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Auf Stimmenfang unter Russlanddeutschen / Seite 6
Bei einem großen Teil dieser Gruppe stimmt diese Annahme tatsächlich, und doch fällt ein nicht unbeträchtlicher Teil auf die rechtsextreme Propaganda herein, die auf eine starke Abgrenzung der Deutschen, darunter auch Russlanddeutschen, von der nicht-deutschen Bevölkerung, setzt. Begleitet wird diese Forderung von einer offen xenophobischen Rhetorik, die in zwei Richtungen verwendet wird: die Ausländer seien für die Deutschen als Volk gefährlich und auch als Russlanddeutsche habe man von ihnen nichts Gutes zu erwarten.
Was die erste Richtung betrifft, so wird die Arbeit nicht nur von den NPD-Politikern, sondern auch von der Redaktion der Zeitschrift geleistet. „Wir müssen mit unseren Kindern darüber sprechen, wie gefährlich die Ehen zwischen Menschen verschiedener Nationen, verschiedener Rassen und verschiedener Zivilisationen sind“, schreibt der Chefredakteur in der April-Ausgabe.
„Man darf nicht die Islamisierung unseres Landes zulassen“, „Die Idee der multikulturellen Gesellschaften ist utopisch und verbrecherisch“ – zum größten Teil ist das antitürkische, aber auch ganz allgemein antiislamische Rhetorik: Die Muslime würden alle Vorteile des Sozialsystems benutzen, ohne sich zu integrieren; die islamische Kriminalität sei besonders hoch usw.
Eine so hohe Zahl von Menschen nicht-deutscher Herkunft in Deutschland führe zum Aussterben des deutschen Volkes und im europäischen Maßstab zum Aussterben aller europäischen Nationen und dem Ende der europäischen Zivilisation. Das sind Ansichten des mecklenburgischen NPD-Landesvorsitzenden Udo Pastörs, die die Redaktion unterstützt. Ihre Position belegt Ost-West-Panorama oft mit zweifelhaften und falschen Informationen.
![]() Foto: www.honestly-concerned.org
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Sie publiziert beispielweise einen Artikel der BILD-Zeitung, in dem berichtet wird, wie fünf „fanatische Muslime“ drei georgische Christen getötet haben sollen. Zwar wird erwähnt, dass es sich hierbei um einen unbestätigten Verdacht handele, der Artikel endet aber mit den Worten „...dann müssen in Deutschland zum ersten Mal Menschen sterben, weil sie sich als Christen bekannten“.
In der April-Ausgabe spricht man von 800 Moscheen in Deutschland, im Juni sind es schon 1500. Im Oktober schrieb die Zeitschrift über den Bau einer Moschee in Köln, die mit ihren zwei 55 Meter hohen Minaretten „nicht viel kleiner als der Kölner Dom“ sei. Wusste die Redaktion nicht, dass der Kölner Dom 157 Meter hoch ist?!?
Auch in der zweiten Richtung ist eine ebenso intensive xenophobische Propaganda zu beobachten. Hier wird vor allem unterstellt, dass die übrigen Einwanderer leichtere Einreisemöglichkeiten und bessere Lebenschancen hätten als die Russlanddeutschen, die im Gegensatz zu allen anderen deutscher Herkunft seien. Hier kommt ein gefährlicher Antisemitismus zum Ausdruck: man lasse immer weniger Russlanddeutsche ins Land, während die Juden, „diese Leute ohne jeden Bezug zum deutschen Volk, deutscher Kultur und deutscher Sprache“ (April-Ausgabe), problemlos einwandern können und vom Staat versorgt würden.
Im Oktober äußerte der Chefredakteur seine Besorgnis, dass es zu viele Juden in der deutschen und auch in der russlanddeutschen Presse gäbe, die die russlanddeutschen Autoren aus diesem Markt verdrängten. Die Zeitschrift verwendet nicht nur antiislamische, sondern gezielt auch antisemitische Rhetorik.
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