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9. bis 15. Juli

Mangelnde Aufmerksamkeit

Stuttgart – Noch vor dem zweiten Integrationsgipfel in Berlin hat die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland eine mangelnde Aufmerksamkeit für ihre Interessen als Zuwanderergruppe beklagt. Die Belange der knapp drei Millionen Russlanddeutschen kämen „in der allgemeinen Berichterstattung viel zu kurz“, meinte der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft Adolf Fetsch in einem Interview mit der Nachrichtenagentur ddp. Er kritisierte zudem, dass Spätaussiedler als Deutsche rechtlich unter die Regelungen des Zuwanderungsgesetzes fallen, heißt es bei «pr-inside» am 11. Juli. Infolge des Zuwanderungsgesetzes ist es laut Fetsch zu einem drastischen Rückgang der Spätaussiedlerzahlen gekommen, „so dass man beinahe von einer stillschweigenden Beendigung der Ausreise“ nach Deutschland reden könne. 


Beckstein: Integration und Pass

Köln – 750 Millionen Euro jährlich will die Bundesregierung für die Integration von Zuwanderern einsetzen. Das berichtet der «Deutschlandfunk» am 13. Juli, einen Tag nach dem nationalen Integrationsgipfel in der Einleitung eines Gesprächs mit dem bayerischen Innenminister Günther Beckstein. In einer Frage konfrontierte der Sender den CSU-Politiker mit Forderungen des Sozialdemokraten Sebastian Edathy, Mitglied des Bundestagsinnenausschusses, nach einer Einbürgerungskampagne. Beckstein antwortete, er halte nichts davon zu glauben, ein Pass sei gleichbedeutend mit Integration. „Wir wissen ja, dass Spätaussiedler aus Russland alle den deutschen Pass haben, und trotzdem sind die Integrationsprobleme genauso.“ Seiner Überzeugung nach, so Beckstein in dem Interview, sollte die Einbürgerung am Ende der Integration stehen und nicht am Anfang.


Julia Neigel, alias Jule Neigel

Alzey – Wenn am 10. August das Da Capo-Festival im Alzeyer Schlosshof beginnt, werden zwei vielseitige Frauen den Auftakt bestreiten, berichtet die in Mainz herausgegebene «Allgemeine Zeitung» am 11. Juli. Eine von ihnen ist die 42-jährige Amerikanerin Ricky Lee Jones, die andere Julia Neigel, die in ihrer sportlichen Vergangenheit sogar einmal in der Bundesliga Handball gespielt hat. Als „Jule“ Neigel ist die 41-jährige Russlanddeutsche vor Jahren mit dem Titel und späteren Album „Schatten an der Wand“ bekannt geworden, als Julia Neigel mit dem 2006 erschienenen Album „Stimme mit Flügel(n)“. Um die Künstlerin war es mehrere Jahre ruhig geworden, weil sie mit ehemaligen Kollegen um Urheberrechte an früheren Werken prozessiert hatte.


Gottesdienst: Identität und Heimat

Trostberg – Karl Vogel wurde in einem Städtchen an der Wolga geboren. Gelebt und gearbeitet hat der 75-jährige Rentner später in Kasachstan, bis er 1989 als Spätaussiedler ins bayerische Trostberg kam. „Man kann sich die damalige Situation heute gar nicht mehr vorstellen“, meint der Protestant und erinnert an die Zeit der Verfolgung in der Sowjetunion. „Viele Pastoren wurden verhaftet, unter ihnen war auch mein Onkel. Wir haben uns heimlich getroffen, um Gottesdienst zu feiern“, zitiert ihn das «Trostberger Tagblatt» am 10. Juli. Heute findet er religiösen Halt in der evangelischen Gemeinde des Ortes, hier kümmert er sich zusammen mit Pfarrer Andreas Herden um die rund 600 Russlanddeutschen von Trostberg. Sie feierten gemeinsam den Gottesdienst, bestätigt Herden, anschließend jedoch träfen sich die Spätaussiedler zu einer Messe im traditionellen Stil der Russlanddeutschen. Dieser zweite Gottesdienst „bedeutet ein Stück Identität und auch Heimat“ für die Zugereisten, meint der Pfarrer. Integration bedeute ja nicht Anpassung um jeden Preis. Ein Problem zeige sich dennoch: Die Versammlung werde fast nur noch von älteren Russlanddeutschen besucht.


Darmstadt: Arbeitskreis ‚Mikra’

Darmstadt – In keinem anderen Stadtteil Darmstadts leben so viele Zuwanderer wie in Kranichstein. Gut jeder Vierte hier ist Ausländer, noch vor wenigen Jahren waren Drogen im Umlauf und oft genug gab es Schlägereien mit Jugendlichen, erinnert sich der aus Afghanistan eingewanderte Mohammad Daud Helmand in «Echo-Online» am 13. Juli: „Wir hatten Angst um unsere Kinder.“ Mit dem 1999 vom Interkulturellen Büro der Stadt ins Leben gerufenen Arbeitskreis „Mikra“ (Migrantinnen und Migranten in Kranichstein) habe sich die Situation enorm verbessert.  Zuwanderer und Einheimische träfen sich regelmäßig, um Probleme zu besprechen. Irgendwann sei auch der Stadtteilpolizist einbezogen worden in die Runde. Jeannette Dorff, die die Treffen moderiert, wünschte sich allerdings mehr Offenheit der Einheimischen. Ihre Kollegin Gabriele Diercks vom Interkulturellen Büro dagegen meint, dass längst nicht alle Ausländer zu erreichen seien: „Dazu zählten etwa Russlanddeutsche“.

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