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Wahlen
Frankfurt am Main - In Wahlkampfzeiten bemühen sich die politischen Parteien intensiv um Zuwanderer. Die Grünen umwerben vor der Bundestagswahl "Deutsche mit Migrationshintergrund", wie der Online-Auftritt der «Frankfurter Allgemeinen» Zeitung am 1. September berichtet. Die SPD habe eigens in Berlin die Initiative "Neue Inländer" gegründet, die Unterstützung vor Ort anbietet, um die Stimmen von eingebürgerten Türken, Afrikanern oder Arabern zu gewinnen. Die Zeitung zitiert einen sozialdemokratischen Politiker aus Frankfurt mit der Aussage, CDU und CSU beschränkten sich auf den Kampf um die Wahlstimmen der Spätaussiedler, die "eine gewisse Dankbarkeit für das, was unter Helmut Kohl passiert ist", fühlten. Für die SPD sei da wenig zu holen, meinte der Politiker. Wenn die Aussiedler "etwas von Genossen hören, sagen die: lieber nicht."
Neuerscheinung
Berlin - Für die angeblich 300.000 bis 400.000 Berliner, deren Muttersprache russisch ist, gibt es in der Hauptstadt sechs russischsprachige Zeitungen, ein Rundfunkprogramm und einen Fernsehsender. Die Medien richten sich an hier lebende Russen, Russlanddeutsche sowie an russische Juden, die als so genannte Kontingentflüchtlinge nach Deutschland gekommen sind. Seit dem 1. September gibt es für sie die "Jüdische Zeitung", die nach einem Bericht von «Spiegel-Online» vom 1. September mit einer monatlichen Auflage von 40.000 Exemplaren erscheint. Chefredakteur ist der 43-jährige in Kiew geborene Michail Goldberg, der seit gut zehn Jahren in Berlin lebt. Aus Werbegründen wurde die erste Ausgabe der Zeitung, die später vierzehntägig erscheinen soll, verschenkt. Herausgeber ist die Werner Media Group, die die Wochenzeitung „Europa Express“ mit einer Auflage von 120.000 Exemplaren produziert sowie die russischsprachige „Jewrejskaja Gaseta“, die sich ebenfalls an jüdische Zuwanderer aus Russland wendet.
Lotsen
Bocholt – Gemeinsam mit einigen Helfern möbelt Friedrich Dietrich aus dem westfälischen Bocholt gebrauchte Fahrräder auf, um sie neu angekommenen Spätaussiedlern zu übergeben. Das hilft den Zuwanderern besonders in der Anfangszeit, alle Behördengänge schneller zu absolvieren, meint das «Bocholter-Borkener Volksblatt» am 2. September. Auch dabei ist der 66-jährige Handwerker behilflich: Dietrich ist ehrenamtlicher Aussiedler-Lotse. Ende 1989 war er aus der Ukraine ausgesiedelt und lebt seither in Bocholt. Gemeinsam mit dem 50-jährigen Wjatscheslaw Hatzenbiller, der vor einem Jahr aus dem Kaukasus kam, unterstützt er die Neuankömmlinge dabei, sich in der neuen Umgebung zurecht zu finden. "Ein Problem sind ältere Leute, die keine Arbeit finden. Sie sprechen dann nur russisch", berichtete Dietrich der Zeitung.
Abenteuerland
Ingelheim - Es hat eine Weile gedauert, bis die bürokratischen Hindernisse überwunden waren. Doch jetzt hat der Ingelheimer Kindergarten "Abenteuerland" eine russischsprachige Erzieherin, und die Kleinen können sich endlich verständlich machen. Das berichtet die «Allgemeine Zeitung» am 2. September. Bis zu 20 Kinder aus Aussiedlerfamilien kommen täglich in den Hort, doch mit der Kommunikation klappte es kaum. Seit Natalie Ossipov, die selbst vor drei Jahren aus Russland kam, hilft, haben auch die Eltern Vertrauen gefasst und beteiligen sich an Aktivitäten des Kindergartens. Vielleicht tragen die Kontakte auch dazu bei, dass die Zeitung Spätaussiedler nicht weiter "Russen" nennt.
Chronik
Langen - 7.000 Einwohner hat der hessische Ort Langen, gut die Hälfte sind Vertriebene und Aussiedler, die nach 1957 hierher kamen. Die Zuwanderer haben vor allem den Ortsteil Nordend geprägt. Wie es dazu kam, darüber legt Christa Gehring mit rund 50 Freunden und ehrenamtlichen Helfern gerade eine Chronik an, wie die «Offenbach-Post» am 31. August berichtet. Als Pädagogin, die für die katholische Sozialorganisation Caritas arbeitet, kann sie auf 40 Jahre Caritas-Aktivitäten und entsprechende Kontakte zu den Zuwanderern zurück blicken. Zahlreiche Interviews mit Aussiedlern sind schon geführt, die Geschichte eines heute abgerissenen Wohnheims aufgezeichnet und Fotos zusammengestellt. Wenn die Chronik abgeschlossen ist, soll ein Dokumentarfilm über den Ortsteil entstehen.
Qualifiziert
Ahrensburg – In Kasachstan war Alexander Karsten als Traktorfahrer tätig. In Deutschland hätte er mit diesem Beruf keine Chancen gehabt. Jetzt hat er es geschafft. Wie das «Hamburger Abendblatt» am 31. August berichtet, hat der 30-jährige Russlanddeutsche unter 18 Kollegen als drittbester die Gesellenprüfung der Maler- und Lackierer-Innung im norddeutschen Ahrensburg abgelegt. Der Weg war nicht leicht. Zwei Jahre lang war er zunächst bei einer Qualifizierungsgesellschaft beschäftigt. Über sie lernte er das Malerhandwerk kennen und schaffte es, in einer Firma eine Lehrstelle zu bekommen.