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17. bis 23. November
Gericht will “Russen-Siedlung” versteigern

Köln – Im Kölner Amtsgericht kommt es am 17. Dezember zu einer Weltpremiere, schreibt der Kölner »Express« am 17. November. Erstmals werde mit Franz J. Sedelmayer ein westlicher Geschäftsmann eine Zwangsversteigerung von russischem Staatseigentum durchsetzen. Die Vorgeschichte: Sedelmayer hatte zu Beginn der 1990er Jahre in St. Petersburg in ein Unternehmen investiert, war dann aber durch eine Verfügung von Präsident Boris Jelzin kaltgestellt und enteignet worden, so das Blatt. Die sieben Millionen Euro, die der russische Staat ihm dadurch schulde, habe er in einem „jahrelangen juristischen Gezerre“ vor Gericht in Deutschland als Schuldentitel erkämpft. Mit diesem Titel wolle er nun eine Kölner Siedlung, die der russischen Regierung gehöre und in der zurzeit Spätaussiedler lebten, versteigern lassen. Aus dem Erlös sollen seine Ansprüche befriedigt werden.


„Eindeutig ein Härtefall“

Bösel – Emma Stele ist vor kurzem aus der westsibirischen Stadt Omsk nach Deutschland ausgesiedelt und wäre gerne zu ihrer Tochter nach Westerloh bei Bösel gezogen, berichtet die »Nordwest-Zeitung« am 19. November. Stattdessen sei die 53-Jährige von der Landesaufnahmestelle in Friedland an die Kommune Varel verwiesen worden. Die Entscheidung kann offenbar nicht mehr rückgängig gemacht werden, schreibt das Blatt, obwohl der Bürgermeister von Bösel, Hermann Block, nichts gegen die Familienzusammenführung einzuwenden hätte. Block: „Ich sehe hier eindeutig einen Härtefall“, zumal nicht nur die Tochter, sondern auch die Schwester und Mutter Emma Steles im Landkreis Cloppenburg wohnen. Der Bürgermeister habe in einem offenen Brief an Politiker und Behörden, unter anderem an den Aussiedlerbeauftragten der Bundesregierung, Christoph Bergner, appelliert, die Entscheidung zu revidieren.


Konflikte künftig friedlich lösen

Heidelberg – Der 100-Kilo-Mann mit den tätowierten Armen und dem bunten T-Shirt sieht gefährlich aus. Die sechs jungen Männer, die im Seminarraum des Jugendtreffs im Heidelberger Stadtteil Handschuhsheim vor ihm sitzen, wirken dagegen fast schüchtern, heißt es bei »Ad-hoc-news« am 18. November. Dabei sei es gerade umgekehrt. Der kräftige Rainer Frisch ist der einzige im Raum, der wohl ungefährlich sei. Bei den anderen handelt es sich um verurteilte Gewalttäter, die nur deshalb nicht im Gefängnis sitzen, weil sie sich verpflichtet haben, an dem Anti-Aggressivitäts-Training von Frisch teilzunehmen. Hier sollen sie in 25 Sitzungen lernen, Konflikte künftig mit friedlichen Mitteln auszutragen. Einer der eher schmächtig wirkenden Teilnehmer ist ein junger Russlanddeutscher, berichtet der Online-Dienst, der wegen seiner Gewalttätigkeit schon von etlichen Schulen geflogen ist. Wie bei den meisten anderen seien auch gegen ihn schon zahlreiche Strafanzeigen gestellt worden.


Neues Integrationskonzept vorerst auf Eis gelegt

Mettmann – „Integration passiert nicht auf dem Papier, sondern im Alltag“ heißt es in der »Westdeutschen Zeitung« am 18. November in einem Beitrag über ein neues Integrationskonzept der Stadt Mettmann. Vorgelegt habe es die Stadtverwaltung dem Sozial- und Familienausschuss des Stadtrats in der Absicht, eine Vollzeitstelle in der Verwaltung bewilligen zu lassen. Mit ihr könne das neue Konzept wirksamer umgesetzt werden als allein mit den beiden Honorarkräften, die in derzeit 15 Wochenstunden vor allem türkische Bürger und Spätaussiedler beraten. Unter den rund 39.800 Einwohnern Mettmanns leben etwa 5.200 Ausländer und Aussiedler.

Vor allem die Sprachförderung soll verstärkt werden, zitiert die Zeitung aus dem Integrationskonzept. Ein besonderer Handlungsbedarf bestehe auch bei Schulabgängern. Die Folgen mangelnder Schulbildung bei Jugendlichen aus Zuwandererfamilien würden sich unter anderem in überproportional hohen Arbeitslosenzahlen niederschlagen. Der Sozial- und Familienausschuss habe aber trotz der Dringlichkeit stärkerer Förderung das vorgelegte Integrationskonzept nicht verabschiedet. „Es soll überarbeitet werden“, habe es aus den Reihen der Politiker geheißen.


Kindliche Glücksforscher am Werk

Jever – „Ein Stück vom Glück“ heißt das Buch, das während eines Integrationsprojekts der Kunstschule Kiebitz und der Paul-Sillus-Grundschule in Jever entstand, berichtet das »Jeversche Wochenblatt« am 20. November. Dank einiger Landesmittel und Sponsorengelder hatten 35 Schüler der 1. bis 4. Klasse kostenlos an einer „Glückswerkstatt“ teilnehmen können, in der sie sich als Glücksforscher betätigten. Sie gingen der Frage nach, was Menschen glücklich macht, und verarbeiteten die Ergebnisse ihrer Suche in Bildern, Rollenspielen oder Tonfiguren, so die Zeitung. Vor allem am Erfinden von Geschichten hätten die Jungen und Mädchen großen Spaß gehabt. Nach und nach sei aus dem Sammelsurium das Buch „Das Stück vom Glück“ entstanden. Das auf ein Jahr ausgelegte Projekt sollte die kulturelle, sprachliche und soziale Integration von Kindern aus Zuwandererfamilien verbessern. Insgesamt hätten 280 Schüler teilgenommen, darunter auch russlanddeutsche.


