9. bis 15. März
Proteste gegen „deutsch-russischen Friedensmarsch“Friedland – Neben zahlreichen anderen Medien berichtet auch die »
Junge Welt« am 9. März von dem „deutsch-russischen Friedensmarsch“, den die ‚Russlanddeutschen Konservativen‘ für den 9. Mai in Friedland angekündigt haben. Der Verein sei zum Teil mit dem ‚Arbeitskreis der Russlanddeutschen‘ in der NPD personell identisch, heißt es hier. Auf der Internetseite der ‚Volksdeutschen Stimme‘, die den Aufmarsch ankündige, gebe es Links zu NPD-Seiten. Die Zeitung zitiert aus dem Aufruf, in dem es heißt, „patriotische Kräfte Deutschlands und Russlands“ sollten für „gefährliche außenpolitische Bestrebungen der USA“ sensibilisiert werden. In dem Zeitungsbeitrag wird daran erinnert, dass in Friedland eine Erstaufnahme-Einrichtung für Aussiedler aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion besteht. Mehrere Gruppen hätten bereits zu Protesten gegen den geplanten Aufmarsch der Rechtsradikalen aufgerufen, außerdem Bundespolitiker wie Jürgen Trittin von den Grünen und Thomas Oppermann von der SPD.
„Ganz anders Gehör bei den Behörden“Bad Salzungen – Seit vielen Jahren schon berät Christina Michael in Bad Salzungen Migranten und Spätaussiedler. Doch seit sie vor einem Jahr offiziell zur Integrationsbeauftragten der Stadt ernannt worden ist, findet sie „ganz anders bei Behörden Gehör“, schreibt das »
Freie Wort« am 9. März. Die ehrenamtliche Helferin unterstützt Migranten im Alter von 16 bis 60 beim Ausfüllen von amtlichen Formularen, bei der Arbeitssuche oder auch bei der Lösung privater Probleme. „Von Seiten der Aussiedler“, sagte sie der Zeitung, „ist die Integration gewollt, und sie arbeiten auch mit daran.“
Böhmer: Universitätsabschlüsse von Zuwanderern anerkennenBerlin – Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung und Staatsministerin Maria Böhmer will in einem neuen Anlauf erreichen, dass die Universitätsabschlüsse von Zuwanderern in Deutschland anerkannt werden, schreibt »
Die Welt« am 9. März. Das Problem betreffe nach Angaben der Universität Oldenburg rund 500.000 Menschen. Böhmer: „Die Voraussetzungen und das System der Anerkennung sind sehr unübersichtlich.“ Noch in der ersten Hälfte dieses Jahres würden Gespräche über eine Vereinheitlichung geführt. Bislang haben, so die Zeitung, nur Spätaussiedler Anspruch auf ein Anerkennungsverfahren.
Nürnberg sammelt Lebensläufe seiner Zuwanderer Nürnberg – Nürnberg will den kulturellen Einfluss von Zuwanderern, die nach 1945 in die Stadt kamen, untersuchen. Zu diesem Zweck ist vom Amt für Kultur und Freizeit das Projekt ‚da sein. Nürnbergs Wandel durch Migration‘ ins Leben gerufen worden, berichtet die »
Roth-Hiltpolsteiner Volkszeitung« am 10. März. Es gehe darum, „ein zukunftsweisendes positives Entwicklungspotential für unsere Stadt“ aufzuzeigen, wird Leiter Jürgen Markwirth zitiert. Jeder dritte Nürnberger habe seine Wurzeln im Ausland. Der Bogen spanne sich dabei von Kriegsflüchtlingen und Vertriebenen über Gastarbeiter, Spätaussiedler und politischen Flüchtlingen bis hin zu jüdischen Kontingentflüchtlingen aus der ehemaligen Sowjetunion. In einer ersten Projektphase würden möglichst viele Lebensgeschichten von Migranten aufgezeichnet und erfahrbar gemacht. Persönliche Gegenstände, die sowohl an die Auswanderung als auch an das neue Leben in Nürnberg erinnerten, werden in einer Ausstellung gezeigt.
Schulpartnerschaft zwischen Halle und JekaterinburgHalle – Josef Schleicher steht als Spätaussiedler als lebendiges Beispiel für eine Ausstellung, mit der er seit geraumer Zeit durch die Bundesrepublik reist, schreibt die »
Mitteldeutsche Zeitung« am 9. März. ‚Volk auf dem Weg‘ heißt die Schau und informiert über Geschichte und Gegenwart der Russlanddeutschen. Derzeit werde sie von Schleicher und Jakob Fischer, ebenfalls Spätaussieder, in der Gesamtschule ‚Ulrich von Hutten‘ gezeigt. Die Schule hat gerade auch eine Partnerschule in Jekaterinburg gefunden, heißt es weiter. Im September würden erstmals Schüler aus Halle dorthin fahren, später dann Altersgenossen aus Jekaterinburg aufnehmen.
