – 20 Menschen aus Berlin und anderen Bundesländern hat die »Berliner Morgenpost« am 9. November erzählen lassen, was sie heute, 20 Jahre nach dem Fall der Mauer, beschäftigt. Die 47-jährige Diplompädagogin Galina Böhm gehört zu den Befragten. Die Spätaussiedlerin, die 1999 aus Russland kam und heute im Berliner Bezirk Hellersdorf lebt, wünscht Deutschlandland, dass die Menschen wieder mehr lachen und nicht so verbissen durchs Leben gehen. „Außerdem wünsche ich Deutschland, dass die Geschichte der Spätaussiedler in die Schulbücher integriert wird, schließlich ist auch sie ein Teil der deutschen Geschichte.“


„Habe mich immer als Deutsche gefühlt“

Seelow – ‚In Russland Deutscher, in Deutschland Russe‘ ist der Titel einer Ausstellung, die im Sommer in Seelow stattgefunden hat, berichtet die »Märkische Oderzeitung« am 15. November. Für Olga Reidel treffe die Aussage allerdings nicht zu. „Ich habe mich immer als Deutsche gefühlt“, sagt sie der Zeitung. 2007 kam die heute 56-Jährige als Spätaussiedlerin aus einem kasachischen Dorf ins Oderbruch. Die erste Zeit sei sehr schwierig gewesen, doch mit Hilfe des gemeinnützigen Vereins ‚Lietzen‘ „kam sie in ihrem neuen Leben an“, so das Blatt. Im Rahmen einer Kommunal-Kombi-Stelle berate Reidel heute selbst Zuwanderer. Sie kenne deren Probleme, sagt sie, und sei stolz darauf, die Hilfe nun zurückgeben zu können.


Ein Fest hilft beim Aufeinander-Zugehen

Altes Lager – Sind die deutschstämmigen Aussiedler, die aus einstigen Sowjetrepubliken nach Deutschland kamen, hier erwünscht? Wie kommen sie zurecht in jenem Land, dem ihre Vorfahren den Rücken kehrten, um den Versprechungen der russischen Zarin nach einem glücklichen Leben zu folgen? Beim ‚Fest der russischen Kultur‘ im Niedergörsdorfer Kulturzentrum ‚Das Haus‘ gab es darüber mehr zu hören, zu sehen und nicht zuletzt auch zu schmecken, berichtet die »Märkische Allgemeine« am 14. November. Das ganze Haus habe sich in eine begehbare Bühne verwandelt, auf der neben Musik, Puppen- und Theaterspiel nicht zuletzt die Wanderausstellung ‚Volk auf dem Weg‘ vorgestellt wurde.

Die Integrationsbeauftragte des Landes Brandenburg, Karin Weiss, zeigte sich angetan von dem Fest und dem Zuspruch, den es in der Bevölkerung fand, so die Zeitung. Wie schwierig die Integration in der Gesellschaft noch immer sei, wisse sie aus ihrer Arbeit, sagte Weiss. Problematisch sei unter anderem „das Nicht-Wissen über die geschichtlichen Hintergründe“. Gerade deshalb sei ein solches Fest so wichtig. Es helfe beim Aufeinander-Zugehen von Spätaussiedlern und Einheimischen.


„Arbeit gegen Rechts immer wichtiger“

Luckenwalde – Unter dem Motto ‚Herkunft braucht Zukunft‘ fand im Luckenwalder Kreishaus erstmals eine Integrationskonferenz statt, schreibt die »Märkische Allgemeine« am 12. November. Hier habe die Ausländer- und Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Teltow-Fläming, Christiane Witt, einen Einblick in ihre Arbeit gegeben, in der sie sich der Probleme der Flüchtlinge, Ausländer sowie Spätaussiedler annehme und versuche, Lösungen zu finden. Dabei gewinne für sie „die Arbeit für Demokratie und Toleranz, für zivilgesellschaftliches Engagement und gegen Rechtsextremismus und Gewalt immer mehr an Bedeutung“, so Witt auf der Konferenz. Im Landkreis lebten Menschen aus fast 100 Nationen.


Bund will Anerkennungsverfahren erleichtern

Belzig - Sie sind Musikpädagogen, Ärzte, Lehrer, Ingenieure. Sie gehen putzen, verrichten Hilfsdienste auf Niedriglohnbasis, stolpern von einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme in die andere oder beziehen resigniert Hartz IV: Einwanderer vor allem aus ehemaligen Ostblockländern, deutschstämmige Spätaussiedler ebenso wie russische Juden, schreibt die »Märkische Allgemeine« am 11. November. Im Land Brandenburg habe jeder fünfte Zuwanderer einen Hochschulabschluss, der hierzulande aber nichts weiter als ein Stück bedrucktes Papier sei.

Wie die Landesintegrationsbeauftragte Karin Weiss kürzlich im Sozialausschuss des Kreistags von Potsdam-Mittelmark mitgeteilt habe, wolle die neue Bundesregierung sowohl die Anerkennungsverfahren für ausländische Qualifikationen erleichtern als auch mehr Anerkennungsgerechtigkeit schaffen. Bislang konnte es vorkommen, dass ein und dieselbe Qualifikation einem Spätaussiedler anerkannt wurde, einem Russen aber nicht, erläuterte Weiss.


Höchststrafe für Mord aus Fremdenhass

Dresden – Das Dresdner Landgericht hat den 28-jährigen Russlanddeutschen Alex Wiens am 11. November zu einer lebenslangen Gefängnisstrafe verurteilt und zugleich die besondere Schwere der Schuld festgestellt. Damit ist ausgeschlossen, dass der Verurteilte, der eine schwangere Ägypterin mit Messerstichen getötet und ihren Mann schwer verletzt hat, nach 15 Jahren Haft freigelassen wird, wie die deutschen Medien berichtet haben. »Die Welt« beschreibt in ihrem Bericht vom 12. November den Täter noch einmal als einen „von stumpfem Hass auf Fremde besessenen Spätaussiedler“, der seinen Platz in Deutschland, „das er doch so verehrt“, nie gefunden habe.

Wie die Zeitung zudem berichtet, habe die Richterin Birgit Wiegand nach der Urteilsverkündung davon gesprochen, dass Alex Wiens das Leben in Deutschland als „Multikultischeiße“ empfunden habe. Er sei der Meinung gewesen, Ausländer nähmen ihm die Arbeit weg. Schließlich hätten sich wegen seiner ausländerfeindlichen Überzeugungen auch gute Freunde von ihm zurückgezogen.

Die »Sächsische Zeitung« kommentiert das Urteil am 12. November mit dem Hinweis, der Täter habe eine angemessene Strafe bekommen. „Die Frage, wie ein junger Spätaussiedler solche abstrusen Gedanken entwickeln kann, bleibt allerdings nach wie vor unbeantwortet. Sprach- und Integrationskurse werden nicht genügen, wenn sich jemand zwar auf seine deutschen Wurzeln beruft, Werte wie Toleranz und Hilfsbereitschaft aber nur verachtet.“

»Spiegel-Online« berichtet am 13. November, der Rechtsanwalt des Russlanddeutschen wolle Revision einlegen und das Urteil durch den Bundesgerichtshof überprüfen lassen. Bemängelt werde von ihm vor allem die Feststellung des Gerichts, der Täter sei schuldfähig. Vor der Urteilsverkündung heißt es bei »Spiegel-Online« am 9. November noch, „die Frage, woher der Angeklagte seine ungewöhnlich extremen Ansichten hat – aus Russland? – ist bisher nicht beantwortet.“
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