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Berlin, im Dezember 2007 - Gerade über derartige Vorurteile und Wahrnehmungen will die Ausstellung „Unsere Russen – unsere Deutschen. Bilder vom Anderen. 1800-2000“ im Berliner Schloss Charlottenburg aufklären. Die Gemeinschaftsausstellung des Deutsch-Russischen Museums Berlin-Karlshorst und des Staatlichen Historischen Museum Moskau setzt sich mit der Geschichte deutsch-russischer Stereotype auseinander. Gezeigt werden ausgewählte Objekte aus russischen und deutschen Sammlungen wie Gemälde, Plakate, Fotos und Alltagsgegenstände.
Der wissenschaftliche Leiter der Ausstellung, Peter Jahn, möchte vor allem die „Achterbahn der Emotionen“ der letzten zwei Jahrhunderte in den deutsch-russischer Beziehungen zeigen. „Wir wollen die Klischees ins Bewusstsein rufen. Die Ausstellung soll Orientierung geben“, betont der Historiker. Wie kein anderes sei das Bild, das sich die Deutschen von den Russen machen und gemacht haben, durch ein extremes Spannungsfeld von Bedrohung und Faszination, Überlegenheit und Furcht geprägt. Gerade die Medien würden mit diesen vereinfachten Bildern des Anderen spielen. So glauben laut forsa fast die Hälfte der Deutschen, dass die Medien über die Verhältnisse in Russland kaum objektiv und zutreffend berichten.
Anders als die deutschen Vorstellungen über Russland formten sich die Bilder über die Deutschen in Russland nicht aus Lexika, Zeitungen und Reiseberichten, sondern seit dem 17. Jahrhundert vor allem aus dem Umgang mit deutschen Zuwanderern. Diese waren als Offiziere, Politiker, Beamte, Wissenschaftler, Handwerker und Bauern ins Russische Reich gekommen und prägten so das Bild der Deutschen bei den Russen.
So erfahren die Deutschen noch heute in Russland eine besondere Wertschätzung. „Der Deutsche an sich wird in Russland positiv gesehen“, sagt Alexander Schkurko, Generaldirektor des Staatlichen Historischen Museums Moskau. Sein Team von Historikern präsentiert in der Ausstellung die russischen Deutschlandbilder.
Die Berliner Ausstellung, die noch bis zum 2. März zu sehen ist und im Sommer 2008 in Moskau gezeigt wird, steht unter der Schirmherrschaft der Außenminister beider Länder und wird von WINGAS gefördert. Das Engagement des europäischen Energieunternehmens ist durchaus nicht uneigennützig. Immerhin verbindet das über 2000 Kilometer lange Leitungsnetz des Unternehmens die großen Gasreserven Sibiriens mit den wachsenden Absatzmärkten in Westeuropa.
Alte Feinbilder sind bei diesem Geschäft nicht förderlich. „Wir wollen zu einem besseren Verständnis zwischen Russen und Deutschen beitragen“, sagt Rainer Seele, Sprecher der Geschäftsführung von WINGAS. Zusammen mit dem Berliner Senat und den Bundes- und Landesverbänden der Russisch- und Geschichtslehrer habe das Unternehmen eine Bildungspartnerschaft initiiert, mit der Berliner Schüler kostenlos die Ausstellung besuchen können. „Wir möchten die tief verwurzelten Vorurteile überwinden und den Horizont gerade der jungen Menschen erweitern“ unterstreicht Seele. (Wilhelm Siemers)