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Migranten wählen nicht unbedingt Migranten
Augsburg – In den 1990er Jahren wurde eine Migrantin in den Stadtrat von Augsburg gewählt, vor sechs Jahren waren es schon vier Personen nicht-deutscher Herkunft. Bei den Kommunalwahlen am 2. März könnte die Zahl weiter steigen, schreibt die «Ausburger Allgemeine» am 5. Februar. Von den 60 Stadtratssitzen müssten eigentlich 20 von Kandidaten mit Migrationshintergrund besetzt werden, „würde man die Bevölkerungsanteile umrechnen“. Nach Meinung von Insidern dürfte die Zahl diesmal tatsächlich bei sechs bis sieben liegen. Denn auf den Wahllisten aller Parteien finden sich Zuwanderer, zwei sogar unter den acht Kandidaten für das Oberbürgermeisteramt. Wichtig sei, dass der Stadtrat die Gesellschaft spiegele und alle sich vertreten fühlten, zitiert die Zeitung Matthias Garte von der Fachstelle Integration beim Oberbürgermeisterbüro. Außerdem gehe es um zigtausend Wählerstimmen. Allein 30.000 Aussiedler leben in der Stadt. Allerdings gehe die Rechnung nicht auf, dass Migranten Migranten wählten. Zu denen, die eine reale Chance hätten, gewählt werden, gehöre der CSU-Mann Juri Heiser, Vorsitzender der örtlichen Landsmannschaft der Deutschen aus Russland.
Kaum noch Spätaussiedler
Kirchheim – Bis vor kurzem hatten die zehn Gebäude an der Kirchheimer Charlottenstraße ausschließlich als Übergangswohnort für Spätaussiedler und jüdische Emigranten aus der ehemaligen Sowjetunion gedient. Weil deren Zahl im Kreis Esslingen jedoch ebenso wie in ganz Deutschland zurückgehe, bot sich eine Neuorganisation an, berichtet der «Teckbote» am 6. Februar: Drei der Gebäude seien in eine Flüchtlingsunterkunft umgewandelt worden. Jetzt leben in der Charlottenstraße neben den Spätaussiedlern und jüdischen Emigranten auch rund 75 Flüchtlinge, die in ihrer Heimat aus politischen oder religiösen Gründen um Leib und Leben fürchten mussten und in Deutschland eine Zuflucht gefunden haben.
Zwei Herzen in einer Brust
Nürnberg – Der Niederländer Guus Hiddink, Trainer der russischen Fußball-Nationalmannschaft, hat ein Auge auf den 25-jährigen Spieler Andreas Wolf vom 1. FC Nürnberg geworfen, berichten mehrere Medien, darunter «Die Welt», die «Rheinische Post» und das Online-Portal «Sportgate» am 9. Februar. „Wir haben einige Profis im Auge, die den russischen Pass bekommen könnten. Darunter ist auch Wolf“, wird Hiddink mit Äußerungen in der russischen Zeitung ‚Sowjetskij Sport‘ zitiert. Wolf kam 1990 als Spätaussiedler aus Tadschikistan nach Deutschland. Wenn er auf Dauer nicht in der deutschen Nationalmannschaft spielen dürfe, spiele er eben für Russland, habe der Fußballer der ‚Bild‘-Zeitung gesagt. „Ich wurde in Leninabad geboren, also schlagen zwei Herzen in meiner Brust.“
Spende für Aussiedlerfamilie
Kassel – Mit einer Spende über 500 Euro hat die ‚Stiftung Krankenhaus Fürstenhagen‘ aus Hessisch Lichtenau gemeinsam mit dem Verein ‚Förderung der Autonomie Behinderter‘ aus Kassel dieser Tage einer Aussiedlerfamilie mit zwei behinderten Kindern aus einer unverschuldeten Notlage geholfen, berichtet «Kobinet-Nachrichten» am 7. Februar. Die 2001 gegründete Stiftung habe sich zum Ziel gesetzt, in der Region Nordhessen bevorzugt alten, kranken, behinderten oder bedürftigen Mitbürgern schnelle und unbürokratische Hilfe zu leisten. Bislang habe sie alleine oder gemeinsam mit anderen karitativen Einrichtungen insgesamt etwa 30.000 Euro ausgezahlt.
Russlanddeutsche Wanderausstellung in Kinderhaus
Kinderhaus – Die Wanderausstellung der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland über die Geschichte der Russlanddeutschen wird bis zum 2. März im Heimatmuseum des Ortes Kinderhaus gezeigt, schreibt die «Münstersche Zeitung» am 7. Februar. Präsentiert werde sie von Ausstellungsleiter Josef Schleicher. Einige Schautafeln seien von einer lokalen Gruppe Russlanddeutscher gestaltet worden. Darauf würden die Geschichten einiger Familien dokumentiert, die in Kinderhaus ein neues Zuhause gefunden haben. Die Ausstellung ist Teil der Reihe ‚Neue Heimat in Kinderhaus‘, in der jedes Jahr eine andere Migrantengruppe vorgestellt wird. Im vergangenen Jahr waren es Zuwanderer aus dem Irak.
