Zu solcher Besinnlichkeit lädt das Fotoprojekt „Nascha Duchownost“ / „Unsere Werte“ ein, das derzeit im Deutsch-Russischen Haus in Moskau zu sehen ist. Die Ausstellung unter der Leitung von Natalija Makarowa zeigt teils sehr verfallene Kirchen in der Umgebung der Wolgastadt Engels (Gebiet Saratow) und war Ende August im dortigen Deutschen Kulturzentrum vorgestellt worden war. Auf den Bildern der Fotografin Maria Ignatowa sind lutheranische und katholische Gebäude zu sehen, die sich durch die Stürme des vergangenen Jahrhunderts gerettet haben. Jahrzehntelange Vernachlässigung schließlich hat sie in einen Zustand der Verwüstung versetzt.
Manche der Bauten aus dem 19. Jahrhundert sind inzwischen weitgehend von der Natur überwuchert. Auf den Bildern sind keine Menschen zu sehen, und auch sonst hat die Fotografin jedes Beiwerk heutiger Zivilisation vermieden. So entsteht der Eindruck, dass die Kirchenbauten, früher Mittelpunkt der Gemeinden, nun gleichsam außerhalb jedes gesellschaftlichen Bezugsrahmens stehen. Die erzwungene Abwesenheit der früher hier ansässigen katholischen und evangelischen Gemeinden wird in dem ruinösen Zustand der Kirchen greifbar. Ein Stück russlanddeutscher Geschichte, kaum wieder zu beleben, wird in den Fotodokumenten vor dem Vergessen bewahrt.
Das Projekt wurde von der Deutschen Botschaft in Moskau unterstützt. Interessierten ist es zudem im Internet unter www.foto.zdk-engels.ru zugänglich, wo die Fotografien mit Hintergrundinformationen in russischer und teils in deutscher Sprache versehenen sind. (© ORNIS/Bojan Krstulovic, 28. November 2006)
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