ORNIS-PRESS
ORNIS-PRESS
ORNIS-RSSORNIS-RSS|ORNIS InfoBriefORNIS InfoBrief|  

Sie sind hier: Startseite ›› Wochenrückblick ›› 2009

Schrift: kleiner | normal | größer

26. Oktober bis 1. November
Filmpreis für Anna Hoffmann

Ludwigsburg – „Die Haushaltshilfe“ heißt der Dokumentarfilm, für den die Filmemacherin Anna Hoffmann aus Ludwigsburg den mit 20.000 Euro dotierten Sonderpreis des Deutschen Kurzfilmpreises erhielt. Das Werk sei ein kluger Beitrag zur Demografie-Debatte; er sei ein anderer Blick auf Deutschland, zitiert die »Ludwigsburger Kreiszeitung« am 30. Oktober die Jury des Filmpreises. Anna Hoffmann ist 1980 in Kasachstan geboren worden und lebt seit 1990 in Deutschland. Der Sonderpreis ist nicht ihr erster Erfolg. Vor zwei Jahren erhielt sie den kasachischen Filmpreis für die Dokumentation „Welche Richtung geht`s nach Hause?“. 2008 wurde der Autorin, die derzeit an einem neuen Drehbuch arbeitet, außerdem der russlanddeutsche Kulturpreis des Landes Baden-Württemberg verliehen.


Kein politischer Prozess

Berlin – Nach dem Mord an Marwa El-Sherbini in Dresden überschlagen sich die Forderungen nach einem harten Richterspruch, schreibt »Die Welt« am 26. Oktober. Vier Monate ist es her, dass die in Sachsen lebende Ägypterin von einem Russlanddeutschen mit 16 Messerstichen getötet wurde. Bei dem nun angelaufenen Prozess gehe es nicht um ein politisches Verfahren, sondern um ein strafrechtliches. Diese zwei Sphären gelte es sauber zu treffen.


„Ideologie, die schon viele Todesopfer gefordert hat“

Berlin – »Die Tageszeitung« vermerkt am 26. Oktober zum selben Dresdner Prozess, dass die deutsche Öffentlichkeit die Bluttat damals als „Kuriosum“ wahrgenommen habe. Denn sie sei im Osten Deutschlands geschehen, der für viele Westdeutsche noch immer eine Art inneres Ausland darstelle. Außerdem sei der Täter selbst ein Einwanderer. Der taz-Kommentator schreibt, der Umstand, dass der Täter von Dresden aus Russland stamme, sollte nicht zur Relativierung des Verbrechens einladen, sondern an die internationale Dimension des religiös begründeten Rassismus erinnern. „Denn Muslimenhass ist – wie der Islamismus – eine Ideologie, die in Ländern wie Russland oder Indien, im Nahmen Osten oder auf dem Balkan schon viele Todesopfer gefordert hat.“


Eine Art Einsiedlerleben

Hamburg – In Dresden werden die vielen ausländischen Berichterstatter vom Auswärtigen Amt betreut, um eine „möglichst neutrale Berichterstattung“ zu ermöglichen, zitiert der »Spiegel« am 26. Oktober einen deutschen Diplomaten. Spätestens dann, wenn die Verteidigung des Angeklagten die Schuldfähigkeit ihres Mandanten anzweifeln sollte, werde das keine einfache Mission werden. Ein vorläufiges psychiatrisches Gutachten sehe dafür allerdings keine Anhaltspunkte, heißt es in dem Artikel weiter. Der Russlanddeutsche sei ein Außenseiter, der erst 2003 nach Dresden gekommen sei und eine Art Einsiedlerleben geführt habe. Die Ermittler hätten Gewaltspiele auf seinem Computer gefunden. Der Angeklagte selbst spreche von seinen drei Süchten: „Rauchen, Trinken und Spielen“.


Rassismus stark unter Ausgegrenzten

Frankfurt am Main – Ein Motiv für die Tat des Alexander W. war wohl auch die Enttäuschung darüber, nie in Deutschland angekommen zu sein, glaubt Werner Schiffauer, Kulturanthropologe an der Europa-Universität Viadrina, in einem Gespräch mit der »Frankfurter Rundschau« vom 27. Oktober. Rassismus gedeihe dort, wo sich jemand ausgegrenzt fühle. Viele Russlanddeutsche seien mit der Illusion des Versprechens nach Deutschland gekommen, Teil der Gesellschaft zu werden. Hier erlebten sie dagegen häufig Diskriminierung und Ausgrenzung. Ausländerfeindlichkeit sei allerdings kein Phänomen der Russlanddeutschen allein.


