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Berlin (30. April 2010) - Die Rolle russlanddeutscher Soldaten in der Roten Armee und bei der Niederschlagung des Nationalsozialismus ist bis heute ein unterdrücktes Kapitel in der russischen Geschichtsschreibung. Eine Minderheit, der zur Rechtfertigung von Verfolgung und Deportation unterstellt wurde, mit dem Kriegsfeind zu kollaborieren – loyale Soldaten aus den Reihen der Russlanddeutschen, die ihr Leben zu riskieren bereit waren, um den Angriff auf ihre Heimat abzuwehren: diese beiden Szenarien schlossen sich gegenseitig aus. Respekt - gar Würdigung - hatte auch dann noch keinen Platz im offiziellen Geschichtsbild, als die deutsche Bevölkerungsgruppe längst von dem Vorwurf des Verrats freigesprochen war.
Umso bemerkenswerter ist es, dass jetzt – zum 65. Jahrestag des Kriegsendes – die russische Zeitschrift „Rodina“ („Heimat“) in einem Beitrag über namentlich bekannte Deutsche in den Reihen der Roten Armee berichtet. Die Autoren Arkadij German und Igor Schulga, Historiker an der Universität von Saratow, enthalten sich dabei fast jeglicher Bewertung und stellen ihre Untersuchung zunächst als reine Faktensammlung vor.
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- zum Artikel in der Zeitschrift "Rodina" |
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Jacob Schmal, 1941 letzter Sprecher des Wolgadeutschen Rundfunks in Engels, über Motive und enttäuschte Hoffnungen junger Russlanddeutscher in der sowjetischen Armee: „Meine Altersgenossen und ich waren allesamt im Sinne der Partei als Komsomolzen erzogen worden, und wir hatten nur eins im Sinn: diesen verdammten Krieg zu beenden. Die wehrpflichtigen jungen Wolgadeutschen meldeten sich deshalb fast ausnahmslos an die Front - nicht weil sie dem sowjetischen Staat so ergeben waren, nein, wir wollten gegen Hitlerdeutschland marschieren, denn der Vormarsch der deutschen Truppen machte uns allen Angst. Uns fiel auf, dass in der sowjetischen Presse mit keinem Wort erwähnt wurde, dass auch wolgadeutsche Soldaten an der Front kämpften. Mit einer einzigen Ausnahme: Am 24. August 1941 erschien die Jugendzeitung ‚Komsomolskaja Prawda‘ mit einem ganzseitigen Beitrag über den wolgadeutschen Soldaten Heinrich Hoffmann, der sich den deutschen Truppen widersetzt hatte und von ihnen getötet wurde. Wir waren zunächst sehr erleichtert und glaubten an einen Sinneswandel bei Armee und Regierung. Doch das war ein Fehler. Die wolgadeutschen Soldaten wurden nach und nach aus der Armee entfernt, viele nach Sibirien deportiert, andere endeten in Baubrigaden und mussten dort Schwerstarbeit verrichten.“ |