Immer Deutsch geredet

Dülmen – Ein hartes und entbehrungsreiches Leben lag hinter Alexander (84) und Lydia (83) Lichtenwald, als sie vor 14 Jahren als Spätaussiedler aus Kasachstan nach Deutschland kamen, schreibt die »Borkener Zeitung« am 21. November. Dieser Tage feierte das Ehepaar mit vier Söhnen, 14 Enkel- und 16 Urenkelkinder in Dülmen ihre Diamantene Hochzeit. In der Stadt, in der sie sich niederließen, weil zwei Söhne und weitere Verwandte schon hier lebten, hatten sie sich „von Anfang an glücklich und zuhause“ gefühlt, heißt es in der Zeitung. Die Lichtenwalds stammen beide aus der ehemaligen Wolgarepublik und kannten sich schon als Jugendliche, wurden aber 1941 durch die Deportation nach Zentralasien getrennt. Nach Jahren schwerer Zwangsarbeit fanden sie sich in Kasachstan wieder. Obwohl es streng untersagt gewesen sei, hätten sie untereinander und mit ihren Kindern immer „in ihrer vertrauten Muttersprache“ Deutsch geredet. „Wie wirklich wichtig das einmal für alle sein sollte, haben sie erst später erfahren dürfen“, kommentiert das Blatt.


Integrationsbeirat bleibt Vision

Regensburg – In Regensburg wird es vorerst keinen Integrationsbeirat geben. Ein Antrag der Grünen, den Ausländerbeirat der Stadt mit dem Aussiedlerbeirat zusammen zu legen und aus beidem einen Integrationsrat zu bilden, ist dieser Tage vom Verwaltungs- und Finanzausschuss der Stadt „abgeschmettert“ worden, berichtet die »Mittelbayerische« am 21. November. Zwar hätten fast alle Stadtrats-Fraktionen zu erkennen gegeben, dass sie den Grünen-Antrag für sinnvoll hielten. Dafür aussprechen mochten sie sich indes bei der Abstimmung nicht. Zuvor schon hatte der Aussiedlerbeirat „vehement abgelehnt“, in einen Integrationsbeirat umgewandelt zu werden, schreibt die Zeitung. Wie Bürgermeister Gerhard Weber im Ausschuss berichtete, sollen sich auch Vertreter des Ausländerbeirats dagegen ausgesprochen haben. Tenor der Ausschuss-Sitzung: Es sei wenig sinnvoll zu verordnen, was die Betroffenen selbst nicht wollten.


Bayerischer Integrationspreis für ehrenamtliches Engagement

Burgkirchen – Vier oberbayerischen Initiativen ist der mit 5.000 Euro dotierte Integrationspreis des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen überreicht worden, berichtet der »Alt-Neuöttinger Anzeiger« am 21. November. Den ersten Preis und damit 2.000 Euro erhielt Burgkirchen a.d.Alz für die beispielhafte Integration von Aussiedlern und Ausländern in das Gemeindeleben. Hier hätten sich rund 50 ehrenamtliche Mitglieder im Agenda-21-Arbeitskreis seit über zehn Jahren unter anderem beim interreligiösen Dialog, einem Gesprächskreis für ältere Aussiedler oder mit Angeboten für Jugendliche beim Übergang von der Schule in das Berufsleben engagiert.


Schwer erreichbare Migrantengruppen ansprechen


Offenburg – Der Landkreis Ortenau wird eine Fachstelle für Integration einrichten. Damit sollen einerseits bislang schwer erreichbare Migrantengruppen angesprochen und andererseits Gemeinden geholfen werden, die über keine eigene Integrations-Stelle verfügen, schreibt die »Badische Zeitung« am 19. November. Der Anteil der Menschen aus Zuwandererfamilien im Landkreis, darunter Aussiedler, Ausländer und Eingebürgerte, werde auf 15 bis 20 Prozent der Gesamtbevölkerung geschätzt. Im Sozialausschuss des Kreises, der die benötigten Finanzmittel für die neue Stelle bewilligt habe, sei aber auch Skepsis geäußert worden, zum Beispiel von FDP-Kreisrat Karlheinz Axt aus Kehl. Seiner Meinung nach gebe es zwei Seiten: „Wir, die wir mit aller Gewalt integrieren wollen, und die anderen, die nicht immer sich integrieren wollen.“


„Das große Schweigen gebrochen“

Ingolstadt – Das Landgericht Ingolstadt hat zwei Männer im Alter von 29 und 34 Jahren zu langen Haftstrafen verurteilt. Die beiden Spätaussiedler gelten als wichtige Hintermänner der Heroinmafia, schreibt der »Donaukurier« am 20. November. Sie hätten einen Drogenring angeführt, der vor einem Jahr von der Polizei ausgehoben worden war. In einer Reihe von Verfahren wurden seitdem die Mitglieder dieser Mafia verurteilt, bis nun die beiden Hauptangeklagten vor Gericht standen. Tausende Telefonate und SMS-Nachrichten waren bei der Überwachung der Drogenbande abgefangen worden. Das alles hätte bei dem Prozess angehört werden müssen, wenn die Zwei das nicht mit ihren Teilgeständnissen verhindert hätten. „Sie haben das große Schweigen, dass Russlanddeutsche vor Gericht sonst auszeichnet, gebrochen“, berichtet das Blatt.
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