Teufelskreis für zugewanderte AkademikerBerlin – Rund 70.000 Stellen für Ingenieure, Informatiker und Naturwissenschaftler blieben 2007 in deutschen Unternehmen unbesetzt, weil Fachleute fehlten, berichtet die »
Frankfurter Rundschau« am 11. März. „Eine dieser Lücken hätte Irene Fröhlich gerne gefüllt. Doch das Studium der Deutschstämmigen aus Tadschikistan galt in Deutschland nichts, ihr Abschlusszeugnis war wertlos.“ Die Universität Oldenburg wolle das jetzt ändern. Mit dem neuen ‚Studienprogramm Informatik für Migranten‘ werden Zuwanderer angesprochen, die in ihrer Heimat Informatik, Mathematik oder ein ähnliches Fach studiert haben, in der Bundesrepublik aber nicht als Akademiker anerkannt würden. Anlass für den neuen Studiengang war eine Untersuchung, nach der sehr viele der jüdischen Kontingentflüchtlinge wie auch Spätaussiedler und anerkannte Asylbewerber zwar hochqualifiziert sind, jedoch in schlecht bezahlten Branchen arbeiten müssten.
So richtig eingeschlagen habe das Programm allerdings nicht. Statt der möglichen 20 hätten sich nur fünf Studierende gemeldet, berichtet Rolf Meinhardt vom Interdisziplinären Zentrum für Bildung und Kommunikation in Migrationsprozessen (IBKM) der Oldenburger Hochschule. Schuld daran seien insbesondere finanzielle Nöte. Viele Bewerber seien arbeitslos und könnten die Studiengebühren von 720 Euro pro Semester nicht bezahlen. Die Bundesagentur für Arbeit sehe sich außerstande, solche Kosten als Fortbildung zu übernehmen. Ihre „schlüssige wie irrsinnige“ Begründung: Die Betroffenen hätten ja bereits einen Studienabschluss.
„Weit weniger gehen zurück als immer noch ankommen“Lahr – Nach dem starken Rückgang der Zuwanderungszahlen von Spätaussiedlern will sich Christoph Bergner, Aussiedlerbeauftragter der Bundesregierung, bei Familienzusammenführungen für Härtefallregelungen einsetzen, berichtet die »
Badische Zeitung« am 12. März. Dies sei eines der dringendsten Probleme, das es in nächster Zeit zu lösen gelte, so Bergner bei einem Besuch der Landsmannschaft der Russlanddeutschen in Lahr. Es gebe Familien, bei denen eines von mehreren Kindern noch in Russland lebe und nach einem nicht bestandenen Sprachtest derzeit keine gesetzliche Möglichkeit mehr habe, nach Deutschland zu kommen. Bergner habe auch den Umstand angesprochen, heißt es in der Zeitung weiter, dass russische Regionen angeboten hätten, rückkehrwillige Spätaussiedler finanziell zu unterstützen. Der Politiker habe das als Konfliktpunkt bezeichnet. Allerdings sei diese Rückkehrprämie bisher kaum in Anspruch genommen worden: „Es sind nur ganz wenige, die wirklich zurück gehen. Weit weniger als immer noch ankommen.“
Schüler entdecken ihre WurzelnGütersloh – Seit einem halben Jahr erforschen Schüler einer Gütersloher Realschule die Geschichte russlanddeutscher Spätaussiedler, schreibt die »
Neue Westfälische« am 12. März. Dazu gehöre oft auch die Geschichte der eigenen Familie, wie Deutschlehrer Norbert Heitvogt erzählt, der das Schüler-Projekt „Entdecke deine Wurzeln“ betreut: „Wir haben teilweise pro Klasse bis zu acht Kinder, deren Familien Spätaussiedler sind.“ Inna Merlein vom Verein ‚Freundschaft – Druschba‘ hatte die Projekt-Idee geboren. „Alle denken, wir sind Russen. Aber das stimmt so nicht. Ich dachte, bei den Kindern anzufangen, ist der richtige Weg.“ Mittlerweile werde die Projektarbeit von der Stadtstiftung Gütersloh unterstützt.
Räume für ein Museum gesuchtBerlin – Die Ausstellung ‚Das gebrochene Schweigen‘ über die Geschichte der Deutschen aus Russland ist längst nicht vollständig, berichtet »
Neues Deutschland« am 14. März. Zahlreiche Exponate seien in den vergangenen Jahren von Viktor Fromm (62), dem Vorsitzenden des Vereins ‚Lyra‘ schon zusammengetragen worden, doch noch sei reichlich Platz für historische Dokumente oder Urkunden der russlanddeutschen Vorfahren. Auch gebe es kaum noch Materialien zu sibirischen Straflagern aus der Zeit von 1942 bis 1946. Für die Ausstellung im Migrationszentrum des Caritasverbands im Berliner Bezirk Marzahn-Hellersdorf war es dennoch möglich, aufgrund von Erzählungen und Handskizzen ehemaliger Häftlinge ein Straf- und Arbeitslager im Modell nachzubauen.
Die Idee zur Ausstellung sei ihm, der 1992 nach Deutschland kam, nach Gesprächen mit jungen Aussiedlern gekommen. Sie hätten nichts oder kaum etwas über das Schicksal ihrer eigenen Vorfahren gewusst. „Integration kann aber nur gelingen, wenn die Deutschen aus Russland ihre Geschichte kennen und auch die Einheimischen sich damit auseinander setzen.“ Frommes Traum ist ein fester Platz für die Ausstellung, besser noch für ein richtiges Museum der Deutschen aus Russland, schreibt die Zeitung.
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