Das Boxen zu neuem Leben erweckt

Öhringen – 15 Jahre alt ist Walerij Wins und ein begabter Boxer. Er trainiert derzeit mit sechs weiteren jungen Sportlern der Boxabteilung der TSG Öhringen, betreut von den Trainern Jurij Samek und Nikolai Bunilin, schreibt die »Stimme« am 28. Oktober. Seit zehn Jahren gebe es die Boxabteilung, und seither haben die Jugendlichen nicht nur zahlreiche sportliche Erfolge verbuchen können. Es sei auch vorbildliche Integrationsarbeit geleistet worden. Rund 50 Boxer zwischen 12 und 30 Jahren gehörten der Abteilung an. Fast alle seien Zuwanderer. „Spätaussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion erweckten den Kampfsport in Öhringen wieder zum Leben“, heißt es in der Zeitung.


Ein Fest für Freunde der russischen Musik

Berlin – Zum fünfjährigen Jubiläum der Vokalgruppe von ‚Lyra e.V.‘, dem Verein zur Förderung der Integration von Aussiedlern aus der früheren Sowjetunion, wird es am 8. November im Kulturhaus des Berliner Bezirks Karlshorst eine Veranstaltung „für alle Freunde der russischen Musik“ geben. Wie es auf der Webseite »Berlin aktuell« dazu am 28. Oktober heißt, ist auch ein Auftritt des russlanddeutschen Tenors Alexander Steinbrecher geplant, dem Preisträger zahlreicher internationaler Musikwettbewerbe.


„Sie freut sich, dass sie helfen kann“

Wismar – Irina Luft kam vor neun Jahren aus Rostow am Don nach Wismar, ohne ein Wort Deutsch zu sprechen. Heute hilft sie Landsleuten, hier heimisch zu werden, berichtet die »Ostsee-Zeitung« am 29. Oktober. Weil die heute 45-jährige Musik- und Geografielehrerin in Deutschland keine Arbeit im erlernten Beruf fand, schulte sie in einer dreijährigen Ausbildung um zur Immobilienkauffrau – erneut ohne Erfolg. Sie blieb arbeitslos, bis ihr eine Wismarer Wohnungsbaugesellschaft mit einem Kommunal-Kombi-Job die soziale Betreuung ihrer russischsprachigen Mieter antrug. Seitdem ist Irina Luft Ansprechpartnerin für die etwa tausend Spätaussiedler und jüdischen Emigranten, die in den rund 240 Wohnungen der Gesellschaft leben. Sie „freut sich, dass sie helfen kann“, schreibt die Zeitung. Sie fühle sich inzwischen heimisch in Wismar. Ihre Tochter habe hier Abitur gemacht und studiere jetzt in Berlin.


Ein Fest gegen Berührungsängste

Altes Lager – Vom 10. bis 20. November kann in der Kultureinrichtung ‚Haus‘ in Altes Lager täglich die Wanderausstellung der russlanddeutschen Landsmannschaft über Geschichte und Kultur der Deutschen aus Russland besichtigt werden, berichtet die »Märkische Allgemeine« am 29. Oktober. Aus diesem Anlass werde es dort am 13. November ein Fest mit Borschtsch und Tee aus dem Samowar geben. Gemeinsame Feste der Russlanddeutschen mit den Einheimischen würden seit vielen Jahren im brandenburgischen Altes Lager organisiert, wo sich zahlreiche Aussiedler niedergelassen haben. „Es ist wichtig, dass sich die Leute, die in einer fremden Kultur groß geworden sind, mitteilen“, sagte dazu Ina Albers vom Gemeinschaftswerk Altes Lager. Sie weiß, so das Blatt, welche Berührungsängste es gibt.
Zurück

Nach oben
Artikel bookmarken:
Diese Seite zu Mister Wong hinzufügen My Yahoo