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Melonen in Sibirien
Sulzbach-Rosenberg – Unter Leitung von Gertrud Strauß von der Migrationsberatung des Diakonischen Werks sowie der Studentin und Aussiedlerin Irina Frescher trafen sich dieser Tage 20 Frauen im Familientreff von Sulzbach-Rosenberg, um sich mit ihren Lieblingslandschaften aus Kindheitstagen oder auch ihren Vorstellungen von idealen Landschaften zu beschäftigen, berichtet «Der Neue Tag» am 21. Juli. Die Veranstaltung fand im Rahmen der Reihe ‚FrauenKunst und die Kunst, als Frau zu leben‘ statt, und als es darum ging, sich über Lieblingsorte aus der Kindheit auszutauschen, mussten einige Vorurteile von Landschaften über Bord geworfen werden, schreibt die Zeitung: „Dass in Kasachstan oder im Süden Sibiriens Melonen gedeihen oder in Kirgistan Palmen wachsen, passte nicht in das Bild vom kalten Sibirien.“
Schlüsselwort Migration
Hörde – Die Diakonie am Clarenberg möchte ab 2009 ein neues Nachbarschafts-Modell etablieren, heißt es in den in Dortmund erscheinenden «Ruhrnachrichten» am 22. Juli. War bislang die Seniorenarbeit ein Schwerpunkt des Nachbarschaftsprojekts in Hörde, werde es in Zukunft vor allem um Jugendliche gehen. Der Projekt-Standort solle „natürlich erhalten“ werden, zitiert die Zeitung Werner Bracht vom Diakonischen Werk und fügt hinzu, das Wort Migration sei „der Schlüssel, der die Förderquelle öffnet“. Denn am Clarenberg wohnten viele Russlanddeutsche, deren Integration bislang vorbildlich hatte gestaltet werden können.
Sonst lieber ohne Polizei
Ingolstadt – Zu Jugendstrafen zwischen einem Jahr und vier Monaten bis zwei Jahren und vier Monaten Haft ohne Bewährung sind drei junge Männer vom Jugendschöffengericht in Ingolstadt verurteilt worden, berichtet der «Donaukurier» am 24. Juli. Der Richter hat die türkisch-stämmigen Angeklagten für schuldig befunden, bei einer Massenkeilerei, die einen Großeinsatz der Polizei zur Folge hatte, eine kleine Gruppe Russlanddeutscher verprügelt und mit Stiefeln getreten zu haben – „und zwar so brutal, dass auch die Freundinnen von Unbeteiligten das Weinen begonnen haben, weil`s so schlimm war“, wie Richter Christian Schilcher äußerte. Bei dem Vorfall waren zwar weit mehr als die drei Angeklagten beteiligt, schreibt das Blatt weiter. Doch nur sie standen vor Gericht, weil eine junge Zeugin die drei Türken wiedererkannt habe. „Pech für euch Drei, dass da mal jemand ausgesagt hat“, sagte der Richter. Die russlanddeutschen Opfer „gehören ja einem Volk an, das solche Sachen lieber ohne Polizei regelt.“ Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
„Aussiedler-Potential besser einsetzen“
Berlin – Nachdem die Bundesregierung kürzlich ein Aktionsprogramm als ‚Beitrag der Arbeitsmigration zur Sicherung der Fachkräftebasis in Deutschland‘ beschlossen hat, meldete sich Jochen-Konrad Fromme, Vorsitzender der Gruppe der Vertriebenen, Flüchtlinge und Aussiedler der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, zu Wort. Der dpa-Online-Dienst «News Aktuell» zitiert ihn am 24. Juli mit den Worten: „Das vorgesehen Maßnahmepaket wird – flankiert durch den Nationalen Integrationsplan – einen Beitrag dazu leisten, dass in Deutschland lebende Spätaussiedler und Zuwanderer die Möglichkeit erhalten, ihr vorhandenes Potential besser einzusetzen.“ Es könne und dürfe nicht sein, so der Politiker weiter, dass nahezu 220.000 hochqualifizierte Spätaussiedler Tätigkeiten weit unter ihrem Niveau ausüben müssten. Das Aktionsprogramm sei allerdings nicht in der Lage, das fast undurchdringliche Labyrinth aus zuständigen Stellen für die Berufsanerkennung aufzulösen. Hier müssten dringend Lösungen gefunden werden.
Kinder von Zuwanderern öfter krank als einheimische
Frankfurt am Main – Kinder und Jugendliche aus Einwandererfamilien erkranken häufiger an Tuberkulose als ihre deutschen Altersgenossen. Sie sind stärker von Übergewicht und Fettsucht betroffen, verletzen sich häufiger bei häuslichen Unfällen, und ihre Mundgesundheit ist wesentlich schlechter, heißt es in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (FAZ) am 23. Juli. Andererseits sind Kinder von Migranten seltener chronisch krank und leiden beispielsweise weniger unter Asthma, Neurodermitis und Heuschnupfen als der Nachwuchs Einheimischer. Das geht, so die Zeitung, aus zwei Berichten des Berliner Robert-Koch-Instituts – ‚Migration und Gesundheit‘ und ‚Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund in Deutschland‘ – hervor. Zwischen 1994 und 2003 seien allein 506.117 Spätaussiedler unter 18 Jahren eingewandert. Die Ursachen für die unter Migranten verstärkt auftretenden Gesundheitsprobleme seien vielfältig und hätten unter anderem damit zu tun, dass Zuwanderer überproportional häufig zu sozial benachteiligten Schichten gehörten. Es gebe aber auch Unterschiede im Lebensstil, etwa die Auffassung, kindliches Übergewicht sei ein Zeichen besonderer Gesundheit.
Großfamilien eher unter Migranten
Berlin – Zugewanderte Familien leben fast doppelt so häufig mit drei und mehr minderjährigen Kindern in einem Haushalt wie deutsche Familien, berichtet «Börse Online» am 23. Juli. Rund 16 Prozent der Familien mit Migrationshintergrund würden, wie jüngst veröffentlichte Daten zum ‚Familienland Deutschland‘ des Statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2007 ergeben hätten, zu den kinderreichen gehören. Bei einheimischen Haushalten betrug dieser Anteil nur neun Prozent. „Familien mit Migrationshintergrund“ sind dem Bericht zufolge als Eltern-Kind-Gemeinschaften definiert, bei denen mindestens ein Elternteil eine ausländische Staatsangehörigkeit besitzt oder die deutsche Staatsangehörigkeit durch Einbürgerung oder – wie im Fall der Spätaussiedler – durch einbürgerungsähnliche Maßnahmen erhalten hat.
Gute Noten und andere große Leistungen
Wunsiedel – Von 90 Schülern der Staatlichen Wirtschaftsschule in Wunsiedel haben 82 die Mittlere Reife bestanden, berichtet die «Frankenpost» am 23. Juli. Auf der Abschlussfeier habe der stellvertretende Schulleiter Uwe Sonnemann von erfreulichen Durchschnittsnoten in den Zeugnissen gesprochen. Man werde bei der Feier Schüler ehren, die hervorragende schulische Leistungen erreichten. Großes hätten aber auch andere Schulabgänger vollbracht: „Beispielsweise die Schülerin, die erst vor vier Jahren mit geringen Deutschkenntnissen aus Kasachstan zu uns nach Deutschland kam und bereits heute das Mittlere-Reife-Zeugnis erhält.“