Bewährung für jungen Russlanddeutschen
Eggenfelden – Mit knapper Not ist ein alkoholkranker 19-Jähriger trotz massiver Vergehen an einer Gefängnisstrafe vorbeigekommen. Der junge Mann hatte trotz Bewährung in Eggenfelden einem anderen Jugendlichen das Nasenbein gebrochen und wenige Tage später in einem Geschäft Zigaretten gestohlen, berichtet der «Rottaler Anzeiger» am 5. Februar. Der Russlanddeutsche habe schon seit frühester Jugend als besonders aggressiv gegolten und bereits über ein Jahr in Haft gesessen. Doch zwischen den jüngsten Taten und dem Gerichtsverfahren „scheint sich der Bursche um 180 Grade gedreht zu haben“, heißt es in der Zeitung. Er habe eine feste Arbeitsstelle, keinen Alkohol mehr angerührt und Hilfe bei einer ambulanten Suchtberatung gesucht. Auch sein Bewährungshelfer habe sich für eine erneute Bewährungsstrafe ausgesprochen, verknüpft mit einem Anti-Aggressionstraining. „Der Aufenthalt im Gefängnis bringt nichts, das haben wir bei seiner ersten Haft gesehen. Dort hat er sich an die russlanddeutsche archaische Gruppe angepasst und nur noch deren Gesetze akzeptiert“, sagte der Sozialarbeiter. Das Gericht schloss sich der Meinung an und verurteilte den Spätaussiedler zu zwei Jahren Haft – erneut auf Bewährung.
Theaterstück für junge Spätaussiedler
Schwetzingen – Die Aufführung ist nicht öffentlich, sondern ausschließlich für jugendliche Spätaussiedler bestimmt, heißt es in der «Schwetzinger Zeitung» am 9. Februar. Das Blatt berichtet über das Stück ‚Deutschland.ru‘, eine Produktion des privaten Stuttgarter Theaters ‚Boris & Konsorten‘, das im Rahmen des baden-württembergischen Förderprogramms ‚Kriminalpräventive Modellprojekte‘ landesweit angeboten wird. Am 19. Februar wird es in der Schwetzinger Hildaschule gezeigt. Bei der zweisprachigen Aufführung geht es um die Geschichte eines Aussiedlers, der auf die schiefe Bahn geraten ist. Der unheilvolle Weg des Jugendlichen beginne mit Alkohol und führe über Drogen und Gefängnis in den frühen Tod, schildert die Zeitung. Über das interaktive Stück sollen die jungen Zuschauer erkennen: „In diesem Land habe ich eine Chance.“ Ein besonderes Augenmerk werde darauf gelegt, wie die Polizei durch die Jugendlichen wahrgenommen wird. Nach der Aufführung können die Besucher mit einem Polizisten sprechen, der die Veranstaltung mit Olga Dietz, Leiterin des MAXX Jugendclubs für Spätaussiedler, begleitet. Der 34-jährige Hauptdarsteller Alexej Boris von ‚Boris & Konsorten‘ stammt selbst aus Russland.
Projektende kein Anlass zur Wehmut
Kyritz – Zwei Jahre lang hat die Stuttgarter Robert-Bosch-Stiftung das Projekt ‚Tandem‘ des Vereins Stattwerke im brandenburgischen Kyritz unterstützt, berichtet die «Märkische Allgemeine» am 7. Februar. Ziel sei eine bessere Integration vor allem jugendlicher Aussiedler gewesen, die speziell mit der Förderung in Ausbildung und Beruf erreicht werden sollte. Nun sei der Förderzeitraum zwar abgelaufen, ein abruptes Ende des Projekts aber nicht zu befürchten. Mit ‚Tandem‘ seien Arbeitsformen entstanden, die sich fortführen ließen, meint Stiftungs-Mitarbeiterin Viola Seeger. Die erfolgreichsten Elemente dürften wohl in andere Integrationsvorhaben eingebaut werden. Niemand wolle das Netzwerk, das mit dem Projekt aufgebaut worden sei und das auch Wirtschaft, Behörden und Verwaltungen einschließe, einfach aufgeben, bestätigte die Ausländerbeauftragte des Landkreises Kyritz. Tatjana Fesenko vom Stattwerke-Verein meint: „Wir haben Strukturen aufgebaut, die man weiter nutzen kann.“ Das absehbare Ende von ‚Tandem‘ sei kein Anlass zur Wehmut. „Es wäre ja auch langweilig, wenn wir immer dasselbe machen müssten.“